Naturschutz als möglicher Retter der Marchfelder Schnellstraße
Viel diskutiert wird seit Längerem das Straßenbauprojekt der Marchfeld Schnellstraße (S8). Grund für das Hin und Her bei dem Projekt ist der kleine Vogel Triel. Weil die Trasse der geplanten S8 durch ein Gebiet führt, in dem der im Marchfeld vom Aussterben bedrohte Vogel nistet. Das Projekt liegt mittlerweile beim Bundesverwaltungsgericht (BVwG). Die Asfinag befürchtete zuletzt das Aus für die Straße, wie der KURIER berichtete.
Am gestrigen Dienstag wurden die Karten neu gemischt, zumindest teilweise. Denn das Land Niederösterreich hat einen Beschluss gefasst: Das Vogelschutzgebiet wird um knapp 300 Hektar vergrößert – ausgerechnet dadurch soll das Straßenprojekt gerettet werden. Durch den Beschluss hofft man, das BVwG-Verfahren neu anzukurbeln. Laut Asfinag war das Ermittlungsverfahren nämlich schon abgeschlossen, das Ergebnis aber noch ausständig.
Ausnahmeregel möglich
Jetzt bestünde eine neue Rechtsgrundlage, wodurch man sich einer Wiederöffnung des Ermittlungsverfahrens erhofft. Nun könnte laut Asfinag nämlich eine naturschutzrechtliche Ausnahmeregelung zur Anwendung kommen.
Bereits Anfang März hatte die Asfinag beim BVwG beantragt, das Ermittlungsverfahren fortzusetzen. Dabei legte man auch ein Maßnahmenpaket vor, wie man das bereits vorhandene Schutzgebiet für den bedrohten Triel attraktiver gestalten könnte. Zusätzlich richtete man sich in einem offenen Brief an den niederösterreichischen Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko ( ÖVP), in dem man um die Erweiterung des Schutzgebietes bat.
Die nö. Landesregierung ist dieser Bitte am Dienstag nachgekommen. „Das Land Niederösterreich steht zum Bau der Marchfeld Schnellstraße, um den betroffenen Menschen mehr Lebensqualität und der Wirtschaft die Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung zu ermöglichen. Aus diesem Grund ist die Landesregierung heute dem Ersuchen der Asfinag nach einer Anpassung des Schutzgebietes einstimmig nachgekommen“, betont Schleritzko.
„Wir hoffen, dass das BVwG alle Maßnahmen – auch die des Landes NÖ – würdigt und in die Entscheidung zur weiteren Vorgehensweise einfließen lässt“, hieß es am Dienstag auf KURIER-Nachfrage seitens der Asfinag.
Kritische Reaktionen
Zögerliche Zustimmung zu dem neuen Beschluss gab es von der Bezirksorganisation der Grünen aus Gänserndorf: „Wenn Vogelschutzgebiete ausgeweitet werden, ist das immer zu befürworten. Auch wenn der Hintergedanke sein mag, dass sich die geschützten Tiere irgendwo außerhalb der Schnellstraßentrasse ansiedeln, damit die S8 doch noch gebaut werden kann.“
Den Bau der Straße hält man dennoch nicht für sinnvoll. Grünen-Bezirkssprecherin Beate Kainz sagt: „Wir gehen davon aus, dass inzwischen sämtlichen Entscheidungsträgern bewusst sein muss, dass die Forderung nach einer Schnellstraße nicht mehr zeitgemäß ist.“ Kritischer sieht das Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation Virus und der Bürgerinitiative Marchfeld: „Es ist grenzwertig, dass das Gebiet nur vergrößert werden soll, um es dann durch die S8-Marchfeld Schnellstraße zerstören zu können.“
Entlastung der Orte
Die Marchfeld Schnellstraße wird den Bewohnern der Region seit vielen Jahren angekündigt – als Verbindung zwischen Wien und Bratislava. Gemeinden wie Strasshof, Deutsch Wagram oder Gänserndorf an der Bundesstraße 8 sollen entlastet werden.
Dort stauen derzeit fast täglich rund 35.000 Fahrzeuge – vielfach Lkw – mitten durch die Ortschaften.
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