Nach Belästigungsvorwürfen an Musikschulen: Neue Schulleiter eingesetzt
Mobbing, rassistische Äußerungen und sexuelle Übergriffe – die Vorwürfe, die Mitte Dezember gegen einen Musikschuldirektor im Weinviertel publik wurden, wogen schwer. Auch deshalb, weil es unmittelbar danach weitere Meldungen von Missständen an Musikschulen in Niederösterreich gab.
In Himberg (Bezirk Bruck an der Leitha) verlor ein langgedienter Lehrer nach einer Krisensitzung am 23. Dezember seinen Job. Die Direktorin und Eltern hatten schwere Anschuldigungen gegen ihn erhoben. Das Strafverfahren gegen den Mann wurde jedoch im März eingestellt, da eine „Tatverwirklichung“ sexueller Übergriffe nicht nachgewiesen werden konnte.
Rechtsstreit in Himberg
Nach dem Rauswurf kam es zu weiteren personellen Konsequenzen. Die ehemalige Direktorin war bei der Gemeinde in Ungnade gefallen, weil sie die Missstände mit aufzeigte. Man einigte sich auf eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses. Akkordeonist Stefan Mancic wurde mit der interimistischen Leitung der Musikschule betraut. Die Stelle wird ausgeschrieben und soll im Herbst fix besetzt werden, sagt Himbergs Bürgermeister Ernst Wendl.
Doch damit ist die Causa noch nicht beendet. Der betroffene Lehrer bekämpfte seine Entlassung vor dem Arbeitsgericht – und bekam Recht. Dennoch ist man seitens der Gemeinde strikt dagegen, den Pädagogen wieder einzustellen. Ein längerer Rechtsstreit droht.
Nachfolger
Im März wurden dann dem Leiter der Musikschule Mödling Belästigungsvorwürfe zum Verhängnis. Der Direktor, der alle Anschuldigungen bestreitet, ist seinen Job los, einigte sich jedoch mit der Stadtgemeinde auf eine einvernehmliche Trennung. Ein Rechtsstreit wie in Himberg ist damit vom Tisch.
Und es gibt hier – wie auch im Weinviertel – bereits einen Nachfolger. Gitarrelehrer Clemens Schmidt wurde am 30. Juni offiziell zum Direktor bestellt. Fast 40 Lehrende und rund 1.200 Schüler sowie die drei Standorte Mödling, Guntramsdorf und Münchendorf stehen zukünftig unter der Verantwortung des 37-Jährigen.
"Kaum noch Meldungen"
Kritik gab es in allen drei Fällen am Musikschulmanagement des Landes sowie an der Politik. Die Vorwürfe gegen die Lehrkräfte seien zum Teil schon seit Jahren bekannt gewesen, unternommen worden sei dagegen nichts. Das Land reagierte mit der Einrichtung einer Ombudsstelle, bei der alle Beschwerden gesammelt werden. Knapp 80 solcher Meldungen aus 16 verschiedenen Schulen gingen bis März dieses Jahres ein, wie Christine Rosenbach, bisherige Gleichbehandlungsbeauftragte des Landes NÖ, bestätigte.
Nur an den drei genannten Schulen sei es jedoch um Belästigung gegangen, in den übrigen Fällen um organisatorische Streitthemen.
Seither sei es ruhig geworden. „Es gab kaum noch Meldungen“, heißt es auf KURIER-Nachfrage aus dem Büro der – mittlerweile pensionierten – Gleichbehandlungsbeauftragten. Jedenfalls keine einzige in Zusammenhang mit möglicher sexueller Belästigung. Angaben von Betroffenen wurden zusammengefasst und anonymisiert an die Bildungsdirektion Niederösterreich übermittelt.
127 Musikschulen mit über 60.000 Kindern und Jugendlichen gibt es im Bundesland.
Kommentare