Mieterstreit: Wirtin muss beim Schnitzelbraten frieren

Lingxian Wu steht mit Daunenmantel am Herd. Es hat kaum mehr als sechs Grad
Seit um einen neuen Mietvertrag gestritten wird, ist die Heizung kalt. In Speiselokal und Wohnung hat es kaum mehr als 6 Grad.

In der Küche hat es – dank der Abwärme der Elektrogeräte und Pfannen – zumindest ein paar Grad plus. Im Gastraum herrscht hingegen seit Dezember Eiseskälte. Das hat sich herumgesprochen. Die Kunden verirren sich höchstens noch zur Abholung des Cordon bleu, Thai-Curry oder der Acht Schätze in den „Schnitzel-Fan“ in Payerbach (Bezirk Neunkirchen).

Gastronomin Lingxian Wu (45) steht in langer Unterwäsche und dick eingepackt in einen Winterpulli, Daunenjacke und teils mit Haube in ihrem Imbisslokal an der Bundesstraße 27.

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Mieterstreit: Wirtin muss beim Schnitzelbraten frieren

Stimmung am Tiefpunkt

Seit Wochen hat die gebürtige Chinesin weder im Restaurant, noch in ihrer benachbarten Wohnung eine intakte Heizung. Sie und ihre 17-jährige Tochter Emmy Ye frieren nicht nur, auch die Stimmung ist am Tiefpunkt angelangt. „Die Mama ist mit den Nerven am Ende“, schildert die 17-jährige Tochter.

Ein Konflikt mit dem neuen Eigentümer des großen Hauses Zemlinsky in Payerbach hat die Familie in die missliche Lage gebracht. Mittlerweile sind nicht nur Bürgermeister Jochen Bous (Pro Payerbach) und die Wirtschaftskammer Neunkirchen mit dem Fall betraut, auch der Ternitzer Rechtsanwalt Dietmar Krammer hat sich für die Lokalbetreiberin eingeschalten.

Das Haus Zemlinsky, in dem sich mehrere Wohnungen, eine Pension mit Privatzimmern und unter anderem eben das Speiselokal befinden, wurde letzten August an eine polnische Immobilienfirma verkauft.

Mieterstreit: Wirtin muss beim Schnitzelbraten frieren

Rechtsanwalt Dietmar Krammer

Kurz darauf der Schock für die 45-jährige Chinesin. Obwohl sie einen unbefristeten Mietvertrag für das Speiselokal und die Wohnung hat, legten ihr die Eigentümer einen neuen Vertrag vor. „Mit einer saftigen Mieterhöhung“, wie die Gastronomin erklärt. Die Pacht für das Lokal sei von einem Tag auf den anderen von 600 auf 1.000 Euro angehoben worden.

Die Gastronomin fiel aus allen Wolken und holte Erkundigungen ein. Als sie sich weigerte, den neuen Vertrag zu unterzeichnen, wurde plötzlich die Heizung abgedreht und später – als es minus 10 Grad und weniger hatte – nur tageweise wieder eingeschalten.

Unlautere Methoden?

Seit Dezember sind die Heizkörper komplett kalt. Lingxian Wu vermutet, dass man sie mit dieser Masche dazu drängen möchte, den neuen Mietvertrag zu unterzeichnen.

Rechtsanwalt Dietmar Krammer sieht die Mieterin dagegen absolut im Recht. „Der unbefristete Vertrag muss von den neuen Eigentümern übernommen werden. Da gibt es keinen Zweifel“, erklärt der Jurist. Es werde ein gewisser Druck erzeugt, damit seine Mandantin einen neuen Vertrag unterschreibt. Gegen diese „unlauteren Methoden“ geht der Rechtsanwalt nun vor.

Das Abschalten der Heizung sei geschäftsschädigend, der Kontakt mit den Eigentümern in Polen mehr als schwierig, erklärt Krammer. Wegen der Sprachbarriere arbeiten sie beim Telefonieren mit einem Übersetzungsprogramm, schildert der Jurist. Tagelang sei überhaupt niemand erreichbar, sagt die Tochter der Lokalbetreiberin.

Wohlig warm

Offiziell heißt es vonseiten der Eigentümer, dass die Heizung defekt sei und sie deshalb manchmal ausfallen würde. Das halten alle Beteiligten für eine Schutzbehauptung. Denn im restlichen Gebäude und in der Pension funktioniere die Zentralheizung, die anderen Räumlichkeiten seien wohlig warm.

Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die Politik. Bürgermeister Jochen Bous hat von der misslichen Lage der Gastronomin erfahren. Der Ortschef hofft in der Angelegenheit auf ein rasches Einlenken der Vermieter. Er hat sich selbst der Sache angenommen. „Die Frau kocht bei Minusgraden in der Küche. Im Lokal ist es so kalt, dass kein Gast mehr dort bleibt. Das muss sich schleunigst ändern.“ Bis dahin haben die Gastronomin und ihre Tochter elektrische Heizstrahler aufgestellt.

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