Wiener Neustadt: Masterplan gegen Ruf als Betonhauptstadt

Wiener Neustadt kämpft seit Jahren gegen den Leerstand
Stadtentwicklungsplan 2030 als Leitfaden gegen weitere Bodenversiegelung präsentiert.

Mit den Zweitwohnsitzen hat Wiener Neustadt bereits 52.000 Einwohner und jährlich werden es um etwa 700 Personen mehr. Um städteplanerisch dieses rasante Wachstum auch managen zu können, arbeitet man seit Jahren mit Bürgerbeteiligung und Experten am Stadtentwicklungsplan (Step) 2030. Am Montag wurde das Ergebnis erstmals von der bunten Stadtregierung präsentiert.

Der Gemeinderat legt über die Raumordnung lokale Siedlungsgrenzen fest, womit eine weitere Bodenversiegelung an der Peripherie massiv eingedämmt werden soll. Um dennoch dem rasanten Wachstum zu entsprechen, habe der Wohnbau in der Innenstadt oberste Priorität.

Zentren in Schwung bekommen

Beispiele sind aktuell das Leiner-Areal, die Bahnhof-City, das Wohnbauprojekt beim Landesgericht und 70 neue Wohneinheiten in der alten Bawag. „Wenn wir Menschen nicht in die Innenstadt zurück bekommen, werden wir nicht erfolgreich sein. Ohne gezielte Maßnahmen bekommt man Zentren nicht in Schwung“, erklärt Thomas Knoll von „Knollconsult“, die den Stadtentwicklungsplan professionell begleitet haben.

Wiener Neustadt prosperiere, weil die Stadt Vorteile der Urbanität mit ländlicher Qualität vereine. „Wiener Neustadt bleibt damit auch in Zukunft die Stadt für’s Leben und schiebt einer willkürlichen Bodenversiegelung den Riegel vor. Das hat historische Bedeutung. De facto zum ersten Mal seit der Stadtgründung gehen wir derart strukturiert bei der Stadtplanung vor“, so ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger.

Der Step 2030, der am 7. März in einem Sondergemeinderat beschlossen werden soll, beinhaltet bereits konkrete Projekte. Dazu gehört der Generationenpark im Ungarviertel, wo rund um das Dierdorf-Stadtheim Betreutes Wohnen, ein Kindergarten und Grünräume entstehen.

Wiener Neustadt: Masterplan gegen Ruf als Betonhauptstadt

Robert Schweighofer (Magistrat Wiener Neustadt, Leiter Gruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Umwelt & Energie), Infrastrukturstadtrat LAbg. Franz Dinhobl, Thomas Knoll (Knollconsult), Bürgermeister Klaus Schneeberger, Gemeinderat Philipp Gerstenmayer, Umweltstadtrat Norbert Horvath und Stadt-Baudirektor Manfred Korzil

Grün- statt Bauland

In der Döttelbachsiedlung wird ein neues Viertelszentrum entwickelt. Neben dem ÖGB-Parkplatz in der Innenstadt ist die Gemeinde in der Martinsgasse Errichter eines Gesundheits- und Ärztezentrums.

Dass man es mit dem Step 2030 wirklich ernst meine, zeige auch der Wille, Planungssünden nicht weiter voran zu treiben. Deshalb wird ein 5.000 m2 großes Biotop-Gebiet hinter der Merkur-City von Bauland auf Grünland rückgewidmet. In der City gebe es konkrete Ideen für verkehrsberuhigte Begegnungszonen, wie beispielsweise in der Brodtischgasse.

Apropos Bodenversiegelung: Wiener Neustadt gilt im Städtevergleich des Umweltbundesamtes mit einem Bodenverbrauch von 583 Quadratmetern verbauter Fläche pro Einwohner als „Betonhauptstadt“ Österreichs. Allerdings werde hier mit irreführenden Zahlen gearbeitet, heißt es von Seiten der Stadt. Denn auch der Trockenrasen des Militärflugplatzes gelte wegen der Widmung als verbautes Gebiet. „Das sind sechs Prozent der gesamten Stadtfläche, die eine Versiegelung generieren, die es so nicht gibt“, betont Schneeberger.

Häuslbauer, die sich am Stadtrand Wiener Neustadts Hoffnung auf die Aufschließung neuer Bauplätze machen, wird der Step 2030 wenig freuen. Dies sei erst dann geplant, wenn innerstädtisch alle Maßnahmen zur Wohnraumschaffung ausgeschöpft sind.

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