Landwirtschaft: Dem Klimawandel das Wasser reichen
Wenig Schnee im Winter, Frost im späten Frühjahr, tropische Hitze und Unwetter im Sommer: Das heurige Erntejahr war für die Landwirte eine emotionale Achterbahnfahrt. Bei österreichischen Aushängeschildern wie Marillen, Birnen und Erdäpfeln haben sich die Erträge massiv reduziert, es gab Einbußen bis zu 80 Prozent. Nur Rüben und Wein sind trotz der Wetterlaunen gut ausgereift.
„Das heurige Jahr hat vielen die Augen geöffnet“, glaubt Lorenz Mayr, Vizepräsident der NÖ Landwirtschaftskammer und selbst Landwirt in Steinabrunn (Bezirk Korneuburg). Und damit meint er nicht nur die Bauern selbst, sondern auch die Konsumenten. Denn die Auswirkungen des Klimawandels beschränken sich nicht auf eine schlechte Ernte; es gehe um die Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln, die Erzeugung von Rohstoffen und in letzter Konsequenz auch um Arbeitsplätze.
Umso wichtiger sei es, die Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Dafür hat die NÖ Landwirtschaftskammer einen Zukunftsplan ausgearbeitet: Die Böden brauchen mehr Wasser und müssen geschont werden. Wie das gehen kann, weiß Mayr aus eigener Erfahrung; seit Jahren setzt er in seinem eigenen Betrieb auf einen intensiven Begrünungsanbau, der sich vielfach bewährt hat.
Das heißt: Seine Böden werden schonend bearbeitet. Der wertvolle Humus, der die oberste Schicht bildet, wird gehütet wie ein Schatz. Ein Pflug kommt bei Mayr schon lange nicht mehr aufs Feld, stattdessen werden die Felder gleich nach der Mahd im Herbst wieder begrünt. Im Frühjahr dann werden Feldfrüchte wie Rüben und Mais direkt gesetzt, ohne den Boden nochmals umzuackern. Denn: „Jeder Tropfen Wasser, der im Boden bleibt, ist wertvoll“, macht Mayr klar.
Stattdessen lässt er die Natur für sich arbeiten. Durch die Wurzelgänge der Pflanzen und Regenwürmer kann das Wasser direkt in den Boden eindringen. Das Blattwerk schützt den Boden vor Hitze und Regen prasselt nicht direkt auf die Erde, sondern auf das Grün. Zudem bewahren die Pflanzen den Untergrund vor Abschwemmungen, da sie eine Blockade bilden. Bei Erdäpfeln funktioniert das durch kleine Dämme, die in den Ackerfurchen mit Hafer gebildet werden.
Was sich mittlerweile bei vielen Landwirten durchgesetzt habe, seien Mehrnutzenhecken. Diese sind nicht nur ein wichtiger Schutz vor Wind, sondern fördern auch die Biodiversität. Eines ist für Mayr aber bei allen Maßnahmen ganz klar: Auf Dauer wird vor allem im Osten Niederösterreichs eine bodenschonende Bearbeitung nicht ausreichen, um genügend Wasser zu haben. „Es wird eine Bewässerung brauchen“, steht für ihn fest.
Das Grundwasser ist dabei oft keine Option, im Weinviertel liegt dieses nämlich viel zu tief. Stattdessen bräuchte es Speicherteiche. Knackpunkt sei dabei allerdings die nötige Infrastruktur, um das Wasser auf die Felder zu bekommen.
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