Die Unfallkommission kommt dabei zum selben Schluss wie der von der Staatsanwaltschaft eingesetzte Gutachter für Luftfahrt und Unfallanalyse. Demnach ist das Unglück auf schwerwiegende Pilotenfehler zurückzuführen. Der 50-jährige Kärntner Pilot Roland P. hat alle Sicherheitsvorschriften außer acht gelassen und trotz widrigster Wetterverhältnisse und Dunkelheit im Blindflug eine Landung in Wiener Neustadt versucht.
Diskussion um Landung
Die Bell 429 gehörte Haselsteiners privater Fluggesellschaft "Goldeck Flug". Am 21. November 2021 startete der Helikopter mit dem Unternehmer als Passagier nach einem Termin in Südtirol um 15.20 Uhr auf dem Flugfeld San Genesio nördlich von Bozen.
Pilot und Passagier diskutierten, ob eine Landung auch aufgrund des Wetters in Wr. Neustadt möglich sein würde. Laut Passagier ging man aber davon aus, dass dies nicht möglich sein würde und eine Landung am Außenlandeplatz am Semmering erforderlich werde, heißt es dazu im Bericht der Unfallkommission. Über dem Murtal in der Steiermark hatte der Pilot dann auf seinem iPad festgestellt, dass sich die Wetterlage über Wiener Neustadt leicht verbessert hatte, gab Haselsteiner zu Protokoll.
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Warum sich der Milliardär dann dennoch entschied, aus Sicherheitsgründen am Semmering aus der Maschine zu steigen, bleibt unbeantwortet.
Er kletterte jedenfalls bei laufenden Triebwerken gegen 16.40 Uhr aus dem Heli. Der Pilot plante, den Weiterflug nach Wr. Neustadt fortzusetzen und – falls wetterbedingt eine Landung nicht möglich sei – zum Außenlandeplatz am Semmering zurückzukehren, geht aus dem Bericht hervor. Vor dem Start kündigte Roland P. seine geplante Ankunft am Flugplatz Wr. Neustadt/Ost telefonisch an. Dies veranlasste die Betriebsleitung, die Pistenbefeuerung auf die maximal mögliche Helligkeit einzustellen, steht im Bericht.
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Während am Semmering noch klare Sicht herrschte, lag das südliche Wiener Becken in einer dichten Nebelsuppe, die Sichtweite betrug gerade einmal 100 bis 400 Meter. Das wusste auch der Pilot; dennoch ging er das Risiko ein. Der Flugplatz war zur Unfallzeit nur für Anflüge unter Sichtflugbedingungen zugelassen. Dafür sind Sichtweiten von zumindest 800 Metern vorgeschrieben.
Desorientiert
Wie die Radardaten zeigen, irrte die Maschine gegen 16.52 Uhr über das Flugplatzgelände. Die Flugspur beim Anflug auf den Flughafen und über dem Flughafengelände sowie die Umstände der Kollision mit dem Boden deuten stark auf eine räumliche Desorientierung des Piloten hin, heißt es im Unfallbericht. Er dürfte die Scheinwerfer am Boden nicht gesehen haben. Der darauffolgende "Suchflug" führte ihn über das nicht beleuchtete Rollfeld, wo der Helikopter im Boden einschlug und in Flammen aufging.
Laut Obduktion war der Pilot beim Aufprall sofort tot. Ein Hinweis auf beeinträchtigende Substanzen fand sich nicht.
Wieso ein erfahrener Pilot wie Roland P. mit 2.081 Stunden Gesamtflugerfahrung ein solches Risiko einging, darüber kann nur gemutmaßt werden. Zumal seine Erfahrung, gerade was Nachtlandungen anbelangt, als "gering" eingestuft wird. Eine Notwendigkeit für den Hochrisikoflug nach Wr. Neustadt erkennt die Kommission jedenfalls nicht. Zum Unfallzeitpunkt stand noch ausreichend Treibstoff für eine Flugzeit von etwa einer Stunde zur Verfügung, heißt es. Somit wären mehrere Ausweichflugplätze locker zu erreichen gewesen.
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