Donaupegel erreichte in Linz 7 Meter, Gebiete in NÖ überschwemmt
Dort, wo die Linzer normalerweise zum Sonnen und Baden liegen, steht derzeit alles unter Wasser. Der Alturfahrer Donaustrand ist geflutet, von den Bäumen, die um diese Jahreszeit als Schattenspender fungieren, sieht man derzeit nur mehr die Kronen.
Der Pegelstand lag Dienstagmittag bei 6,86 Meter und "wird noch steigen", hieß es von der Stadt Linz. Der Höhepunkt wird am heutigen Abend erwartet: Laut Hydrographischem Dienst soll der Pegelstand ab 19.30 Uhr auf 7,11 Meter steigen.
An Schutzmaßnahmen "wird die zweite Phase aufgebaut, bis acht Meter", erklärte George Kyriazis von der Abteilung Wasserbau. Die Stadt verordnete ein Geh- und Radfahrverbot für die Wege auf beiden Uferseiten und appellierte in einer Aussendung an die Bürgerinnen und Bürger, die Nähe des Wassers zu meiden, um kein Risiko einzugehen und die Arbeiten nicht zu beeinträchtigen.
Schifffahrt auf Donau steht still
Auch die Schifffahrt auf der Donau steht still. Nach und nach wurden Abschnitte gesperrt, am Dienstagmittag war die Donau in ganz Österreich – mit Ausnahme des Wiener Donaukanals – für die Schifffahrt gesperrt.
Die Feuerwehren sind seit den vergangenen Tagen im Dauereinsatz, die Hauptverkehrsadern sind gesperrt. "Für den Schiff-Tourismus ist die Lage derzeit schwierig, weil die Schiffe durch das Hochwasser nicht wegkommen. Für Schulklassen, die derzeit auf Linz-Woche sind, fallen auch alle Aktivitäten draußen flach. Es gibt aber genug Alternativen indoor", sagt Marie-Louise Schnurpfeil, Chefin des Linz Tourismus.
"Erinnerungen an Jahrhunderthochwasser"
Bei einem KURIER-Lokalaugenschein am Dienstagvormittag zeigte sich, dass das Hochwasser die Menschen eher auf die Straßen trieb, als sie abzuschrecken. Überall dort, wo man noch zur Donau gelangt, versammelten sich Menschengruppen, die Fotos vom Pegelstand der Donau machen und sich austauschten.
Für Anrainerin Gertrude kommen beim Anblick der Donau Erinnerungen an die Wasserflut hoch, die im August 2002 20 Prozent des Stadtgebiets im Regen versinken ließ. "Ich kann mich noch bestens an das Jahrhunderthochwasser von 2002 erinnern. Davon sind wir aktuell weit entfernt. Aber es werden natürlich unschöne Erinnerungen wach."
Diese Straßen sind nicht befahrbar
Durch das Hochwasser waren Straßen in und um Linz gesperrt, was zu Staus führte, wie der ÖAMTC berichtete. Die Unterführung bei der Nibelungenbrücke war bereits am Montag wegen Hochwasser gesperrt, Dienstag kamen die Obere Donaulände und die Obere Donaustraße dazu, ebenso die B3 von Grein bis Saxen (Bezirk Perg) und die Mauthausener Donaubrücke, hieß es vom ÖAMTC. Deswegen staute es in Linz unter anderem auf der Eferdinger Straße (B129) und Kremstalstraße (B137).
In gesamten Bundesland gab es seit Montagnachmittag rund 100 Einsätze, hieß es aus dem Landesfeuerwehrkommando. Vor allem galt es Keller auszupumpen oder überflutete Straßen bzw. Unterführungen vom Wasser zu befreien. Es seien aber auch viele Wohngebäude betroffen gewesen; etwa in Oftering (Bezirk Linz-Land), wo ein Feldrutsch vier Häuser traf und bis zu Brusthöhe in den Kellern stand.
In ganz Oberösterreich rüstete man sich vorab mit mobilem Hochwasserschutz am Inn und an der Donau. In der Nacht wurde der Hochwasserschutz aufgebaut. Die Prognosen wurden wegen des Starkregens deutlich nach oben korrigiert - vor allem für Schärding. Hier wurden noch Montagabend die Innpromenade und der Parkplatz Schiffsanlegestelle gesperrt und in der Nacht weitere Elemente des mobilen Hochwasserschutzes verbaut.
Hochwasserwelle war höher als erwartet
Die zweite Hochwasserwelle fiel höher aus als erwartet. Die Niederschläge der vergangenen Nacht waren in die Prognosen nicht eingerechnet worden, der Inn brachte den Starkregen aus den Nordalpen schneller als erwartet, erklärte Christian Wakolbinger vom hydrographischen Dienst Oberösterreich.
Der Inn sollte in Schärding bis auf 6,50 Meter ansteigen. „Auf Grund des langsam prognostizierten Rückgangs werden der Abbau des Hochwasserschutzes und die Reinigung vermutlich erst im Lauf des Mittwochs beginnen können“, so Feuerwehrkommandant Markus Furtner.
Es handle sich in Oberösterreich um ein reines Transithochwasser, da die oberösterreichischen Zuflüsse wie Enns und Traun keine massiven Hochwässer führen, erklärte Christian Wakolbinger vom hydrographischen Dienst Oberösterreich. Er sprach von einer „flachen Welle“, daher werde das Wasser über den Nachmittag hoch bleiben.
"Donau steigt seit zwei Tagen"
„Die Donau steigt seit zwei Tagen gleichmäßig an“ und führe immer noch Regen aus dem bayrischen Raum ab. Der Inn war vorige Nacht ebenfalls stark überregnet „und fließt als Gebirgsfluss schneller mit schärferen Spitzen“, erklärte der Experte. Dienstagvormittag war eine Entspannung der Gesamtsituation absehbar, weil keine neuen Niederschläge prognostiziert waren.
Auf eine stärkere Überflutung als gestern noch prognostiziert stellen sich die Gemeinden entlang der Donau in Niederösterreich ein. Im ganzen Bundesland wurden laut Klaus Stebal vom Landeskommando Niederösterreich mehr als 410 Einsätze seit Montag um 16.00 Uhr verzeichnet. Rund 500 Feuerwehren rückten etwa zu Auspumparbeiten oder verunreinigten Straßen aus, es habe sich aber um „nichts Dramatisches“ gehandelt, meinte der Sprecher des Landeskommandos.
Am stärksten betroffen waren die Bezirke Tulln, St. Pölten, Melk und Krems. Überflutet wurden beispielsweise Keller sowie Treppelwege. Im Bezirk Korneuburg wurde die B6 im Raum Ernstbrunn wegen Überflutungen teilweise gesperrt. An einigen Stellen, etwa im Bezirk Amstetten oder in Kritzendorf, einem Teil der Stadtgemeinde Klosterneuburg (Bezirk Tulln), trat die Donau über die Ufer.
Im Bezirk St. Pölten führte Starkregen laut einer Aussendung zu zahlreichen umgefallenen Bäumen, überschwemmten Straßen und Kellern sowie Verklausungen in Flüssen und Bächen. Besonders betroffen waren landwirtschaftliche Flächen, die zum Teil massiv überschwemmt wurden. Mitunter wurde Geröll von Äcker auf Verkehrsflächen geschwemmt, berichtete das Bezirkskommando.
So wird Pegelstand der Donau weiter steigen
Im St. Pöltner Stadtteil Pottenbrunn trat der Saubach über die Ufer und verursachte erhebliche Schäden. „Die Lage war zunächst sehr angespannt,“ berichtete Bezirksfeuerwehrkommandant Georg Schröder. „Unsere Einsatzkräfte haben ihre Kräfte gebündelt, um die überschwemmten Keller leerzupumpen, umgestürzte Bäume zu beseitigen und die Verklausungen an den Bächen zu lösen.“ Die Feuerwehren im Bezirk wurden rund 80 Mal alarmiert.
Die Donauau ist auch bei Ardagger bereits teilweise überschwemmt. Die Prognose für die Donau ist bis heute Mitternacht noch steigend, berichtet Johannes Pressl, der Bürgermeister von Ardagger und österreichischer Gemeindebundpräsident. Es sei im Moment davon auszugehen, dass die Donau dann bis zu einem Meter hoch über den Treppelweg bei Ardagger überlaufen werde, warnt er die Bevölkerung. Einige Lahnen im Machland würden damit einige Meter Wasserstand aufweisen. Die Landesstraße in Richtung Wallsee von Ardagger Markt kommend ist mittlerweile seit den frühen Morgenstunden gesperrt. Die Durchfahrt Empfinger Au sei ebenfalls nicht mehr möglich.
Wildtiere suchen Schutz
Für das Augebiet und auch die Randbereiche bittet Pressl um Achtsamkeit. Vor allem Wildtiere suchen jetzt Schutz in den Randbereichen vor den Fluten und sollen nicht noch zusätzlich geschreckt werden.
Grundsätzlich besteht für die Feuerwehren in NÖ derzeit noch keine Hochwasserwarnung. Die Vorwarnstufe wurde aber bereits aufgerufen, mancherorts, wie in Ybbs im Nibelungengau wurden auch bereits stellenweise mobile Hochwasserwände errichtet.
Stark betroffen ist derzeit auch der Bezirk Krems: Die Ortschaften im Süden von Krems und der Ort Senftenberg wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt standen 27 Feuerwehren mit über 200 Kräften im Einsatz. Bis in die Nachtstunden wurden mehr als 250 Notrufe abgearbeitet. Mehrere Feuerwehren mussten zu Vermurungen, Felsstürzen, Auspumparbeiten und Überschwemmungen ausrücken.
Zugverkehr eingestellt
Die Marktgemeinde Paudorf wurde dabei am schwersten getroffen. Während die ersten Einsatzkräfte zu Unwettereinsätzen ausrückten, überschwemmte das Unwetter die Dorfstraße von Höbenbach. Mehrere Straßen im Gemeindegebiet mussten wegen starker Überschwemmungen gesperrt werden. Auch der Zugverkehr musste durch eine Überschwemmung eines Bahnübergangs eingestellt werden.
Sattelschlepper im Burgenland von überschwemmter Fahrbahn abgekommen
Unbemerkt blieben die Wassermassen auch im Burgenland nicht. Ein Lastwagen ist am Dienstag in Badersdorf (Bezirk Oberwart) von einer überschwemmten Fahrbahn abgekommen. Die Feuerwehr konnte den Sattelschlepper mittels Seilwinde herausziehen, berichtete die Stadtfeuerwehr Oberwart. Nach den Unwettern am Montag waren die Mitglieder der Stadtfeuerwehr bis in die frühen Morgenstunden am Dienstag noch mit Pumparbeiten und Aufräumarbeiten beschäftigt, hieß es weiters.
Zahlreiche überflutete Keller mussten durch die Feuerwehren ausgepumpt werden und Straßen gereinigt werden. Die Aufräumarbeiten hielten die Feuerwehren bis spät in die Nacht in Arbeit. Neben den Einsatzkräften halfen auch die Ortsbewohner und die Gemeindemitarbeiter mit deren Maschinen mit.
Der letzte Einsatz, der am 3. Juni alarmiert wurde, war ein Hochwasser auf der Fladnitz für die Feuerwehr Paudorf. Nach rund 2 Stunden konnte auch dieser abgearbeitet werden. Gegen 3 Uhr morgens konnten die letzten Feuerwehren einrücken und die Einsatzbereitschaft wiederherstellen.
Die Aufräumarbeiten werden jedoch auch in den nächsten Tagen noch im Gange sein.
Kommentare