"Hier wurde Geld verschenkt": Banker muss für faule Kredite ins Gefängnis

Symbolbild
Prozess: Unterlagen gefälscht, Daten manipuliert – mehr als eine Millionen Euro Schaden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

War es fehlgeleiteter Ehrgeiz, wie der Angeklagte beteuert? Oder „erhebliche kriminelle Energie“, wie es der Staatsanwalt formuliert? Über mehrere Jahre hinweg soll der Filialleiter einer Bank im südlichen Niederösterreich Kredite ohne Besicherung vergeben und dafür auch offensichtlich gefälschte Unterlagen verwendet haben. Der Schaden: mehr als eine Millionen Euro.

Dafür muss der ehemalige Banker nun ein Jahr hinter Gitter - nicht rechtskräftig. Auch jene Männer, die ihm nicht zahlungskräftige Kunden vermittelt haben, wurden am Landesgericht Wiener Neustadt verurteilt.

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Mit ihm saßen auch jene Kunden auf der Anklagebank, die Geld annahmen im Wissen, es nicht zurückzahlen zu können. Dafür habe der Mann Provisionen kassiert, warf ihm die Staatsanwaltschaft vor. Doch das bestritt der 45-Jährige. „Nur einmal habe ich mich leider dazu hinreißen lassen“, sagte er.

Im Übrigen habe sein Ehrgeiz zur Vergabe der faulen Kredite geführt. „Ich wollte meinem Vorgesetzten zeigen, dass ich mit meiner kleinen Filiale mehr Umsatz erwirtschaften kann, als er mit seiner großen.“ Denn in einer vorbereiteten Rechtfertigung, die er im Gerichtssaal verlas, stellte der Angeklagte klar: „Mein Ziel war es, eines Tages Vorstandsvorsitzender zu werden.“

Dubioser Vermittler

So war es zu einer kuriosen Allianz mit einem serbischen Gebrauchtwagenhändler aus Wien gekommen, der ihm reihenweise Kunden vermittelte, die auf legalem Weg keinesfalls Aussicht auf einen Kredit gehabt hätten. Doch der 45-Jährige „spielte sich mit den Zahlen, bis es gepasst hat“, wie es eine Kundin in ihrer Aussage formulierte.

Heißt in der Praxis: In die Haushaltsrechnung wurden falsche Zahlen eingesetzt, gefälschte Lohnzettel, Meldescheine oder Dienstverträge wanderten zu den Akten. „Ich habe ihn immer wieder gebeten: Bring mir gute Kunden. Aber das ist nicht passiert“, sagt der 45-Jährige über den als „Vermittler“ mitangeklagten Autohändler.

Provisionen kassiert?

Als dieser – nach Privatkonkurs – selbst einen Kredit wollte, wurde dieser von einem Bekannten aufgenommen, der ihm über einen weiteren Bekannten vermittelt wurde. 100.000 Euro erhielt der Serbe, 150.000 sollte er zurückzahlen, um den übrigen drei Beteiligten Provisionen zukommen zu lassen, heißt es in der Anklage. Auch der Autohändler habe jeweils für vermittelte Kredite die Hand aufgehalten. Dies bestritten beide freilich. Man habe selbst nicht von der Vermittlung profitiert, behaupteten sie.

„Kredittourismus“

„Hier wurde Geld verschenkt. Und das hat sich herumgesprochen, bald entstand ein regelrechter Kredittourismus“, sagte der Staatsanwalt. Der 45-Jährige meinte zu seinen Beweggründen: Die Filiale habe seit Jahren rote Zahlen geschrieben, daher sei bereits die Schließung angedroht worden. „Ich habe die Chance gesehen, dass meine Filiale besser dasteht.“

Als Kunden nicht mehr zahlen konnten, verschob der Mann Geld von anderen Konten, um eine Fälligstellung des Kredites und damit das Auffliegen seines Systems zu verhindern.

Die Vorgänge wurden von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft minutiös dokumentiert. Zahlreiche Aktenordner stapelten sich im Saal. Der Prozess dauerte insgesamt fast zwei Monate, die Urteilsverkündung rund eineinhalb Stunden. Auch der Gebrauchtwagenhändler wurde zu 24 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, 16 davon bedingt, die übrigen Mitangeklagten kamen mit bedingten Haftstrafen davon.

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