Illegal getöteter Kaiseradler: GPS-Sender in die Donau geworfen
Die jüngsten Fälle eines vergifteten Kaiseradlers in Stetteldorf am Wagram (Bezirk Korneuburg) und der Abschuss eines weiteren Exemplars im Marchfeld sind aktuell nur die (bekannte) Spitze des Eisberges, was das akut massiv ausufernde Problem der Wildtierkriminalität im Osten Österreichs anbelangt. Denn hinter den Kulissen gibt es seit Jahresbeginn weit mehr Fälle, als jene, die von der Tierschutzorganisation BirdLife Österreich am Donnerstag bekannt gemacht wurden.
"Bermuda-Dreieck"
Gerade die Donau-Auen und die Bezirke Tulln, Korneuburg und Gänserndorf sind eine Art „Bermuda-Dreieck“ für die streng geschützten Könige der Lüfte, wie die Spezialisten für Wilderei und Wildtierkriminalität des NÖ Landeskriminalamtes bestätigen. Seit Februar wurden zwei Kaiseradler im Raum Korneuburg und Gänserndorf (Tatzeit 27. Februar in Engelhartstetten) erschossen. Am 12. April wurde der vergiftete Kaiseradler in Stetteldorf am Wagram entdeckt.
Täter hinterließ Spuren
Außerdem, so die Polizei, starb am 27. Mai zwischen 09.48 und 09.58 Uhr ein weiblicher Kaiseradler auf einem Feld zwischen Hasendorf und Tautendorf im Bezirk Tulln. Die Ermittler konnten anhand der GPS-Daten des besenderten Adlers den Fall minutiös nachvollziehen.
Um 21.47 Uhr dürfte ein bislang unbekannter Täter den Adler aufgenommen und in ein Fahrzeug verladen haben. Nach ersten Auswertungsergebnissen wurde der Sender vermutlich in Zwentendorf an der Donau ins Wasser geworfen und dürfte anschließend im Fluss bis nach Tulln getrieben sein. „Der ausgewertete Sender des Kaiseradlers lieferte Hinweise auf den genauen Abschussort und die Entsorgungsroute, doch bisher gibt es keine konkreten Hinweise auf die Täter“, so die Kriminalisten rund um das Team von Chefinspektor Christian Ebner vom LKA.
Dazu kommen eine ganze Reihe anderer Delikte. In Untergrub im Bezirk Korneuburg wurde am 21. Jänner ein Mäusebussard erschossen, am 7. Mai ein Turmfalke in Langenlois. Am 24. Mai wurde in Wolkersdorf im Bezirk Mistelbach ein vergifteter Rotmilan gefunden und der Fall zur Anzeige gebracht. Im Burgenland wurden heuer Vergiftungen eines Seeadlers bei Neusiedl am See sowie eines Rotmilans bei Rechnitz im Bezirk Oberwart bekannt.
Aufzucht der Jungen
Die Gründe für die illegale Verfolgung der streng geschützten Tiere liegen für die Kriminalisten auf der Hand. Wie eine neue Studie unter Beteiligung der Umweltschutzorganisationen WWF und BirdLife Österreich zeigt, fliegen die gefährdeten Adler besonders auf die Natura-2000-Schutzgebiete.
Als wichtigste Hotspots für die Aufzucht des Nachwuchses haben sich die niederösterreichischen March-Thaya- sowie die Donau-Auen herauskristallisiert. Für die Studie wurden die Sendedaten von 38 Seeadlern zwischen 2015 und 2022 wissenschaftlich ausgewertet.
Wie sich bei den Ermittlungen immer wieder zeigt, empfinden manche schwarze Schafe innerhalb der Jägerschaft die Greifvögel als Gefahr für die Population des Niederwildes (Fasan, Rebhuhn, Hase und Co) und greifen zu illegalen Mitteln, um die Könige der Lüfte loszuwerden. Im Weinviertel sind in den vergangenen Jahren mehr als 120 geschützte Greifvögel vergiftet oder abgeschossen worden, so die Polizei.
Wer Exemplare einer geschützten Tierart rechtswidrig tötet, dem drohen wegen „Vorsätzlicher Schädigung des Tier- oder Pflanzenbestandes“ oder Tierquälerei bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe. Zu Verurteilungen kommt es aber in den wenigsten Fällen, die Täter bleiben meist unerkannt.
Nervengift nachgewiesen
Was den vergifteten Kaiseradler von Stetteldorf am Wagram anbelangt, wurde bei einer toxikologischen Untersuchung das verbotene Nervengift Carbofuran nachgewiesen. Ein Stoff, der früher als Pestizid im Einsatz war, aber seit 2008 in der EU verboten ist.
Verdächtige Wahrnehmungen sind an das Landeskriminalamt NÖ unter 059 133 30 3333 erbeten.
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