NÖ: Bürokratie kostet Wirtschaft drei Milliarden Euro pro Jahr

Wirtschaftsflaute, Inflation, hohe Löhne und letztendlich immer massivere Kosten zur Bewältigung der aufgebürdeten Bürokratie machen den Unternehmen zu schaffen. 53 Millionen Arbeitsstunden im Wert von drei Milliarden Euro kostet die Bürokratie der gewerblichen Wirtschaft in Niederösterreich pro Jahr.
Anhand dieser Ergebnisse einer neuen Studie schlägt NÖ Wirtschaftskammerpräsident Wolfgang Ecker Alarm: "Da läuft etwas massiv schief, so kann es nicht weitergehen!“

Studienautorin Christina Enichlmair und WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker
Im Auftrag der WK wertete die Agentur KMU Forschung Austria Daten von 1.200 landesweit befragter Unternehmen aus. Dabei gaben Firmen quer durch alle Sparten bis auf den Bankensektor ihre Aufwände bei der Abarbeitung des breiten bürokratischen Spektrums an.
Die Erfüllung von Rechtsvorschriften, die mit Behörden, Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden abzuarbeiten sind, verschlingen hochgerechnet auf die rund 111.000 nö. Unternehmen 7,4 Prozent der gesamten Personalkapazitäten. Dabei gehe es um 32.300 Vollzeitarbeitsplätze, berichtet die Studienautorin Christina Enichlmair.
Fünf Prozent Steigerung
Allein in den vergangenen drei Jahren stiegen die Kosten um netto fünf Prozent. Nach den Angaben der Firmen verschlingt der Bürokratieaufwand 2,5 Prozent des Umsatzes. Aufgerechnet auf jeden einzelnen Beschäftigten fielen 2023 5.900 Euro an, 2021 waren es noch 4.900 Euro.
"Wir sind keinesfalls gegen ordentliche Regeln und Gesetze innerhalb der wirtschaftlichen Aufläufe, aber der steigende Aufwand nimmt uns die Luft zum Atmen“, beklagt Ecker. Gerade jetzt würde man mehr Freiraum brauchen, um Ressourcen für Innovationen und Geschäftsentwicklung besser zu nutzen, fordert er.

Studienpräsentation: WK-Präsident Ecker, Forscherin Enichlmair
Die größten Zeitfresser mit rund 56 Prozent der drei Milliarden Gesamtkosten sind Vorgaben zur Buchhaltung, für Jahresabschlüsse, Steuern sowie Lohnverrechnung und Sozialversicherung. Besonders benachteiligt seien bei der Kostenaufteilung Ein-Personen- und Kleinunternehmen, für die die Vorgaben viel belastender und oft nicht mehr schaffbar seien, so Forscherin Enichlmair.
Neue Anfroderungen
Als neue immer intensive Quellen für noch mehr Bürokratie nannten die nö. Firmen die Bereiche Cybersecurity und IT-Sicherheit. Aber auch laufend neue EU-Vorgaben, wie beispielsweise beim EU-Lieferkettengesetz mit Pflichten im Bereich der Menschenrechte und des Umweltschutzes sorgen für Stress. Auch laufend neue Sicherheitsvorschriften und Regeln für die Genehmigung von Produkten und Anlagen werden als Kostentreiber genannt.
Als dringend erforderliche Maßnahmen gegen das Bürokratiemonster haben die die Experten etliche Maßnahmen parat. Einerseits die soll die Nutzung der Digitalisierung für Entlastung sorgen. Anderseits sollte es ein kontinuierliches Monitoring und eine intensive Prüfung neuer Gesetzesvorhaben auf bürokratische Mehrbelastungen geben.
WKNÖ-Präsident Ecker nannte es eine seiner Hauptaufgaben für die nächste Zeit, gegen diese Belastungen anzukämpfen, letztendlich stehe die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe am Spiel.
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