Gastronomie hat Heißhunger auf ein wenig Normalität

Gastronomie hat Heißhunger auf ein wenig Normalität
Lokale rechnen mit einem Ansturm ab dem 15. Mai und bereiten sich auf die besonderen Bedingungen vor.

Die Sehnsucht nach einer Pizza, einem Kaffeehausbesuch und einem Stück Normalität ist anscheinend größer als die Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Wenn am 15. Mai die Lokale ihren Betrieb wieder aufnehmen, können sie mit einem regelrechten Ansturm rechnen.

So ist es zumindest im Himmelblau am Wiener Neustädter Achtersee. Seit Tagen laufen die Telefone und der Mail-Eingang des Beachclubs heiß. „Wir sind zum Start so gut wie ausreserviert und an den darauf folgenden Tagen gibt es auch fast keine Plätze mehr“, schildert Geschäftsführer Roman Petek. Auf Grund der Größe des Clubs und der Terrassen ist die Personenbeschränkung pro Tisch von maximal vier Erwachsenen kein Problem.

Gastronomie hat Heißhunger auf ein wenig Normalität

Der Beachklub Himmelblau am Achtersee.

Viel mehr Sorge bereitet den mehr als 30 Angestellten, wie sie den ganzen Tag über mit den Masken im Gesicht überstehen sollen. „Aber es nutzt nichts zu jammern. Besser so, als gar nicht zu arbeiten“, sagt eine Kellnerin.

Viel Platz

„Endlich aufsperren und unter den Gästen sein dürfen“, wünscht sich auch Wirtin Angelika Kappl. Mit Spannung erwartet sie den geplanten Öffnungstermin ihres Restaurants und Hochzeitgasthofs in Biberbach im Mostviertel.

Gastronomie hat Heißhunger auf ein wenig Normalität

Wirteschwestern Angelika (li.) und Evelyn Kappl, geben sonntags in der Suppothek mehrere hundert Liter Rindssuppe ab.

Mit 250 Plätzen im Restaurant, 500 im Saal und noch viel mehr Platz im Gastgarten und auf der Terrasse könne man den Corona-Abstand von einem Meter leicht erfüllen.

Die Bedienung mit Schutzmasken werde eher wenig Problem darstellen – auf das korrekte Verhalten der großen geselligen Stammtischrunden zu achten schon eher, meint Kappl.

Ende der Kurzarbeit

Kappl und ihre Schwester Evelyn bekochten die Gäste auch in den vergangenen Wochen. Sie sind in der Region als „Suppenfeen“ bekannt. An Sonntagen wurden auch schon vor Corona literweise Rindssuppe samt Einlagen und andere Speisen aus dem Gasthof abgeholt.

„Eine App zum Bestellen und Bezahlen haben wir schon lange. Das war jetzt ein Riesenvorteil“, betont Angelika. Aber „der Umsatz ist ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Jetzt hofft sie, die Kurzarbeit für die zwölfköpfige Truppe bald beenden zu können.

Auch die Mitarbeiter des Hofbräuhauses am Steinertor in Krems werden von Lokalinhaber Othmar Seidl aus der Kurzarbeit zurückgeholt. Das Lokal wird so umgebaut, dass der Abstand eingehalten werden kann. 

Zusätzlich gibt es einen großen Biergarten, den Seidl als großen Vorteil sieht. „Ich freue mich auf das Aufsperren – als Gastgeber und als Konsument“, sagt der Gastronom.

Die Kellner werden mit Plexiglasschirmen ausgerüstet. „Ich glaube, es ist ein wichtiger Punkt, dass der Gast das Gesicht des Kellners sieht. Und es ist leichter, damit zu arbeiten“, sagt Seidl.

Auch die Konditorei Wagner aus Groß Gerungs öffnet ihre Kaffeehäuser in Zwettl und am Standort Groß Gerungs mit 15. Mai wieder. „Viele unserer Stammkunden haben gesagt, sie kommen und freuen sich, aber ich bin mir nicht sicher, wie der Zulauf bei den ganzen Auflagen wird“, sagt Chef Robert Wagner.

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Bettina Wagner von der Kaffee Konditorei Wagner in Groß Gerungs.

Den Mindestabstand zwischen den Tischen einzuhalten, werde kein Problem sein. Auch nicht der Mund-Nasen-Schutz und die Hygienebestimmungen, die Reservierungspflicht sieht Wagner allerdings kritisch.

„Wir haben viel Laufkundschaft, wie soll das funktionieren? Und ohne Schankbetrieb – gerade damit machen wir schnellen Umsatz“, sagt der Gastronom. Er hofft, dass sich bis zum Aufsperren noch etwas an den Auflagen ändert.

Gastronomie hat Heißhunger auf ein wenig Normalität

Die Familie Gasthuber hat sich dazu entschlossen ihr Restaurant noch nicht zu öffnen.

Einen anderen Weg geht die Familie Gasthuber aus Stockerau (Bezirk Korneuburg). Im gleichnamigen Restaurant  wird es ab 15. Mai noch kein Essen geben. „Wir haben uns dazu entschlossen, weiterhin auf Lieferung zu setzen und noch nicht zu öffnen“, sagt Chefin Ulrike Gasthuber.

Der  Grund dafür liegt im Kundenkreis des Restaurants. „75 Prozent unserer Stammkunden sind Hochrisikopatienten. Die würden nicht kommen und dann verlieren wir sie als Kunden, weil wir nicht mehr liefern könnten.“

Mundschutz
Beim Betreten und Verlassen des Lokals muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden 

Abstand Halten
Maximal vier Erwachsene (plus deren minderjährige Kinder) dürfen zusammen das Lokal besuchen. Zu allen anderen soll ein Meter Abstand gehalten werden 

Hygiene
Auf Umarmungen und Händeschütteln soll verzichtet werden. Sofern es möglich ist, soll man kontaktlos zahlen 

Reservierung
Wenn möglich, sollte man im Vorfeld einen Tisch reservieren

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