Frostige Stimmung im Obstgarten

Frostige Stimmung im Obstgarten
Aufatmen gibt es nur kurz. Die erwarteten kalten Nächte können den Marillen nochmals gefährlich werden.

Es war keine gute Woche für den Obstbau im Land. So viel ist sicher. Die drei Frostnächte haben vor allem die bereits blühenden Sorten massiv geschädigt. Wegen der untypisch zeitigen Blüte, ist die Marille besonders betroffen.

„Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war am schlimmsten“, sagt Wolfgang Lukas vom Referat Obstbau der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Das Fazit bei den Marillenbäumen sei aber nicht so negativ, wie erwartet: „Wir haben uns die Blütenknospen angeschaut und waren verblüfft, dass nicht alles kaputt ist. Je nach Lage und Sorte waren im Schnitt 15 bis 30 Prozent der Blüten noch gesund.“ Das bedeute, dass es zwar ganz sicher keine Rekordernte geben werde, aber auch, dass man zum momentanen Zeitpunkt noch nicht von flächendeckendem Totalausfall sprechen könne.

Heizen und Hoffen

Bei Marillenbäumen gibt es weniger Möglichkeiten, sie vor Frost zu schützen als zum Beispiel bei Apfelbäumen. „Es ist beheizt worden, aber nicht mit viel Erfolg, weil es ziemlich windig war. Das Anzünden von Frostkerzen bringt wenig, wenn mir der Wind die Wärme wieder wegbläst“, sagt Lukas.

Die Beregnung der Anlagen, die viele Landwirte nutzen, funktioniere bei Marillenbäumen beispielsweise kaum, sagt Gerhard Paradeiser, Landwirt in Fels am Wagram (Bezirk Tulln). Das Beregnen habe er daher bei seinen Marillen überhaupt aufgegeben. „Das hat mir schon vor Jahren mehr kaputt gemacht, als es genutzt hat.“

Bei der Frostschutzberegnung werden zum Beispiel Obstbäume oder andere Nutzpflanzen gezielt mit Wasser besprüht. Die Wassertröpfchen setzen dann im gefrorenen Zustand Kristallisationswärme frei und können so vor Frost schützen.

Bei einigen Bauern mit Apfelbaum-Anlagen habe das aber dieses Mal nicht funktioniert, erzählt Paradeiser. „Einige Obstanlagen sind zu Bruch gegangen, weil das Gewicht des Eises zu viel war“, erläutert der Landwirt. Das könne passieren, wenn die Anlagen nicht massiv gebaut sind oder die Frostnächte einfach zu lange sind und das Eis auch während des Tages nicht mehr auftaut.

Diese Landwirte seien nun auf Hilfe angewiesen gewesen, sagt Paradeiser. Ihm hätten schon vor der Corona-Krise mehrere Hilfskräfte aus Rumänien beim Winterschnitt geholfen. Sie konnte er nun an die Apfelbauern weitervermitteln.

Frostige Stimmung im Obstgarten

Da die Marille schon in Vollblüte war, ist sie besonders gefährdet.

Bald wieder Kälte

Was die Zukunft für die Ernte bringt, könne man derzeit noch nicht prognostizieren, sagt Lukas. „Nächste Woche ist es wieder kälter und die Blüte ist ein bisschen weiter. Dann würden sie ein bisschen mehr aushalten“, ist er vorsichtig optimistisch.

Den Optimismus verloren hat man auch im Nordburgenland noch nicht, wo Kittsee als Marillenhochburg des Landes gilt. In den vergangenen Nächten sanken die Temperaturen dort auf bis zu Minus vier Grad. „Einige Bäume in Spalierobstanlagen sind bräunlich, bei den Hochstammbäumen schaut es noch gut aus. Wie viel wirklich abgefroren ist, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen“, sagt Josef Maurovich, Obmann Stellvertreter des Vereins Kittseer-Marille im KURIER-Gespräch. Die Landwirte des Vereins bewirtschaften auf 190 Hektar etwa 38.000 Marillenbäume.

„Einige Kollegen haben in den Nächten geräuchert, um Frost zu verhindern“, sagt Maurovich. Da der Großteil der Bäume hochstämmig ist, sei der Bodenfrost nicht so gefährlich für die Blüten. Die Landwirte hoffen das Beste und dass die Gemeinde von tiefen Temperaturen verschont bleibt.

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