Kritik in Diözese St. Pölten über Neuorganisation des Bildungswerks
Mit Konzerten am Platz vor dem Dom, dem neuen Dommuseum und dem Alumnatsgarten im Stadtzentrum liefert die St. Pöltner Bischofszentrale derzeit attraktive Beiträge im sommerlichen Geschehen der Landeshauptstadt.
Im diözesanen Verwaltungsgetriebe laufen die Dinge aktuell aber nicht so reibungslos. Eine massive Umstrukturierung im Katholischen Bildungswerk (KBW) mit 666 Ehrenamtlichen in den Pfarren sorgt nämlich gerade für Aufregung.
Wie schon in den vergangenen Jahren, gerät einmal mehr die von Bischof Alois Schwarz in der Diözese eingeleitete Organisationsreform in die Kritik. In einem Brief informierten nun KBW-Mitarbeiter die Mitglieder in den Pfarren, dass es in der St. Pöltner Zentrale zu massiven personellen Einschränkungen mit gravierenden Leistungsänderungen kommen wird.
Bis Oktober werden auch die letzten drei hauptamtlichen Mitarbeiter des Vereins KBW von sich aus gehen. Im Vorjahr seien aufgrund bedrückender Arbeitsbedingungen bereits fünf Angestellte abgegangen, wird berichtet.
Im Jahr 2023 wurden über das KBW in der Diözese St. Pölten immerhin 744 Veranstaltungen mit 33.000 Teilnehmern organisiert. Der Verein gehört damit zu den größten Erwachsenenbildungseinrichtungen in NÖ und erhält auch Förderungen. Ab Oktober ist die KBW-Zentrale nach jetzigem Stand jedenfalls nur mehr mit einer 20-Stunden-Bürokraft besetzt.
Leistungen eingeschränkt
Damit werden für die Ortsgruppen auch viele unterstützende Leistungen ausfallen. Werbemittel, der Newsletter, das Programm für Aus- und Weiterbildung, die Übernahme der AKM (Autorenabgabe), aber auch Projektförderungen oder das Angebot von Handbüchern für verschiedenste Bildungsbereiche dürfte es ab Herbst nicht mehr geben.
Zu wenig Wertschätzung, ständiger Reformstress und keine Einbindung in den Erneuungsprozess hätten fatale Folgen für das KBW und die Diözese, "weil bald keine erfahrenen Erwachsenenbildner mehr zur Verfügung stehen“, beklagt Angela Lahmer-Hackl. Sie war bis 2023 die diözesanweite KBW-Obfrau.
Für sie sei die Vorgangsweise der Diözesanleitung unter Bischof Schwarz und Bischofsvikar Christoph Weiß unfassbar, sagt sie. Seit Monaten würde ohne Beteiligung des gewählten Vorstands des Bildungswerks in der Diözesanführung über ein neues KBW-Statut verhandelt.
"Als Vorstandsmitglied ist es für mich unverständlich, wieso der Vorstand in diesen Prozess nicht eingebunden ist“, beklagt Lahmer-Hackl. Zwar wurde dem KBW-Team einmal die in Zukunft geplante Organisationsstruktur präsentiert. "Wir haben wichtige Punkte eingebracht, dann aber nichts mehr gehört“, schildert sie.
Verbesserungen
Die Bedenken aus der KBW-Bewegung stoßen in der Diözesanleitung allerdings eher auf Unverständnis. „Die Gespräche über die Organisationsform laufen noch. Es gibt deshalb auch keinen Brief der Diözese an die Pfarren“, sagt Sprecher Thomas Fischbacher.
Er weist klar darauf hin, dass das Katholische Bildungswerk als Verein geführt wird, die Diözese aber in verschiedensten Abteilungen Erwachsenenbildung forciere. Generell laufe die Arbeit in diesem Bereich sehr gut, "und wir wollen sie noch verbessern“, so Fischbacher. Er betont auch ausdrücklich: "Einsparungen sind hier sicher nicht geplant“.
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