170 Jahre lang verfiel die einstige Burg vor sich hin. Nun wollen ein Gewölbebaumeister und ein Verein eine Kultur- und Veranstaltungsstätte aus ihr machen
„Wenn es im Herzen ist, muss es hinaus“, sagt Anton Wagner. Um seine ungebrochene Leidenschaft zu dokumentieren, lud der Burgherr dieser Tage Fanfarenbläser und Festgäste in die Ruine Perwarth im Bezirk Scheibbs. Der pensionierte Gewölbemeister bewies den staunenden Besuchern, dass seine Visionen bereits auf soliden Pfeilern stehen. Die Ruine, die 170 Jahre lang verwaist war, soll bald eine Kultur- und Veranstaltungsstätte werden.
Im letzten Drittel seines Berufslebens perfektionierte der Gymnasiallehrer Wagner seine Leidenschaft für Steine, Ziegel und die Kunst des Gewölbebaus. Als gewerblicher Gewölbemeister häufig in alten Burg- und Schlosskellern für Renovierungen engagiert, stieg die Lust, selbst Schlossherr zu werden.
Vor zwei Jahren kaufte er von der Gemeinde Randegg die teils verschüttete und völlig verwucherte Burgruine Perwarth.
Mammutprojekt
„Als die Pension näher gerückt ist, habe ich immer verliebter diese verwachsene Burgruine Perwarth angeschaut“, erzählt der 67-Jährige. Mittlerweile hat er satte 300.000 Euro und – zusammen mit seiner Familie und Helfern – an die 5.000 Arbeitsstunden in die Sanierung des steinernen Skeletts investiert.
„Ich hab beim Kauf noch nicht gewusst, was ich damit tun werde“, erinnert sich Wagner. Ebenso wenig hätte er gedacht, dass er hier nach zwei Jahren Bauarbeiten bereits große Fortschritte präsentieren könne. Der meterhoch verschüttete Schlosshof ist wieder frei.
Die übrig gebliebenen Mauer-Silhouetten des 1561 erbauten Schlosses verzaubert mit bizarrer Pracht. Mit dem vorgefundenen Steinmaterial hat Wagner im Südflügel in drei eingestürzten Räumen die Gewölbedecken bereits wieder aufgebaut. Doch jetzt gelte es die nächsten Visionen zu verwirklichen, schilderte der Gewölbefanatiker den Gästen. „Die Ruine soll genutzt werden. Ich möchte sie ins Leben zurückholen“, wünscht er sich.
So ist geplant, im kommenden Sommer im Westtrakt ein kompaktes Infrastrukturpaket einzurichten. Künftigen Veranstaltern wolle er eine Küche, eine Stube, Sanitär- und Duschräume einrichten, kündigt der emsige Pensionist an. Die Arbeiten werden von Wagners Baufirma, die jetzt sein Sohn führt, umgesetzt.
Für das Unternehmen mit acht Mitarbeitern macht die Sanierung von denkmalgeschützten Schlössern und Villen rund 50 Prozent des Geschäftsfeldes aus, zudem habe man noch Gartenarchitektur und die Sanierung privater Weinkeller in nahezu allen Bundesländern vorzuweisen.
Dabei arbeite man mit traditionellen Materialien: „Wir haben unsere Prinzipien, arbeiten nachhaltig und verwenden nur Natursande und Naturkalke. In der Ruine gibt es Wände, an denen noch immer der erste Kalkputz zu finden ist“, schildert Wagner. Angst vor der Denkmalschutzbehörde kennt er deshalb nicht.
Zukunftspläne
Für seine Vision, die Ruine für Kulturevents, Feste oder Mittelalterspektakel fit zu machen, will Wagner nun Gleichgesinnte und natürlich helfende Hände mit ins Boot holen. Zu Jahresbeginn wurde der „Verein Ruine Perwarth“ gegründet. Etliche Dutzend Mitstreiter sind bereits dabei. Die Website www.ruineperwarth.com zeugt vom Know-how der Enthusiasten.
„Wir wollen das Projekt so gut es geht unterstützen“, verspricht die Randegger Bürgermeisterin Claudia Fuchsluger (ÖVP). „Als Anton Wagner angerufen hat und fragte, ob er die Ruine kaufen könnte, dachte ich zuerst an einen üblen Scherz“, erinnert sie sich. Über die Gemeinde hinaus und auch in der EU-Leaderregion Eisenstraße werde das Projekt mit Staunen und Wohlwollen begleitet, sagten VP-Landtagsabgeordneter Toni Erber und Eisenstraßenobmann Werner Krammer.
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