Razzia: Statt Drogenplantage fand man 13-Jährige unter Dusche

Razzia: Statt Drogenplantage fand man 13-Jährige unter Dusche
Betroffenen Familie übt Kritik an Hausdurchsuchung. Das Innenministerium rechtfertigt die "Aktion scharf" gegen Drogenkriminalität.

Polizei- und Justizirrtum, oder doch nicht? Rund um eine spektakuläre Drogenrazzia Mittwoch früh in einem Einfamilienhaus in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) ist ein Schlagabtausch zwischen der betroffenen und erbosten Familie und der Behörde voll entbrannt.

Das Objekt war eines von etlichen, das im Zuge wochenlanger Ermittlungen von Bundeskriminalamt, mehrerer Landeskriminalämter sowie der Staatsanwaltschaft Wien ins Visier der Fahnder geraten ist. Dass schwer bewaffnete Beamte der Cobra am Mittwoch um 7 Uhr früh mit der Tür ins Haus fielen und mit der Pistole im Anschlag die Bewohnerin und nach eigenen Angaben ihre Töchter (13 und 24) ängstigte, empfindet die Frau als Affront.

Man hätte sich nichts zu Schulden kommen lassen, Drogen seien schon gar nicht gefunden worden, beteuerte die Betroffene in einem ORF-Interview. Sie prangert die Vorgangsweise der Polizei an, die die 13-jährige Tochter sogar aus dem Bad geholt haben soll. Auch rassistische Gründen wurden ins Treffen geführt. Die Mädchen stammen demnach aus Südafrika.

Wie die Ermittlungsbehörden beteuern, habe es konkrete Verdachtsmomente gegeben. Insgesamt haben im Zusammenhang mit der Razzia in den vergangenen Tagen elf Hausdurchsuchungen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland stattgefunden, heißt es dazu auf Anfrage des KURIER aus dem Innenministerium (BMI).

Fünf Festnahmen, Waffen und Drogen

Dabei wurden fünf Personen vorläufig festgenommen, diverse Suchtmittel und Waffen sichergestellt. „Auch das medial kolportierte Haus in Groß-Enzersdorf war Teil dieser Ermittlungen. In so einem Verfahren geht es mitunter darum, ob sich eine Verdachtslage erhärtet oder nicht“, heißt es dazu. Hausdurchsuchungen seien dabei ein Teil von Ermittlungen, die auch gegen den Willen von etwaigen tatverdächtigen Personen bzw. Bewohnern durchzuführen sind.

Die Hauseingangstüre sei am Mittwoch trotz mehrmaliger Aufforderung verschlossen geblieben. „Die Beamten mussten somit von einer möglichen Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgehen und die Türe aufbrechen“, heißt es dazu aus dem Ministerium.

Ein Mädchen im Badezimmer habe die Türe vor den Cobra-Beamten versperrt. Laut BMI sei im ersten Moment nicht zu erkennen gewesen, wer sich im Bad befand und ob sich „Waffen, Beweismittel, eine oder mehrere Personen darin aufhielten“. Nach Feststellung, dass keine Gefährdungslage vorliege, hätten die Beamten den Raum sofort wieder verlassen. Dass die Lage mit schwer bewaffneten Beamten martialisch wirke, sei jedem bewusst. „Zur Eigensicherung führen Beamte der Cobra die Waffen auch einsatzbereit in den Händen.“ Vorwürfe, wonach ein Beamter der älteren Tochter eine Waffe an den Kopf gehalten haben soll und rassistische Motive, werden aber entschieden zurück gewiesen.

PK BMI "VORSTELLUNG DES KONZEPTS 'RAPID RESPONSE TEAMS' DES EKO COBRA/DSE"

Keine Plantagen entdeckt

Die Durchsuchung erfolgte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien und stehe „in absolut keinem Zusammenhang mit etwaigen ethnischen Herkünften“.

Die Aktion dürfte jedoch alles andere als nach Plan verlaufen sein. In dem Haus in Groß-Enzersdorf und an einer zweiten Adresse in NÖ wurden Drogenverstecke bzw. Cannabis-Indoorplantagen vermutet. In beiden Fällen ging der Verdacht ins Leere. Gefunden wurde nichts.

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