Bereits kurz nach Mittag soll die Ehefrau des Kanzlers den Beamten in ihrer Wohnung mitgeteilt haben, dass die Bewachung für diesen Tag beendet sei. Denn Nehammer hatte vor, zu Fuß mit ihrer Familie zu einem nahe liegenden Heurigen zu gehen. Da sie dort auch ihren Ehemann erwartete, wären ohnehin seine Personenschützer vor Ort.
Da einer der beiden Beamten an diesem Tag Geburtstag hatte, stieß man gemeinsam auf diesen an. Dabei soll jener Cobra-Beamte, der später auch das Dienstfahrzeug lenkte, zwei Bier getrunken haben. Der andere Beamte soll darüber hinaus auch noch zwei Gespritzte getrunken haben. Als sich Nehammer für ein Telefonat in ein anderes Zimmer zurückzog, seien die beiden Beamten eine Zeit lang alleine in der Küche der Wohnung gewesen.
Gegen 16.45 Uhr verließ Katharina Nehammer die Wohnung und verabschiedete sich von den Personenschützern. Zum Heurigen begleitet haben diese sie nicht mehr, der Weg sei mit Verwandten zurückgelegt worden.
Der Autounfall der beiden Cobra-Beamten ereignete sich um 17.30 Uhr, also eine dreiviertel Stunde nach dem Auseinandergehen. Was die Personenschützer in diesen 45 Minuten gemacht haben, wisse Katharina Nehammer nicht. Sie habe beim Heurigen durch einen Anruf vom Unfall erfahren. Ob also von beiden Beamten andernorts noch Alkohol getrunken wurde, ist unklar. Der hohe Alkoholisierungsgrad (1,2 Promille) wäre nämlich mit dem Geburtstagsumtrunk kaum zu erklären. Beide sollen aber bereits im Disziplinarverfahren dazu einvernommen worden sein. Über den Inhalt der Aussagen ist bisher nichts bekannt.
In dem eilig einberufenen Pressestatement des Kanzlers am Montagabend wurden diese Details von ihm nicht angesprochen. Zum laufenden Disziplinarverfahren wollte der Regierungschef am Montag nämlich nicht Stellung nehmen. Er befand sich an besagtem Nachmittag nicht in der Wohnung, sondern im Kanzleramt.
Was Katharina Nehammer offenbar bis dato nicht bewusst war: Der Dienstschluss für Cobra-Beamte endet nicht mit der Entlassung durch die zu schützende Person, sondern erst mit Rückstellung des Dienstfahrzeuges in der Kaserne. Nach Vorschrift ist es ihnen daher streng verboten, davor Alkohol zu konsumieren. Cobra-Beamte tragen zudem im Dienst immer eine Waffe bei sich.
Dass zwischen Beamten und Schutzperson nach vielen Monaten Bewachung ein Vertrauensverhältnis entsteht, ist nicht verwunderlich, vielleicht sogar verständlich. Sie begleiten Kinder und Ehefrau sogar bis in Ärzte-Wartezimmer, bei privaten Terminen, im Urlaub – und das beinahe rund um die Uhr. Besonders die beiden Kinder seien von der ständigen Begleitung belastet gewesen, so der Kanzler in seinem Pressestatement. Erst als man sich besser gekannt habe, konnten die Kinder die ständige Gegenwart eines Personenschützers annehmen.
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