Die 39-jährige Reiterin wollte nur ihr Pferd im Reitstall versorgen, geendet hat der schicksalhafte Tag in einer Tragödie. Wäre Peter Klar nicht gewesen, würde die Anklage auf Mord lauten. Es ist dem Notfallmediziner und Bürgermeister von Laab im Walde (Bezirk Mödling) zu verdanken, dass Manuela H. (Name v. d. Red. geändert) die Bluttat überhaupt überlebt hat. Die Folgen des Martyriums werden sie aber ein Leben lang verfolgen.
Es war am 13. August 2021, als die Frau im Reitstall Fichtenhof im Wienerwald aus heiterem Himmel von einem jungen Mann mit einem Messer angefallen wurde. Der Täter hatte wie von Sinnen auf sie eingestochen, weshalb sich Gazmed I. nun am 2. August wegen Mordversuchs am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Stallburschen aus Nordmazedonien eingebracht, bestätigt Sprecher Erich Habitzl. Außerdem ist nach Paragraf 21 Abs. 2 eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.
Hochgradig gefährlich
Laut dem psychiatrischen Gutachten des Sachverständigen Manfred Walzl ist der Angeklagte eine hochgradig gefährliche Person. Eine Persönlichkeitsstörung mache ihn zu einer „tickenden Zeitbombe“. Das zeige auch das Ausmaß des Angriffes auf eine Frau, die der Stallbursche nicht einmal gekannt hat. Laut Anklage rammte der Täter dem Opfer mehrmals ein Messer in den Oberkörper.
Die Klinge durchdrang beide Lungenflügel, verletzte mehrere Gefäße zum Herzen. Im Bereich der Rippen wurde der Körper der Frau 32 Zentimeter lang aufgeschnitten.
Obwohl das Opfer wegen des massiven Blutverlusts und der inneren Verletzungen bereits in Lebensgefahr schwebte, schleppte sich die 39-Jährige zu ihrem Auto und fuhr davon. Laut Anklage verfolgte sie der Täter mit dem Messer zu Fuß. Ein paar hundert Meter weiter verließen das Opfer die Kräfte und sie sackte hinter dem Steuer zusammen.
Das war der Moment, als Bürgermeister Peter Klar am Heimweg an der Stelle vorbei fuhr. Er sah den Täter, wie dieser mit dem Messer gegen die Türe stach und versuchte ins Auto zu gelangen.
Frontblitzer
Als Notarzt und First Responder hat Klar für Notfälle einen Frontblitzer und ein Blaulicht im Wagen. Geistesgegenwärtig schaltete er es sofort ein, worauf der Angreifer die Flucht ergriff. „Es blieb nicht viel Zeit. Die Frau war massiv ausgeblutet. Also habe ich den Rettungshubschrauber angefordert“, schilderte der Arzt kurz nach der Bluttat im Gespräch mit dem KURIER.
Dass der Mediziner sein gesamtes Notfall-Equipment im Wagen dabei hatte, rettete dem Opfer vermutlich das Leben. Die 39-Jährige wurde schließlich am Uni-Klinikum St. Pölten mehrere Stunden notoperiert. Klar wird beim Prozess am 2. August in Wiener Neustadt der wichtigste Zeuge sein.
Er hat den Angreifer flüchten gesehen. Die Beweislast gegen den 18-Jährigen ist erdrückend. An seiner Kleidung war das Blut der Frau, auch die Tatwaffe mit DNA-Spuren wurde sichergestellt.
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