Taylor-Swift-Attentat: Showdown vor Gericht gegen den Komplizen

The True Story of Taylor Swift
Nach dem vereitelten Anschlag auf das Konzert in Wien steigt nächste Woche der Prozess gegen Luca K. (18). Er ist in Haft Vater geworden.

Bei der Geburt seines Kindes saß er bereits in der Justizanstalt Wiener Neustadt in Untersuchungshaft. Seine Freundin und Mutter des Babys wird vermutlich dabei sein, wenn Luca K. (18) am 25. Juli vor die Schöffen des Jugendstrafgerichts in Wiener Neustadt tritt.

Der junge Mann aus Neunkirchen ist der Erste der beiden mutmaßlichen Drahtzieher des geplanten Anschlags auf das Taylor-Swift-Konzert vor einem Jahr, dem der Prozess gemacht wird. Angeklagt ist der Freund des Hauptbeschuldigten Beran A. (20) wegen des Verbrechens der terroristischen Vereinigung (§ 278b Absatz 2 StGB) sowie der kriminellen Organisation (§ 278a StGB).

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Beran A. plante laut den Ermittlungen einen Anschlag.

Online-Radikalisierung

Luca K.s Eltern wissen bis heute nicht, warum es im Alter von 15 Jahren zu einem derartigen Knick im Leben des jungen Mannes gekommen war. Luca K. wuchs wohlbehütet in einem christlichen Haushalt auf. Als Kind kickte er für den SC Neunkirchen. Aus dem kleinen Spitzbuben ist einer der bekanntesten Terrorverdächtigen des Landes geworden.

"Er konvertierte Anfang 2022 zum Islam und begann sich bereits nach kurzer Zeit mit den radikal-islamistischen Ansichten auseinanderzusetzen, besuchte Moscheen, wo genau diese Ansichten verbreitet wurden ...“, steht in der Anklage.

Die 13 Namen aus seinem engsten Bekannten- und Freundeskreis gehören zum "Who is Who“ der heimischen radikalislamischen Szene – jeder verurteilt oder wegen Terrorverdachts im Visier. Neben dem mutmaßlichen Bombenbastler Beran A. gehörte auch Ali K. – jener 17-Jährige, der wegen eines geplanten Terroranschlags am Wiener Hauptbahnhof 2024 zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde – zum engsten Freundeskreis.

Tötungsszenen und Sittenwächter

Über diverse Messenger-Dienste verschickte Luca K. laut Anklage Schlächter-Videos des IS und hob den Wien-Attentäter Kujtim F. für seine vier Morde in den Himmel. Er spielte sich demnach auch als Sittenwächter auf. Selbst Beran A., der beim Taylor-Swift-Konzert im Happel-Stadion ein Blutbad anrichten wollte, wurde von dem 18-Jährigen gemaßregelt. Er tadelte ihn laut Anklage am 9. April 2024 in einer Nachricht, weil dieser immer wieder eine Moschee in Wien besuchte, "die westliche Werte wie Wahlen und eine Polizei“ erlaube.

Auf selbst gemachten Videos strapazierte er alle Klischees der jungen IS-Fanatiker. Mit einem Messer und einer Pistole in Händen – und wie sein Vorbild Kujtim F. mit gekreuzten Händen vor der Brust – leistete Luca K. zusammen mit dem gesondert angeklagten Abid H. den Treueschwur auf den Islamischen Staat.

Auf der Suche nach Zweitfrau

Wie die Auswertung der Chatverläufe zeigte, befahl er einer Freundin, sich an die Kleidervorschriften des IS zu halten und "ihm zu gehorchen“. "Er gab im Verlauf der Konversation an, sich eine Zweitfrau nehmen zu wollen“, so die Staatsanwaltschaft Wien in ihrer Anklage. Zu dem Zeitpunkt war Luca K. gerade 16 Jahre alt.

Im März und Mai 2024 wurde er als Beteiligter bei den Wiener Bandenkriegen zweimal wegen schwerer Körperverletzung am Landesgericht Wien verurteilt.

Auffallend wenig Details gibt die Anklage zu K.s Rolle im Zusammenhang mit den Anschlagsplänen auf das Swift-Konzert preis. Die Staatsanwaltschaft Wien wertet die besonders engen Kontakte zwischen Luca K. und Beran A. ab Juni 2024 als Indiz dafür, dass sie gemeinsame Sache machten.

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Im August 2024 kam es in Ternitz zur Festnahme von Beran A.

Sprengstoff im Kinderzimmer

Wie man von den Ermittlungen und aus Chatverläufen weiß, soll Beran A. im Sommer 2024 intensiv an den Vorbereitungen des Anschlags gearbeitet und mit Sprengstoff im Kinderzimmer seines Elternhauses in Ternitz experimentiert haben. Weitere Aufschlüsse gibt ein Handyvideo vom 30. Juni. Dabei filmte Luca K. seinen Freund im Auto, wie dieser mit einem Messer mit IS-Symbol hantierte.

Wenige Tage vor dem geplanten Terroranschlag auf das Swift-Konzert im August 2024 wurde das Duo durch den Tipp eines ausländischen Geheimdienstes bereits vom Staatsschutz und von der Cobra rund um die Uhr observiert.

Test für den Anschlag?

Daher ist auch genau dokumentiert, wie das Duo in der Nacht zum 4. August mit dem Pkw zu einer Party ins Burgenland fuhr. In der Menschenmenge vor dem Eingang stellten die Verdächtigen ein Blaulicht aufs Autodach. Über das Mobiltelefon spielten sie dabei ein Folgetonhorn, wie es die Polizei hat, ab.

Beim Staatsschutz ging man zunächst davon aus, dass dies bereits ein Test für einen Anschlag mit dem Wagen vor dem Happel-Stadion war. Luca K. beteuert nach wie vor, von den perfiden Plänen seines Freundes nichts gewusst zu haben.

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