17-Jähriger hatte Anschlagspläne am Hauptbahnhof: 2 Jahre teilbedingt

17-Jähriger hatte Anschlagspläne am Hauptbahnhof: 2 Jahre teilbedingt
Prozess: Den Anschlag wollte er ausgerechnet am 11. September durchführen. Doch dann verließ ihn der Mut.

Polizisten am Eingang des Landesgerichts Wien. Absperrungen vor dem Verhandlungssaal. Dazu schwer bewaffnete Justizwachebeamte und Verfassungsschützer. Der 17-jährige Angeklagte, der am Donnerstag schließlich aus der Justizanstalt vorgeführt wird, widerspricht dem Bild, das man durch die Vorkehrungen gewinnt.

Dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, Krawatte und Körperproportionen, die irgendwie nicht zueinander passen.

Doch die Vorwürfe wiegen schwer: Am 11. September des Vorjahres ging der Bursche mit einem Kampfmesser zum Wiener Hauptbahnhof. Dort wollte er laut Ermittlern einen Anschlag im Namen des IS verüben. Zuvor soll er die Tat in einer einschlägigen Telegram-Gruppe angekündigt haben: "I make inshallah attacke (sic!) in vienna". Dazu stellte er ein Foto von sich mit dem Messer, Handschuhen und Tarnkleidung in die Gruppe - er stand vor einer Wand mit aufgesprühtem IS-Logo.

Er habe drei bis vier Menschen töten wollen, sagte der Bursche laut Polizei wenig später. Dazu habe er "Allahu Akbar!" schreien wollen. Sein Vorbild sei der Wien-Attentäter gewesen. "Durch dieses Töten komme ich ins Paradies, dort ist es sehr schön und ich entgehe der Streiterei mit meinem Vater", sagte er aus. Radikalisiert hat er sich im Internet.

17-Jähriger hatte Anschlagspläne am Hauptbahnhof: 2 Jahre teilbedingt

Zum Anschlag kam es nicht. Er entschied sich, wieder nach Hause zu gehen, weil ihn der Mut verlassen hatte.

Deshalb ist dieses Faktum am Donnerstag auch nicht angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wertet das als "Rücktritt vom Versuch", der nicht strafbar ist. 

IS-Logo an der Klassentafel

Angeklagt ist der 17-jährige aber, weil er Propagandamaterial des IS gesammelt und verschickt haben soll. Auf seinem Handy fand sich auch ein Bombenbauplan. Er postete auch Bilder, die ihn vor der Tafel seiner früheren Schule zeigen. Auf die Tafel hat er das Logo des IS gemalt.

Viele Worte verliert der 17-Jährige vor Gericht nicht. Meist bestätigt er nur die Vorwürfe mit einem "Ja". Er spricht so leise, dass ihn auch die Richterin mehrfach auffordern muss, das Gesagte zu wiederholen. Mehr will er nicht sagen.

Eigentlich wollte er sich vor dem 11. September eine Schusswaffe kaufen. Doch weil er 17 ist, bekam er keine. Darum kaufte er ein Messer mit 16 cm Klingenlänge und Fahrradhandschuhe - um mit dem Messer nicht abzurutschen.

Um 14.59 des 11. September kam er am Hauptbahnhof an. 45 Minuten verbrachte er dort und beobachtete die Leute. Eigentlich wollte er einen Piraten zünden, um Panik zu erzeugen und mit dem Messer auf die Flüchtenden einzustechen. Doch dann ging er.

Einen Tag später stand die Polizei vor seiner Tür und nahm ihn fest.

Laut einem Gutachten weist der Jugendliche eine Anpassungs- und kombinierte Entwicklungsstörung auf. Er sei durch den frühen Tod der Mutter traumatisiert. Zudem sei er in der Schule gemobbt worden, habe kaum Sozialkontakte.

Die Gutachterin empfiehlt auch eine Unterbringung in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft. Ein entsprechender Platz soll bereits gefunden worden sein. Zudem regt sie Bewährungshilfe, Deradikalisierungstherapie und Psychotherapie an.

Er wurde schlussendlich zu zwei Jahren teilbedingter Haft (acht Monate davon sind unbedingt) verurteilt.

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