Ab Hof aus dem SB-Regal
Regional liegt im Trend, einkaufen abseits von fixen Öffnungszeiten und möglichst kontaktlos (leider) auch. Kein Wunder also, dass eine Geschäftsidee durch die Corona-Krise derzeit einen regelrechten Boom erlebt: Selbstbedienungsläden, wo 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche (regionale) Produkte angeboten werden.
Die genaue Zahl der Selbstbedienungsläden wird zwar nicht separat erfasst, aber bei der Überkategorie der Direktvermarkter gibt es laut Landwirtschaftskammer NÖ bereits mehr als 8.500, Tendenz weiter steigend.
Einer, der von diesem Konzept schon vor sechs Jahren überzeugt war, ist Markus Wegerth. „Ich habe viele Jahre im Lebensmittelbereich gearbeitet, aber vom eigenen kleinen Unternehmen geträumt“, erzählt er. Im Weinviertel fielen ihm die vielen Produzenten regionaler Produkte auf. „Aber um dort einzukaufen, musste man zu jedem extra hinfahren. Ich dachte mir: Warum das nicht an einem Ort zusammenlegen?“, so Wegerth. 2017 ging es los – der erste MoSo-Markt war geboren.
Regionales im Container
„Für den ersten Markt bauten wir noch einen Seefahrtscontainer selbst um, die Kunden trugen ihre Einkäufe händisch auf einem Block ein und warfen den Betrag in eine Kassa.“ Simpel, doch erfolgreich. Mittlerweile gibt es neun MoSo-Märkte im Weinviertel, es werden fertige Bürocontainer eingesetzt und die Bezahlung erfolgt mit Bankomat, aber das Prinzip blieb gleich: „70 Prozent im Angebot sind regionale Produkte von Äpfeln über Honig bis zu Fleisch oder Säften.“ Dazu kommen noch weitere Produkte des täglichen Bedarfs, weil „es in vielen Orten ja auch keinen Greißler mehr gibt“, so Wegerth. Die Kunden sind übrigens ehrlich: Der Schwund beträgt nur zwei Prozent. Und 2020 hat Wegerth bei der Puls-4-Show „2 Minuten 2 Millionen“ einen einflussreichen Investor geangelt. Mit Martin Rohla wurde die Franchise-Marke KastlGreissler gegründet, die in ganz Österreich aktiv ist.
Mundpropaganda
Mit etwas weniger Läden, dafür aber ebenso beliebt, zeigt sich „Waldviertel to go“. In Würnsdorf (Bezirk Melk) und in Maria Taferl findet sich jeweils ein Shop. „Ich habe vier kleine Kinder. Ich kann nicht stundenlang herumfahren, um einzukaufen“, beschreibt Elisabeth Hamersky ihre Motivation, ein regionales Angebot zu schaffen. Zu Beginn sei es nur ein Versuch gewesen.
Der Erfolg habe sich schnell eingestellt, sagt Hamersky. „Aufgrund der tollen Produkte wurde viel Mundpropaganda gemacht und es hat sich eine Eigendynamik ergeben.“ In Maria Taferl wurde der zweite Laden eröffnet, da es dort überhaupt kein Angebot für Produkte der Grundversorgung mehr gab.
Durch die Corona-Krise würden die Menschen nun noch mehr Wert darauf legen, dass die Lebensmittel aus der Region kommen. „Wenn nur drei Prozent von diesem Umdenken bleiben, dann ist das super. Dann haben wir etwas bewegt“, sagt Hamersky.
Sogar der altehrwürdige Heurigen geht mit dem SB-Trend: In Bad Vöslau (Bezirk Baden) etwa steht seit Kurzem ein Wein-Automat der Winzerfamilie Schachl. Rund um die Uhr kann man sich hier eine Bouteille holen. „Viele Leute sind verunsichert, was sie dürfen und ob wir für den Weinverkauf geöffnet haben. Wir versuchen nun, die Kunden so zu erreichen“, sagt Christine Schachl. Gezahlt wird mit Bankomat, das Alter wird übrigens mittels E-Card oder Führerschein kontrolliert. „Wo sonst gibt es Wein auf E-Card?“, fragt Schachl mit einem Schmunzeln.
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