Zuzügler: Der Goldschakal ist heimisch geworden

Zuzügler: Der Goldschakal ist heimisch geworden
Ein überfahrener Goldschakal beweist die Existenz des vom Balkan eingewanderten Tieres in Wien, auch im Burgenland gibt es Nachweise.

Ein junger zwölf Kilo schwerer Goldschakal, der am Mittwoch im Norden von Wien von einem Auto getötet wurde, liefert die Bestätigung, dass seine Spezies auch in der Bundeshauptstadt längst ansässig ist. Vor fast genau elf Jahren war es ebenfalls eine Autokollision, nach der bei Wiener Neudorf ein toter Goldschakal der erste Beweis für die Existenz der Raubtiere in Niederösterreich war.

Mittlerweile ist die dem Fuchs täuschend ähnliche Tierart in allen Bundesländern bis auf Vorarlberg nachgewiesen. Aus Südosteuropa zugewandert ist der Goldschakal im Burgenland jedenfalls fix angekommen.

„Im Burgenland ist es sehr spannend, weil hier der Bestand unterschätzt ist, da wir im letzten Jahr weniger Meldungen bekommen haben“, sagt Jennifer Hatlauf vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Dort läuft seit 2015 ein Projekt zur Erforschung dieser Tiere und die Wissenschaftlerin ist den verschiedenen Hinweisen nachgegangen.

"Bestand vermutlich ansteigend"

Wichtig sei es, wieder mehr handfeste Belege zu bekommen. „Ich vermute, dass der Bestand an Goldschakalen im Burgenland ansteigend ist, aber die Zahlen belegen das nicht“, sagt Hatlauf. Im Vorjahr gab es zehn unbestätigte Hinweise landesweit sowie fünf handfeste Belege. Einige Hinweise sind noch in Bearbeitung.

Im Burgenland komme der Goldschakal in den Grenzgebieten zu Ungarn vor. In Ungarn sei die Dichte an Goldschakalen besonders hoch. „Er kann sich an fast jeden Lebensraum anpassen, solange er genug Deckung hat, denn er ist sehr scheu“, erklärt die Expertin.

Erste Reproduktion im Nationalpark

Der Nationalpark Neusiedler See mit dem dichten Schilfgebiet sei ein hervorragendes Habitat. 2007 hatte es dort auch die erste Reproduktion des Goldschakals gegeben. Seither gab es nicht nur im Nord-, sondern auch im Mittel- und Südburgenland Nachweise. Zwischen Oktober und März darf das Raubtier in Pannonien bejagt werden. Hier wäre es wichtig, dass erlegte Tiere gemeldet werden.

Vorkommen
wurden 1987 in Österreich nach-gewiesen. Das Vorkommen in NÖ ist 2012 erstmals dokumentiert worden. Wie viele Tiere derzeit hier leben,  ist unklar

Sichtungen
Im Burgenland gab es 2022  im Rahmen eines Boku-Forschungsprojektes (goldschakal.at)  zehn unbestätigte Hinweise  landesweit sowie fünf handfeste Belege. Einige Hinweise sind noch in Bearbeitung

Lebensweise  
Der Goldschakal wird zwischen 40 und 50 Zentimeter groß und lebt in kleinen Gruppen oder zu zweit

 

Steigende Temperaturen hierzulande und die gute Anpassungsfähigkeit ließen den Goldschakal, der zur Familie der Hunde gehört, sesshaft werden. Die Art hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von seinem ursprünglichen Lebensraum auf dem Balkan auf natürliche Weise in Europa ausgebreitet. Mittlerweile gibt es Nachweise bis nach Norwegen. Seit 1987 gibt es vereinzelte Nachweise in Österreich.

Kritische Jägerschaft

Jäger sehen die Zunahme des vierbeinigen Einwanderers sehr kritisch. „Der Goldschakal ist für uns wirklich ein Thema, weil er als Räuber mit seiner Größe weder Rehkitz noch Bodenbrüter verschont“, sagt Sylvia Scherhaufer, Generalsekretärin des NÖ Jagdverbandes.

Scherhaufer und Hatlauf bestätigen auch, dass Goldschakale, anders als der Zuwanderer Wolf, für die Landwirtschaft eher keine Gefahr darstellen. Für den Menschen sind die sehr scheuen Goldschakale schon gar keine.

Unterscheidung

Auch bei Aussagen über die Bedrohung für das Wild ist Forscherin Hatlauf skeptisch. Solange es zu wenige Analysen über die Mageninhalte von geschossenen Tieren gibt, könne man den Schaden für das Wild nicht bemessen.

Ebenso sind Berichte über Sichtungen der Tiere wertvoll. Dafür gelte es, wichtige Unterscheidungsmerkmale der Schakal-Art gegenüber Füchsen zu kennen. „Für das ungeübte Auge sind beide leicht zu verwechseln.

Unterscheidungsmerkmale sind unter anderem der deutlich kürzere Schwanz des Goldschakals und seine hellen Ohren“, erklärt Hatlauf.

Über Untersuchungen des in Wien gefundenen Tieres erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnis über die Anpassungsfähigkeit des Goldschakals.

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