Immer öfter gesichtet: Der Goldschakal hält Einzug
Er sieht dem Fuchs zum Verwechseln ähnlich und gilt als der „kleine Bruder des Wolfes“. Während die Rückkehr des Wolfes derzeit ein prominentes Thema ist, haben nur wenige von dem scheuen Zuwanderer mit dem goldbraunen Fell Notiz genommen. Doch mittlerweile ist der Goldschakal (Canis aureus) in ganz Europa auf dem Vormarsch. Vor allem in Ungarn gibt es einen starken Anstieg des Bestandes. Die Jägerschaft im pannonischen Raum befürchtet nun, dass der Räuber der geschützten Großtrappe an den Kragen gehen könnte.
Der Goldschakal war bis in die 1960er-Jahre selbst von einem Rückgang seiner Population betroffen. Doch die Abwesenheit seines Konkurrenten, des Wolfes, sowie etwa Veränderungen in der Bewirtschaftung der Landwirtschaft verliehen dem Bestand wieder Auftrieb. In Österreich tauchte das erste Exemplar 1987 in der Steiermark auf. 2007 gab es den ersten Nachweis von Welpen im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, zwei Jahre später gab es dort wieder Nachwuchs. Sichtungen gab es seither auch in anderen Bundesländern (siehe Grafik). „Die bisher in Österreich nachgewiesenen Goldschakale sind ziemlich sicher über Ungarn und Slowenien zu uns gekommen“, sagt Wildtierökologin Jennifer Hatlauf von der Universität für Bodenkultur (Boku).
100.000 Goldschakale gibt es schätzungsweise in Europa. Weil keiner genau sagen kann, wie viele der Spezies hierzulande umherstreifen, startete Hatlauf 2015 eine großflächige Erhebung. Angewiesen ist sie dabei auf Hinweise. Gibt es eine Sichtung, setzt die Wildtierökologin auf akustisches Monitoring. Dabei wird der Ruf eines Goldschakals abgespielt, der andere Individuen zur Antwort verleiten soll.
Laut WWF dürften im pannonischen Raum rund 40 Exemplare durch Feld und Wiese streifen. Auch wenn aktuelle Karten erst veröffentlicht werden: „Es gibt jetzt mehr Nachweise“, weiß Hatlauf.
Jagdgesetz
Im burgenländischen Jagdgesetz etwa ist der Goldschakal ganzjährig geschont. Landesjägermeister Roman Leitner wartet nun auf eine Abschussgenehmigung, wie er sagt. Denn die Räuber seien auch für den Niederwildbestand eine Gefahr.
„Der Goldschakal ist Generalist und Opportunist“, erklärt Hatlauf. Das bedeute, dass er sich sehr gut an die verfügbaren Ressourcen anpasse. Oft stünden kleine- bis mittelgroße Säugetiere, aber auch Pflanzen und Aas auf seinem Speiseplan. Theoretisch könnte er auch die Großtrappe bejagen.
Rainer Raab, Zoologe und Koordinator für das Artenschutzprojekt Großtrappe, macht sich derzeit jedenfalls noch keine Sorgen um seine Schützlinge. In den 1990er-Jahren war der Bestand des schwersten flugfähigen Vogels auf einen Tiefststand gesunken. Dank Schutzmaßnahmen eines EU-Projekts sind die Vögel auf rund 500 Stück im westpannonischen Raum gewachsen.
Prinzipiell spreche er sich für ein Management von Wildtieren und für fixe Abschusszeiten für den Goldschakal im Jagdgesetz aus, sagt Raab. „Er stellt für die Großtrappe keine Gefahr da – aber eine potenzielle.“ Um „wissenschaftlich fundiert“ zu arbeiten, stünde man stets in Kontakt mit Experten. Drohe der Großtrappe Gefahr, müsse man handeln.
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