Wassermangel: Der Anfang vom Ende des Neusiedler Sees

Wassermangel: Der Anfang vom Ende des Neusiedler Sees
Das neue „Weißbuch: Das Ende des Neusiedler Sees?“ thematisiert existenzielle Bedrohungen, aber auch Zukunftsperspektiven.

Wenn über eine möglicherweise bevorstehende Austrocknung des Neusiedler Sees diskutiert wird, kommt zumeist auch folgendes Argument zur Sprache: Das „Meer der Wiener“ sei ein Steppensee, zu dessen Charakteristika es zähle, ungefähr einmal pro Jahrhundert auszutrocknen – nur um ein paar Jahre später wieder Hochwasser zu führen. Sechs Mal sei dieses Ereignis in den vergangenen 800 Jahren eingetreten, ließ der Historiker Alois Wegleitner im Vorjahr den KURIER wissen.

Heutzutage müsse das Ökosystem des Neusiedler Sees aber aus einem neuen Blickwinkel betrachtet werden, meinen Christian Janisch, Alois Lang und Bibi Watzek. Sie sind die Herausgeber des Werks „Weißbuch: Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise“, das gestern Abend in Wien präsentiert wurde. Es wurde von den Esterhazy Stiftungen finanziert – ihnen gehört rund ein Drittel der Wasserfläche des Sees, inklusive dem Seebad Breitenbrunn.

„Nichts ist wie früher“

„Nichts ist wie früher, als der See immer wieder für ein paar Jahre verschwand und dann wieder auftauchte“, lautet eine der Kernaussagen der Herausgeber des neuen „Weißbuches“. Bewährte Modelle aus der Vergangenheit hätten in Zeiten des Klimawandels keine Gültigkeit mehr, lautet eine weitere Erkenntnis.

Menschliche Eingriffe in die pannonische Natur kämen erschwerend hinzu – wie etwa das alte Drainagen-System, mit dem sumpfige Gebiete im Seewinkel einst trocken gelegt wurden, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Über diese Drainagen fließe immer noch Wasser aus der Region ab, ist in der Neuerscheinung zu lesen. „Das ist kein Wohlfühlbuch“, sind sich Janisch, Lang und Watzek bewusst. Auf den 272 Seiten wollen sie dennoch lieber realistische Zukunftsperspektiven als apokalyptische Szenarien beleuchten.

Zum Beispiel, was den insbesondere für das Nordburgenland so wichtigen Tourismus betrifft. Zwar werde der Neusiedler See als Landschaftselement noch längere Zeit erhalten bleiben; für die Schifffahrt und den Wassersport könnte es aber schon sehr bald eng werden. Hier sei die Tourismuswirtschaft gefordert, künftig verstärkt auf Angebote zu setzen, die unabhängig vom Wasserstand des Sees seien.

Im Vorfeld der Saison 2023, die im April mit dem „Surf Opening“ in Neusiedl am See eingeläutet wird (siehe Zusatzbericht unten), kündigt sich ein schwieriger Sommer an. Im Winter hat es nämlich viel zu wenig Niederschlag gegeben, um den Wasserstand des Sees merklich steigen zu lassen. Der besonders trockene März ließ außerdem die Grundwasserpegel in der Ostregion auf Tiefstwerte sinken. 

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