„Unwettergefahr ist noch nicht gebannt“
Etwa zwei Wochen wird es noch dauern, dann wird in der Blaufränkischland-Gemeinde Neckenmarkt mit der Lese der Zweigelttrauben begonnen. „Qualitativ schaut es derzeit nach einer guten Ernte aus“, sagt Franz Heincz, Obmann der Winzerkellerei Neckenmarkt. Mengenmäßig werde es Einbußen geben, erklärt Heincz. Gemeinsam mit Gerald Wieder, Obmann des Weinbauvereins Neckenmarkt und dem Landesleiter der Österreichischen Hagelversicherung, Günther Kurz, machte er sich bei einem Lokalaugenschein in den Neckenmarkter Weinrieden ein Bild der Lage. Der Spätfrost Ende April und zwei Hagelunwetter – das letzte war am 17. August – haben in den Weingärten große Schäden angerichtet, stellt das Trio fest. In den rund 510 Hektar Rebflächen Neckenmarkts werde es vermutlich etwa 50 Prozent Ausfälle geben.
Klimawandel
Wetterextreme durch den Klimawandel würden die Landwirtschaft vor immer größere Herausforderungen stellen. „Das Problem ist ja eigentlich nicht der Spätfrost im April, sondern der frühe Beginn der Vegetation“, sagt Kurz. Das Burgenland war heuer von einer Schadensvielfalt geprägt: Ende März und Anfang April setzte Frost der Obstblüte zu. Danach drohte eine Dürrekatastrophe im Grünland und beim Sommergetreide, die aber durch einen nassen und kühlen Mai abgewendet werden konnte. Allerdings hinterließen dieses Jahr mehrere Unwetter mit Hagel, Sturm und Überschwemmungen eine Spur der Verwüstung in mehreren Regionen des Landes. Egal ob im Weinbau oder Ackerbau. Vor allem im Südburgenland zerstörten Überschwemmungen Kürbis, Mais und Sojakulturen. Insgesamt sei im Land bisher ein Schaden von mehr als zehn Millionen Euro entstanden, sagt Kurz. Dramatisch sei, dass „viele Regionen mehrmals geschädigt“ wurden. Dies führte teilweise zu Totalausfällen. „Eigentlich sind fast alle Weinbaugebiete im Burgenland betroffen, mit Ausnahme des Weinbaugebietes Neusiedlersee-Hügelland.“
Am Eisenberg im Südburgenland hat Winzer Hans Polczer seine Ernte 2020 bereits abgesagt. „In neun Minuten wurde die Arbeit eines ganzen Jahres im Weingarten zerstört“, schildert der Winzer. Einige Rieden hat es ganz stark erwischt, andere überhaupt nicht. „Es ist auch noch einiges vorhanden“, sagt Winzerkollege Thomas Wachter. In Deutsch Schützen blieben die meisten Weingärten verschont. Das Lesen werde allerdings schwierig. „Wir müssen vermutlich mehrere Vorgänge durchführen, damit es passt“, sagt Wachter. Die Lese werde frühestens Mitte September beginnen.
In den nächsten Wochen wird auch die Hagelversicherung noch einiges zu tun haben. 30 Sachverständige sind im Dauereinsatz , wie Kurz erklärt. Die Landwirte seien durch ein hohes Maß an Eigenverantwortung gut abgesichert, sagt der Landesleiter der Hagelversicherung. So liegt die Durchversicherung bei Hagelschäden im Weinbau bei 75 Prozent und bei Frostschäden bei 55 Prozent. Um die Landwirte vor finanziellen Einbußen zu bewahren, will die Hagelversicherung die Schadensfälle rasch abwickeln. Aber die Unwetter-Gefahr sei noch nicht gebannt. „Auch im September sind Hagel-Unwetter noch möglich“, sagt Kurz.
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