Uhudler: Warum der Kultwein ein echter Burgenländer bleibt
Der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz ist mit seiner Forderung nach einer EU-weiten Freigabe für den Anbau von Uhudler abgeblitzt. Sein Antrag im Agrarausschuss wurde abgelehnt. Somit darf das Kultgetränk weiterhin nur im Burgenland und auf ausgewählten Flächen in der Steiermark angebaut werden.
Keine Chance für EU-Uhudler
Waitz wollte ursprünglich das Anbauverbot in der EU komplett kippen, hatte dann aber einen Kompromissantrag eingebracht. Dieser hätte vorgesehen, dass nur Länder mit einer gewissen Uhudler-Tradition um Ausnahmen ansuchen könnten. "Angesichts der Vorteile von Direktträgern und der zunehmenden Nachfrage seitens der Konsumenten wäre es doch ein Witz, wenn wir das Angebot künstlich beschränken“, argumentiert der Bio-Bauer und grüne EU-Abgeordnete.
Rückendeckung erhält er sowohl von den burgenländischen Grünen als auch von SPÖ-Landtagspräsidentin Verena Dunst. Beide befürworten die EU-weite Legalisierung des Uhudlers. Laut Spitzmüller sind "Direktträger resistent gegen verschiedene Krankheiten, Schädlinge und Pilze und benötigen keine Pestizide. Sie können also als besonders nachhaltige Kulturen betrachtet werden und tragen zur biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft bei." Es sei nicht verständlich, warum nicht alle Produzenten die Möglichkeit bekommen sollten, Uhudler jeglicher Sorte anzubauen. "Vor allem deshalb, weil die Marke `Uhudler` ja weiter für das Südburgenland geschützt wäre. Aber es ist nicht nachvollziehbar, warum ich bei mir zu Hause in Oberschützen nicht jede Direktträgersorte aussetzen darf, die ich will, um daraus etwa Marmelade herzustellen", sagt Spitzmüller.
Dieser Meinung hat sich auch die EU-Kommission angeschlossen. Ihre Empfehlung lautet, das Verbot für die gesamte EU aufzuheben, weil ein Bann wissenschaftlich nicht vertretbar sei. Die Kultivierung von Direktträgern würde Weingütern vielmehr dabei helfen, sich gegen Klimwandel und andere Bedrohnungen wie etwa Pflanzenkrankheiten zu wappnen.
Etwas anders sieht das Harald Kaiser, Obmann des Vereins Freunde des Uhudlers, dem 25 Gemeinden und 342 Weinbauern im südlichen Burgenland angehören. Er sieht keine Notwendigkeit für eine Aufhebung des Anpflanzverbotes. "Der Uhudler soll im Südburgenland bleiben, wo er herkommt." Dass die Direktträgertrauben im ganzen Burgenland ausgepflanzt werden dürfen, stört ihn aber nicht. "Unsere Uhudler-Wort-Bild-Marke ist ja ohnehin seit 1989 geschützt."
Ursprünglich kommen die Reben aus den USA. Von dort wurden sie im 19. Jahrhundert importiert, weil sie resistent gegen die Reblaus sind, die zu dieser Zeit in Europa wütete und quasi den gesamten Weinbau bedrohte. Europäische Reben wurden auf den Direktträger aufgepropft, so konnten die heimischen Sorten überleben.
"Die heurige Ernte ist gesichert", sagt Kaiser. Die Knospen seien aufgrund der Witterung zwei Wochen früher dran als sonst. "Auch die Keller sind aufgrund der guten Ernte im Vorjahr gut gefüllt, den Bedarf können wir heuer sicher decken", sagt der Obmann, dessen Vereinsmitglieder Uhudler auf einer Fläche zwischen 20 und 30 Hektar anbauen. In Summe geht Kaiser von einem Anbaugebiet von 80 Hektar im Südburgenland aus, laut dem Grünen EU-Abgeordneten Waitz wird im Burgenland auf bis zu 300 Hektar Uhudler angebaut. Dazu kommen noch 40 Hektar in der Steiermark.
In Österreich ist die Existenz des Uhudlers jedenfalls seit der Klassifizierung als Obstwein gesichert. Im Landwirtschaftsministerium ist man gegen eine Ausweitung der Flächen. Argumentiert wird unter anderem damit, dass der europäische Weingeschmack gewahrt werden müsse. Damit befindet man sich auf einer Linie mit dem Europäischen Weinbauverband. Denn es gibt Befürchtungen, dass die Direktträger keine Toleranz gegenüber Pilzbefall oder anderen Parasiten haben. Weil sich diese Krankenheiten bei Direktträger erst spätern äußern, könnten reguläre Bestände in Gefahr sein.
Kritik an der Ablehnung im EU-Parlament kommt auch vom Verein Arche Noah, der sich der Erhaltung der Pflanzenvielfalt verschrieben hat. "Die Nutzung von resistenten Hybrid-Sorten würde den Bauern Geld sparen, die Konsumenten freuen und die Anpassung an die Klimakrise erleichtern."
Im Burgenland wird der Siegeszug des Uhudlers jedenfalls ungebremst weitergehen. Durch die Diskussionen rund um das Verbot in den Jahren 2015 und 2016 ist der Uhudler über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Am 13. April 2016 ermöglichte die burgenländische Landesregierung den weiteren Anbau der Reben durch die Aufnahme ins burgenländische Weingesetz. Die Medienpräsenz hat die Nachfrage explodieren lassen und das wirkt sich auf das Angebot aus. Im Vorjahr wurden so viele der Direktträgerreben neu ausgesetzt wie noch nie zuvor und auch heuer dürften wieder einige Hektar neu dazugekommen.
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