Lehre wird im Burgenland wieder zum sicheren Hafen
Corona hat vieles verändert und Prozesse beschleunigt. Wie zum Beispiel auch den zunehmenden Mangel an Fachkräften. Nun scheint das Pendel aber wieder in die andere Richtung auszuschlagen.
Denn im Zuge der Pandemie kamen viele Jugendliche zur Überzeugung, dass sie mit einer abgeschlossenen Lehre leichter einen Arbeitsplatz finden werden, weil diese sie besser auf das Arbeitsleben vorbereitet als die Schule.
Highway in die berufliche Zukunft
Das hat eine aktuelle Umfrage des Market-Instituts im Auftrag der Wirtschaftskammer ergeben, die jungen Menschen ein steigendes Karriere- und Selbstbewusstsein attestiert. Das spürt auch Peter Nemeth, Präsident der burgenländischen Wirtschaftskammer. „Die Lehrlinge kennen den Wert ihrer Ausbildung. Die Lehre wird längst nicht als Einbahnstraße empfunden, sondern als Highway in Richtung berufliche Zukunft“, sagt Präsident Nemeth.
Belegt wird das durch die Zahlen der aktuellen Lehrlingsstatistik. So haben im Vorjahr im Burgenland 917 Jugendliche eine Lehre begonnen, so viele wie noch nie zuvor. Auch insgesamt gab es 2022 einen leichten Anstieg. Die österreichweit beliebtesten Lehrberufe sind übrigens weiterhin Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin/Stylistin bei den Mädchen sowie bei den Burschen Elektro-, Metall- und Fahrzeugtechnik.
2.547 Lehrlinge
gab es im Vorjahr insgesamt im Burgenland, das ist ein leichtes Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zu 2021
917 Jugendliche
haben im Vorjahr im Burgenland eine Lehre begonnen – so viele wie noch nie
Informationen
Auf der Homepage was-tun.at werden freie Lehrplätze aufgelistet. Außerdem gibt es weiterführende Module und viele Links, um sich zu bewerben oder
zu informieren
Eine Ausbildung mit 4 Lehrlingen österreichweit
Dass es im Burgenland auch ungewöhnlicher geht, zeigt das Beispiel des auf Bohrtechnik spezialisierten Unternehmens KDS in Grafenschachen (Bezirk Oberwart). Dort wurde im Vorjahr der dritte Lehrling aufgenommen, er absolviert die Ausbildung zum Brunnen- und Grundbauer – österreichweit gibt es in diesem Beruf derzeit nur vier Lehrlinge.
Angesichts der steigenden Nachfrage nach Fachkräften ist es also nicht verwunderlich, dass sich Jugendliche wieder verstärkt für eine Lehre interessieren. Das merkt man auch bei den von Wirtschaftskammer, Bildungsdirektion und AMS organisierten Lehrlingscastings. Dort treffen Vertreter von Betrieben mit jungen Menschen aus der neunten Schulstufe zusammen, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten auszutauschen – und das Interesse nimmt zu.
„Dort werden Karrieren geschmiedet“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Nemeth. Die Teilnahme ist kostenlos und auch für Schulabbrecher oder andere Personen möglich, die eine Lehre beginnen wollen. „Wer im Burgenland eine Arbeit oder einen Lehrplatz sucht, wird auch einen finden.“
Besseres Image durch moderne Information
Bereits mittendrin im Berufsleben sind Jugendliche wie Lara Klarl und Julia Meitz, die unlängst den ersten und zweiten Platz beim Landeslehrlingswettbewerb der Maler holten. Oder auch Sajaad Hassani, dem selbiges bei den Installateuren gelang.
Die Aufwertung der Lehre durch Aktionen, wie die schon seit Jahren durchgeführten Lehrlingsbewerbe, sind der eine Baustein auf dem Weg zu einem besseren Image, ausführliche Informationen der Jugendlichen der zweite. Deshalb setzt die Wirtschaftskammer auch auf neue Angebote, wie die Homepage was-tun.at, auf der alle freien Lehrplätze des Landes aufgelistet sind und zahlreiche Informationen geboten werden; auch zu weiterführenden Ausbildungen.
Viele der befragten Lehrlinge machen sich nämlich bereits während ihrer Ausbildung Gedanken darüber, welche Weiterbildung sie nach ihrem Abschluss machen können. „Hier heißt es ansetzen: Neben den Meister- und Befähigungsprüfungen sollte es noch mehr Möglichkeiten geben, im Beruf höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben“, schlägt Nemeth vor und verweist auf das Angebot wise-up.at – eine Plattform für Unternehmen, die sich mit digitaler Aus- und Weiterbildung beschäftigt.
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