Kooperation mit Privatuni soll drohenden Ärztemangel lindern
In den kommenden Jahren gehen laut aktuellen Daten der Burgenländischen Gebietskrankenkasse zwei Drittel aller derzeit praktizierenden Allgemeinmediziner in Pension. Ähnlich groß ist der Bedarf an Fachärzten für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Traumatologie, Innere Medizin sowie Kinderheilkunde. Und das im Burgenland, wo die Ärztedichte von unter 4,5 Ärzten pro 1.000 Einwohner ohnehin schon eine der niedrigsten im Bundesvergleich ist.
Dieser Entwicklung will das Land nun entgegentreten - mit einer am Mittwoch von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und KRAGES-Geschäftsführer Harald Keckeis präsentierten Kooperation mit der Danube Private University (DUP) in Krems. Diese Vereinbarung gibt dem Land die Möglichkeit, ab September jährlich fünf Studierende an die Privatuniversität zu schicken. Für sie entstehen keine Kosten.
Teilweise komme es durch die Kooperation zu einer Reduktion der Studiengebühren, teilweise würden Studienplätze gratis zur Verfügung gestellt, so Doskozil. Die Studierenden sollen durch ein Auswahlverfahren, das die Privatuniversität vornehme, ermittelt werden. Sie müssen sich verpflichten, nach dem Studium fünf Jahre den Beruf im Burgenland auszuüben, entweder im Bereich der KRAGES oder in Praxen. Voraussetzung ist auch, dass Bewerber bereits seit mindestens zwei Jahren ihren Hauptwohnsitz im Burgenland haben.
Trainingscenter am Campus des Oberwarter Krankenhauses
„Diese Kooperation startet sofort, sie wurde bereits am Dienstag in der Regierungssitzung beschlossen“, sagte Doskozil. Die ersten fünf Studenten wolle man bereits im Herbst an die Uni schicken.
"Die KRAGES stellt Famulaturplätze zur Verfügung und unterstützt die DPU, indem man Ausbildungsplätze im Rahmen des klinisch-praktischen Jahres zur Verfügung stellt", erläuterte KRAGES-Geschäftsführer Harald Keckeis. Geplant sei weiters ein Trainingscenter mit der Privatuniversität am Campus des Krankenhauses Oberwart.
Man werde sich mit allen Kräften dafür einsetzen, dass mehr Ärzte im Burgenland ihren beruflichen Standort finden, als Landärzte oder als Ärzte in der KRAGES, sagte DPU-Präsidentin Brigitte Wagner-Pischel. Mit der Kooperation bringe man seitens der Universität ein internationales Netzwerk mit und wolle ein interessantes Forschungszentrum „mit anerkannten Wissenschaftlern aus ganz Europa“ auf den Weg bringen.
Junge Ärzte bleiben nicht in Österreich
Das Problem der abwandernden Ärzte ist kein burgenländisches, sondern ein österreichisches: Der Anteil der inländischen Promovenden am Zustrom der Turnusärzte betrug 2018 nur noch 69 Prozent, 10 Jahre davor waren es noch 93 Prozent. Nur sechs von zehn Turnusärzten bleiben laut Österreichischer Ärztekammer auch im Land.
Doskozil nimmt Bundesregierung in die Pflicht
Es sei wichtig, keine Beschränkungen zu machen, wer studieren dürfe, so Doskozil. Stattdessen solle man ein Modell kreieren, wonach derjenige, der das Studium in Österreich absolviert und vom Steuerzahler finanziert bekommt, „eine gewisse Zeit und gewisse Jahre diesen Beruf in Österreich ausüben müsste“. Dies sei „eine Aufgabenstellung der Bundesregierung“, stellte der Landeshauptmann fest.
Der drohende Ärztemangel werde durch historische gesetzliche Vorgaben vorangetrieben, aber auch durch den Versuch der Krankenkassen, Primärversorgungszentren zu implementieren. Damit gehe ein „Zusperren von Landarztpraxen“ einher, das nicht goutiert werden könne, weil es zulasten der ländlichen Region gehe, argumentierte Doskozil. Hier werde es noch intensive Diskussionen mit der Krankenkasse geben - „auch mit den Vertretern der Burgenländischen Krankenkassen“.
Aktuelle Ausschreibungen der Ärztekammer Burgenland
- Arzt für Allgemeinmedizin in Siegendorf (Modell Übergabepraxis)
- Arzt für Allgemeinmedizin in Jennersdorf
- Arzt für Allgemeinmedizin in Raiding
- Arzt für Allgemeinmedizin in Gattendorf (Modell Übergabepraxis)
- Arzt für Allgemeinmedizin in Großpetersdorf
- Arzt für Allgemeinmedizin in Bad Tatzmannsdorf (Modell Übergabepraxis)
- Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie in Pinkafeld
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