In Österreich verschärft sich der Ärztemangel rapide
Die Ärztekammer schlägt Alarm: Sollte es nicht sofort ein Bündel von politischen Maßnahmen geben, drohen in den kommenden Jahren dramatische zahlenmäßige Einbrüche in der ärztlichen Gesundheitsversorgung. „Aus heutiger Sicht ist es aussichtslos, diesen Bedarf auch nur annähernd zu decken, wenn nicht rasch und entschlossen gehandelt wird. Das gilt sowohl für die Allgemeinmediziner als auch für Fachärzte, sowohl für Kassenärzte als auch für Wahlärzte.“ Das erklärte Johannes Steinhart, der Obmann der Bundeskurie niedergelassener Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Alterskonzentration liegt bei 60 Jahren
1998 lag die höchste Alterskonzentration bei einem Alter von etwa 45 Jahren, heute liegt sie bei 60 Jahren. Der Ärztevertreter betonte, dass es nicht wünschenswert für ein Gesundheitssystem sei, wenn in zehn Jahren die größte Gruppe der niedergelassenen Ärzte 70 Jahre alt ist und der Nachwuchs weit hinter den zahlenmäßigen Notwendigkeiten zurückbleibt.
Mittelfristig beläuft sich der jährliche Nachbesetzungsbedarf laut Kammer auf 938 Ärztinnen und Ärzte. „Das ist die Anzahl zusätzlicher niedergelassener Ärzte, die wir zur Aufrechterhaltung des Status quo in fünf Jahren benötigen, um die pensionsbedingten Abgänge zu kompensieren“, sagte Steinhart.
Österreich sei allerdings weit davon entfernt, diesen Bedarf decken zu können. 2017 gab es an den öffentlichen Universitäten 1665 Absolventen eines Medizinstudiums. Bekannt ist aber, dass um die 40 Prozent davon nicht in Österreich als Ärzte arbeiten werden.
Ärztebedarf wird steigen
Verschärfend kommt zu diesen Daten hinzu, dass der Ärztebedarf in Zukunft steigen wird, weil die Bevölkerung voraussichtlich wächst, älter und betreuungsintensiver wird.
Besonders dramatisch sei die Situation bei den Ärzten mit Gebietskrankenkassen-Vertrag, die für die niedergelassene Versorgung auf e-Card bedeutsam sind. Die Altersverteilung hat hier eine deutliche Zacke nach oben bei den heute 61- und 62-Jährigen, in zehn Jahren haben 55 Prozent aller Ärzte mit GKK-Vertrag das Pensionsalter erreicht. Der Nachbesetzungsbedarf beläuft sich auf 434 GKK-Ärzten pro Jahr.
Bei den Fachärzten erreichen 60 Prozent in zehn Jahren das Pensionsalter.
Als Modell für rasche Gegenmaßnahmen nennt die Ärztekammer Deutschland. Zusammengefasst sind dies: Erhöhung der Zahl der Medizinstudenten, Landarztstipendien, Stipendien, die Spitäler an Jungärzte vergeben, attraktive Leistungen für Jungärzte, die sich in ländlichen Regionen niederlassen und den Ausbau der Online-Betreuung von Patienten.
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