Karl Baldauf ist der längstdienende Anwalt des Burgenlandes

Karl Baldauf ist der längstdienende Anwalt des Burgenlandes
Mit 45 Dienstjahren ist aktuell kein Anwalt im Burgenland so lange tätig, wie der gebürtige Güssinger Karl Baldauf. Doch eigentlich wollte er Architekt werden.

Der Weg des Anwalts war dem gebürtigen Güssinger Karl Baldauf schon länger vorgegeben. Bereits sein Vater Karl Baldauf sen. übte den juristischen Beruf aus. Seit 85 Jahren besteht seine Kanzlei in der Güssinger Badstraße, seit 45 Jahren übt er selbst den Beruf des Anwalts aus – und ist damit der dienstälteste Anwalt des Burgenlandes.

Geboren ist er am 30. Juli 1947 – übrigens am selben Tag wie Arnold Schwarzenegger, wie Baldauf betont. Mit 18 ging es dann zum Studieren nach Wien.

Kanzlerin neben sich

1971 war das in Mindestzeit erledigt: „Ich war kein guter Schüler im Gymnasium, aber ein richtig flotter Student.“ Prominente Kommilitonin: Ex-Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Zusätzlich hing er noch ein paar Semester „Welthandel“, so hieß das Studium der Betriebswirtschaftslehre damals, an. Doch spätestens beim Fach „Statistik“ verging ihm der Spaß.

Dann kehrte er nach einem Gerichtsjahr in die Kanzlei seines Vaters nach Güssing zurück und damit dorthin, wo schon sein Großvater zuvor eine Bäckerei betrieben hatte. Auf die Frage, was er vom Opa geerbt haben könne, wenn es vom Vater die Liebe zur Juristerei war, antwortet Karl Baldauf trocken: „Ich esse gerne Semmeln. Eigentlich überall dazu.“

Karl Baldauf ist der längstdienende Anwalt des Burgenlandes

Noch heute erinnert sich Karl Baldauf an viele seiner Fälle zurück. 

Andere Pläne

Eigentlich hatte er jedoch einen anderen Karriereweg geplant. Der heutige Anwalt wollte Architektur studieren: „Dieses Studium war mir dann aber zu schwer, deshalb hab ich Jus studiert. Ich habe aber nach wie vor ein großes Interesse an der Architektur.“

Vor allem in Ungarn und Slowenien begibt sich der Rechtsanwalt immer noch auf die Suche nach „Lost Places“, also verborgenen und unbekannten Orten. Mit seiner Lebensgefährtin „Gaby“ hat er sich außerdem zum Ziel gesetzt, jedes Jahr in die jeweilige europäische Kulturhauptstadt zu reisen.

„Praktischer Arzt“

Für den 75-Jährigen war außerdem immer schon klar, sich nicht nur in ein Teilgebiet der Rechtswissenschaften vertiefen zu wollen. „Ich bin wie ein praktischer Arzt, ich mache alles. Fast schon wie ein fahrender Anwalt.

Hier in unserer ländlichen Gegend würde eine Spezialisierung auch nicht funktionieren. Außerdem würde es mir beim Kopf rausstehen, wenn ich den ganzen Tag nur Scheidungen oder Unfälle machen müsste“, lacht Baldauf beim Gedanken.

„Analoger“ Mensch

In den Anfängen seiner Karriere war Baldauf durchaus technikaffin. „Ich hatte eines der ersten Kopiergeräte und auch einen sauteuren Anrufbeantworter, für Serienbriefe und ähnliches sogar ein Gerät um 250.000 Schilling. Was für ein Geld das war“, erinnert sich der Anwalt. Heute gehe alles deutlich schneller – kein Vergleich zu früher mit sechs notwendigen Durchschlägen einer mechanischen Schreibmaschine für einen Grundbucheintrag. Statt zu kopieren, hat man früher Texte komplett abgeschrieben.

Heute ist alles anders. Er sei dennoch ein „analoger“ Mensch geblieben. Mappen, Zettel, Diktiergerät – das reicht ihm zum Arbeiten. Und natürlich seine Kanzleimitarbeiterinnen. „Wenn meine Kanzleidamen gehen, dann kann ich zusperren“, lacht Baldauf. In jüngeren Jahren war Karl Baldauf ein durchaus erfolgreicher Sportler. Mit dem UBC Güssing wurde er 1967 und 1971 Landesmeister im Basketball. Als Student spielte er viel Handball. Im Tennis holte er „ein paar Mal“ Staatsmeistertitel und bei den „Skiweltmeisterschaften der Juristen“ sei er stets bester Burgenländer gewesen. „Sportliche Betätigung war für mich immer idealer Ausgleich zum Beruf“, sagt Baldauf.

Seit sieben Jahren ist der Rechtsanwalt, der privat in Maria Bild (Bezirk Jennersdorf) wohnt, außerdem Obmann der „Haustechnik Güssing Blackbirds“, die in der zweiten Basketball-Bundesliga spielen. Bei jedem Heimspiel und einigen Auswärtsfahrten ist „der Karli“ dabei und feuert seine Spieler an.

Was er in seinem Leben bereut? „Wo mein Büro steht, wurde ein Verbrechen an meiner architektonischen Seele begangen. Da war die intakte Bäckerei meines Großvaters, mit herrlicher Tapete an der Wand. Wenn ich die alten Bilder ansehe, dann fang ich direkt zum Weinen an“, erklärt Baldauf.

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