Holz fehlt: „Firmen könnten im Herbst stillstehen“
Die Pandemie versetzte die Holzbranche im Vorjahr in Panik. Sägewerke standen still und es gab kaum Bedarf an Schnittholz. Doch davon ist nichts mehr spürbar – der Markt schlug ins Gegenteil um und boomt. Holz ist knapp und der Preis steigt.
„Wir können wegen der rasanten Preissteigerungen unserer Lieferanten den Kunden nur mehr Wochenpreise für ihre Vorhaben anbieten“, sagt Gerald Fürst, der einen Zimmerei- und Holzbaubetrieb in Willersdorf, Bezirk Oberwart, führt.
133.000 Hektar Wald gibt es im Burgenland. Das entspricht einem Drittel der Landesfläche
50 Prozent der Fläche sind Laubwälder, mehr als 30 Baumarten kommen im Burgenland vor
47 Prozent der Fläche zählen zur Kategorie Kleinwald. Laut Statistik gibt es 193.000 Waldgrundstücke, die im Durchschnitt 6.000 Quadratmeter groß sind
Die Leimholzpreise sind pro Kubikmeter um 200 Euro angestiegen, die Lieferzeiten betragen mindestens zehn Wochen. „Bei Holzfaserplatten gibt es keine Lieferung mehr vor Ende September“, sagt der Unternehmer im KURIER-Gespräch.
"Wenn es so weitergeht, werden Firmen stillstehen"
Die Firma mit zwölf Mitarbeitern existiere zwar schon seit 1961, doch so eine Situation habe es noch nicht gegeben, meint Fürst. Die Preiserhöhungen. so der Unternehmer, können von einer Woche zur nächsten zehn bis fünfzehn Prozent ausmachen. „Wenn es so weitergeht, werden am Ende des Jahres einige Firmen stillstehen, weil kein Material mehr zu bekommen ist“, meint Fürst. Viele Produktionsbetriebe seien im Verzug – aufgrund von Kurzarbeit und der hohen Nachfrage.
Die Preissteigerungen bekommen dieses Mal auch die Waldbesitzer zu spüren. „Die Rundholzpreise für die Forstwirte sind deutlich angezogen“, erklärt Klaus Friedl, Obmann des burgenländischen Waldverbandes. Nach den vergangenen Jahren, in denen Europa mit Schadholz überschwemmt wurde, gebe es nun einen Mangel an Rundholz.
Einerseits war der Winter heuer sehr feucht und die Borkenkäferproblematik eher gering, andererseits steigt die Nachfrage nach Holz vor allem im Ausland. „In den USA haben sich die Schnittholzpreise verdreifach, das gehobelte Brett erlöst dort gleich viel wie bei uns der fertige Leimbinder“, berichtet Friedl. Auch China würde vermehrt Holz importieren.
Die Baubranche setzt immer mehr auf Holz. „Das haben wir in den vergangenen Jahren forciert, jetzt gibt es die Nachfrage und wir haben kein Holz mehr“, sagt der Forstexperte. So wie Fürst gehe es vielen Holzbaumeistern in Österreich. Viele Menschen würden, wegen der Lockdowns und Reiseeinschränkungen derzeit ihr Haus um- oder ausbauen. „Für viele ist Holz die erste Wahl, beim Baustoff.“
Ost-West-Gefälle
Die Holzbauten werden mehr, wie auch die Einreichungen beim jährlichen Holzbaupreis im Burgenland zeigen. 80 Projekte wurden im Vorjahr eingereicht, mehr als in den vergangenen Jahren. „Während es früher beim Holzbau ein Ost-West-Gefälle gab, werden die Holzbauten auch im Burgenland beliebter. Da merkt man, dass sich die Leute wieder auf den nachwachsenden Rohstoff besinnen“, sagt Herbert Stummer von der LK Burgenland.
Wald in Österreich wächst, in etwa um die Größe des Burgenlandes
Österreichs Waldnutzung ist seit Jahrzehnten nachhaltig, die Waldfläche und der Holzvorrat im Wald nehmen stetig zu. „Da weniger genutzt wird, als nachwächst, ist die Waldfläche beinahe um die Größe des Burgenlandes gewachsen und der Vorrat ist um satte 50 Prozent gestiegen“, heißt es von der Landwirtschaftskammer.
Auch beim Erreichen der Klimaziele nimmt die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle ein. „Im Burgenland haben wir aufgrund des Borkenkäfers knapp 18 Prozent Schadholz, das zur Gewinnung von erneuerbarer Energie verwendet werden kann. Biomasse-Anlagen tragen zum Klimaschutz bei und fördern zudem auch einen klimafitten Wald“, sagt LK-Burgenland Präsident Niki Berlakovich.
Die Besitzverhältnisse des Waldes im Burgenland sind kleinstrukturiert, nur ein Viertel der Flache steht im Eigentum von großen Forstbetrieben, der Rest fällt in die Kategorie Kleinwald. Laut Kataster gibt es 193.000 Waldgrundstücke, die im Schnitt 6.000 Quadratmeter groß sind.
Die Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaftet jeden 17. Euro der österreichischen Bruttowertschöpfung und jeder 15. Arbeitsplatz ist auf den Sektor zurückzuführen, wie eine Economica-Studie aufzeigt. Das Österreichische Forstgesetz verfolgt die Prämisse „Wald muss Wald bleiben“. Eine Änderung der Landnutzung, etwa von Wald zu Siedlungsgebiet, ist nur schwer möglich. Ausnahmen gibt es bei nachzuweisendem öffentlichen Interesse.
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