Abendschule in Oberpullendorf: HAK-Matura mit 58 Jahren
In der Handelsakademie Oberpullendorf gehen auch abends nicht die Lichter aus. Zu später Stunde wird noch die Schulbank gedrückt. Die Schüler sind dem Jugendalter schon (längst) entwachsen: Seit 2008 gibt es die Abendschule für Erwachsene. „Es ist die einzige Ausbildungsmöglichkeit im Burgenland, um kostenlos die HAK-Matura absolvieren zu können“, sagt Studienkoordinator Professor Norbert Liebentritt.
Gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, wo die Arbeitslosenzahlen steigen, sieht der Lehrer in dem Angebot eine gute Gelegenheit, um die Chancen am Arbeitsmarkt zu steigern. Egal ob für Arbeitslose, Schulabbrecher, Berufstätige oder Quereinsteiger – die Ausbildung samt Lehrbüchern sei für alle Interessenten kostenlos. Ein Einstieg steht jedem ab dem 17. Lebensjahr offen.
HAK-Matura mit 58 Jahren
Das Durchschnittsalter seiner Abendschüler liege bei 25 Jahre, erklärt Liebentritt. „Meine älteste Schülerin derzeit ist 58 Jahre – sie macht demnächst Matura.“ Er selbst sei 59 Jahre und „bislang war noch keiner meiner Schüler älter als ich“.
Etwa 700 Personen haben in den vergangenen 12 Jahren die Einrichtung besucht, 200 haben maturiert, weitere 150 Schüler haben den Handelsschulabschluss nachgeholt. Die Abendschüler kommen aus dem ganzen Burgenland, aber auch aus Niederösterreich.
Um zu dem begehrten kaufmännischen Schulabschluss zu gelangen, müssen die Interessenten vier Jahre lang zwei bis drei Mal pro Woche zum Unterricht erscheinen. Präsenzunterricht gibt es jeden Dienstag und Donnerstag von 18 Uhr bis 22 Uhr sowie jeden zweiten Freitag. Daneben gilt es, Hausaufgaben zu erledigen. Gelehrt werden sämtliche Fächer, die auch tagsüber unterrichtet werden.
"Abendschüler sind disziplinierter"
Unter seinen Schülern befinden sich auch immer wieder Spitzensportler, die nur abends für den Schulbesuch Zeit haben, sagt Liebentritt. Burgenlands Tennis-Profi David Pichler zählt etwa zu den prominenten Absolventen der HAK Abendschule. „Derzeit haben wir auch einen Fußballer von Admira als Abendschüler.“
Aber auch etliche frühere Arbeiter haben abends ihre kaufmännische Ausbildung in der Schule nachgeholt und damit einen beruflichen Auf- bzw. Umstieg geschafft. „Einer meiner ehemaligen Schüler arbeitet jetzt am Finanzamt, er ist mein Finanzprüfer“, sagt Liebentritt.
Sorge vor einer „späten Rache“ seiner einstigen Schüler muss sich Liebentritt wohl kaum machen. „Es ist ein familiärer Schulbetrieb, man kennt einander gut.“ Lösungen, um an den begehrten Abschluss zu gelangen, werden individuell besprochen. Auch wenn der Alltag jener der Tagesschule ähnelt – Unterschiede gibt es dennoch. „Die Abendschüler sind etwas disziplinierter. Es ist ungewohnt, wie leise es abends ist.“ Geschummelt wird aber auch, wenn es finster draußen ist. „Die Schummlerein gibt es aber eher unter den Jüngeren.“
Informationen gibt es hier oder unter 0676/7541551 sowie eMail an norbert.liebentritt@hak-op.at
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