„Anschlussdenkmal“ der Nazis wird zum Denk- und Lernort umgestaltet

„Anschlussdenkmal“ der Nazis wird zum Denk- und Lernort umgestaltet
Oberschützen stellt sich seiner Geschichte: Der ehemalige NS-Aufmarschplatz erhält Stelen mit interaktiven Infos / Buchprojekt geplant

Es ist das größte derartige nationalsozialistische Denkmal auf österreichischem Boden. Das „Anschlussdenkmal“ in Oberschützen im Bezirk Oberwart wurde im Mai 1939 eingeweiht. Auf einer Bergkuppe ist der Natursteinbau von Weitem zu sehen und sollte an den Anschluss Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland erinnern. 76 Jahre nach Kriegsende wird es nun endlich zum „Denk-, Informations- und Lernort“ umgestaltet.

Gedenken

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Reichsadler, der in der Mitte des Baus prangte, demoliert. Die Sockelinschrift und die Feuerpylonen wurden demontiert, nur die Steinsäulen blieben stehen. In der Gemeinde wurde nicht mehr viel über den Bau geredet; erst 1997 brachte man eine „Bedenktafel“ an und machte das „Anschlussdenkmal“ zum Mahnmal.

Vor drei Jahren waren umfassende Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Bauwerk nötig. Bürgermeister Hans Unger gab danach den Anstoß, sich genauer mit der Geschichte des Denkmals auseinanderzusetzen. Im Zuge eines EU-Projekts wird die Geschichte des Baus nun wissenschaftlich untersucht, und das Denkmal selbst in den kommenden zwei Jahren umgestaltet.

„Wir haben mehrere Vorschläge bei Bürgerversammlungen präsentiert“, sagt Unger. Künstler und Ausstellungskurator Andreas Lehner hat gemeinsam mit den Bürgern einen Gestaltungsvorschlag ausgearbeitet, der nun vom Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde.

„Anschlussdenkmal“ der Nazis wird zum Denk- und Lernort umgestaltet

Neugestaltung

Dieser zitiert die ursprünglich im „Anschlussdenkmal“ befindlichen Stelen mit Feuerschalen. „Diese Pylonen werden auf vier reduziert und in anderen Proportionen im Freiraum vor dem Denkmal platziert“, schildert Lehner. Die Säulen sollen die Basisinformationen zur Geschichte des Denkmals vom Bau bis in die Gegenwart enthalten. „Mittels QR-Codes wird man weiterführende Texte im Internet abrufen können, diese werden in Deutsch, Englisch, Ungarisch und Romanes angeboten“, sagt Lehner.

Die Historikerin Ursula Mindler-Steiner leitet den wissenschaftlichen Teil des Projekts. Neben Recherchearbeit wurden auch die Bürger der Gemeinde befragt. „Wir baten die Bewohner, ihre eigenen Erinnerungen zum Anschlussdenkmal zu erzählen.“ Die Ergebnisse sollen in einem Buch mit dem Titel „Darüber reden“ publiziert werden. Zusätzlich wurde auch Informations- und Unterrichtsmaterial für verschiedene Schulstufen erstellt. In den kommenden zwei Jahren soll das Projekt in Oberschützen abgeschlossen sein.Roland Pittner

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