Burgenlands „Anschlussdenkmal“ in neuem Kontext

Burgenlands „Anschlussdenkmal“ in neuem Kontext
In Oberschützen entsteht ein Denk-, Informations- und Lernort. Projekt wird gemeinsam mit Bürgern umgesetzt.

Geredet wurde schon viel über das sogenannte Anschlussdenkmal direkt an der Ortseinfahrt, und nur wenige wissen, dass es als das größte derartige nationalsozialistische Bauwerk auf österreichischem Boden gilt.

"Generationen von Schülern sind daran täglich vorbeigefahren, ohne eigentlich zu wissen, was das für ein Bauwerk ist", sagt Künstler Andreas Lehner, der für die Gestaltung des zukünftigen "Denk-, Informations- und Lernorts" zuständig ist.

Die Initiative dazu kam von Bürgermeister Hans Unger (ÖVP), erklärt Ursula Mindler-Steiner, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts. "Er hat den Anstoß gegeben, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen." Ziel sei, die Vergangenheit auf mehreren Ebenen aufzuarbeiten und sich damit auseinanderzusetzen.

"Tabuisierung ist nachhaltig destruktiv"

Das Projekt entstand laut Mindler-Steiner auf der "Grundannahme, dass die jahrzehntelange Tabuisierung des Denkmals nachhaltig destruktiv ist und dass deshalb es wichtig ist, darüber zu reden". Verschiedene Meinungen, die es zum Bauwerk gibt, seien gewollt und sollen auch gehört werden, weshalb das gesamte Projekt unter dem Motto "Darüber reden" steht.

"In der Gemeinde wurde eine Servicestelle eingerichtet und eine Ansprechperson installiert. So sollen Gedanken und Meinungen eingeholt werden, es gibt auch Raum für Kritik", sagt Mindler-Steiner. Die Bevölkerung sei aufgefordert, sich einzubringen.

Das umfangreiche, von Leader Südburgenland finanzierte Projekt soll auf mehreren Ebenen nachwirken. Ein Buch ist ebenso geplant wie pädagogische Materialien, damit Schüler möglichst objektiv über die Entstehungsgeschichte des denkmalgeschützten Bauwerks, und warum es immer noch an diesem Ort steht, informiert werden können.

"Im Moment gibt es nur eine kleine Tafel, die die Geschichte erzählt", sagt Mindler-Steiner. Es brauche aber "mehr Kontextualisierung, weil sich dadurch Außenstehenden gar nicht erschließt, was das für ein Denkmal ist".

Drei Entwürfe stehen zur Diskussion

Dass das Aufräumen mit Gerüchten und Legenden positiv für eine Gemeinde sei, habe sich beim Rechnitzer Kreuzstadl gezeigt, wo ein Freilichtmuseum die Geschichte des Orts erzählt, meint Lehner.

Er hat drei Entwürfe ausgearbeitet und mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt. Diese werden am Freitag, 16. Oktober, der Bevölkerung im Gemeindeamt präsentiert. "In Gruppen, um die Corona-Bestimmungen einzuhalten", sagt der Künstler.

Welcher Vorschlag dann schlussendlich umgesetzt wird, entscheidet der Gemeinderat.

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