Überrumpelt: Start für ungarisches Mega-Projekt am Neusiedler See
Meistens hängt alles ein bisschen zusammen. So wie zum Beispiel im Fall des Neusiedler Sees. Da war zuletzt die Zuleitung von Donauwasser ein größeres Thema als das von Ungarn geplante Mega-Tourismusprojekt bei Fertörákos. Zuletzt war sogar spekuliert worden, dass Ungarn die Pläne verwerfen könnte. Dem ist aber nicht so.
In beiden Fällen ist Ungarn jedenfalls ein wichtiger Ansprechpartner für das Burgenland. Verwunderlich also, dass das Land bisher keine Verständigung von ungarischer Seite erhalten hat.
Nämlich darüber, dass per 31. Juli die erste Baubewilligung erteilt wurde. „Wir haben sofort angefragt und sollten demnächst eine Verständigung bekommen“, heißt es aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ).
Der Plan der Ungarn ist die Errichtung eines 75 Millionen Euro teuren Tourismusprojekts inklusive Hotel mit 100 Zimmern, Hafen, Wasserpark und Sportstätten
115,2 Meter über Adria beträgt der Wasserstand des Neusiedler Sees per 5. August. Die aktuellen Regenfälle haben die Lage nur stabilisiert
Ziel der Task Force und des Landes ist es, den See als Landschaftselement zu erhalten
Schon etwas mehr weiß die Grüne Landessprecherin Regina Petrik dank ihrer guten Kontakte nach Ungarn. Sie fordert die Landesregierung zum Handeln auf.
„Umweltlandesrätin Eisenkopf muss im Namen des Burgenlandes als direkt Betroffene rasch Einspruch gegen diesen Baubescheid erheben – die Frist läuft bis 14. August. Unser Ziel muss sein, das Projekt auf ein naturverträgliches Maß zu reduzieren, denn nur so lässt sich auch der Welterbe-Status erhalten.“
Mega-Hotelprojekt "Fertörakos" sorgt für Verwirrung
Startschuss für Hotel
Laut ungarischen Umweltaktivisten wurde vorerst nur der Bau eines Vier-Stern-Hotels mit 100 Betten genehmigt. Für Petrik ist es kein Zufall, dass dieser Bescheid mitten im Sommer zugestellt wurde: „In das Oligarchenprojekt sind sowohl Viktor Orbans Tochter als auch sein Schwiegersohn als Immobilienentwickler involviert.“
Ähnliches vermutet auch Christian Schuhböck von der Umweltorganisation „Alliance for Nature“. „Wir sind gerade dabei, den Bescheid zu organisieren, um dann weiter dagegen vorgehen zu können.“ Man sei interessiert daran, Parteienstellung zu erlangen, denn nur dann sei es möglich, am Bewilligungsverfahren mitzuwirken.
Burgenland braucht Ungarns Wasser
In einem anderen Bereich, nämlich der Frage, ob und wie die Zuleitung von Donauwasser in den langsam austrocknenden Neusiedler See möglich ist, laufen die bilateralen Gespräche mit Ungarn auf Hochtouren. „Wir untersuchen derzeit das Wasser des Donauarms Mosoni und gehen der Frage nach, ob es in den See passen würde“, sagt Task Force-Leiter Christian Sailer.
Unterm Strich solle nur so viel Wasser eingeleitet werden, wie derzeit über die Wulka kommt – also rund ein Kubikmeter pro Sekunde. Deshalb sieht Sailer auch keine Gefahr für den Chemismus im See. „Im Bereich der Wulka sehen wir nicht, dass sich etwas ändert.“
Wasserzuleitung in beiderseitigem Interesse
Ein Lösungsansatz sei der Bau einer langen Wasserleitung inklusive mehrerer Pumpstationen. „Ungarn hat bereits ein Entnahmesystem beim Donauarm. Diese Leitung soll verlängert werden und wir sind natürlich sehr interessiert daran, einen Übernahmepunkt für das Wasser zu vereinbaren“, sagt Sailer.
Insofern haben sowohl das Burgenland als auch Ungarn Interesse daran, den Neusiedler See zu erhalten. Sonst wäre nämlich auch das Projekt bei Fertörákos obsolet, noch bevor es so richtig begonnen hat.
Kommentare