Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt
Die Seemanagement GmbH setzt ab heute Maßnahmen an vier Standorten. An einer Wasserzuleitung wird weiterhin gearbeitet.

Der Wasserstand des Neusiedler Sees ist im Sommer 2022 auf ein Rekord-Tief gefallen: 114,88 Meter über Adria. Das sind rund 25 Zentimeter weniger als im Vorjahr und knapp 50 Zentimeter unter dem langjährigen Durchschnitt.

Damit dürfte die Talsohle zumindest für heuer erreicht sein, weil die Verdunstung geringer ist als die Niederschläge.

In der vergangenen Saison war die Schifffahrt auf Europas größtem Steppensee bei maximalen Pegelständen zwischen 80 und 90 Zentimetern nur noch sehr beschränkt möglich.

Mit dem Ziel, den Wasserstand nachhaltig zu heben, hat das Land Burgenland im Juli die "Seemanagement Burgenland GmbH" gegründet.

Nach einem ersten Pilotprojekt in Rust wurden am heutigen Montag Arbeiten in großem Stil an vier Standorten am Neusiedler See aufgenommen. 

Die Maßnahmen im Detail

Bei einem Pressetermin in Podersdorf am See, der größten Tourismusgemeinde im Burgenland, haben Infrastruktur-Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) und Erich Gebhardt, Geschäftsführer Seemanagement Burgenland GmbH, die Maßnahmen im Detail vorgestellt.

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

Am Segelhafen in Podersdorf hat ein 25 Tonnen schwerer Amphibien-Bagger der STRABAG seine Arbeit aufgenommen. Seine Aufgabe ist es, 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Weichschlamm abzubaggern. Außerdem ist der Bau einer Strömungsbarriere geplant, um den Schlamm-Eintrag in das Hafenbecken in Zukunft zu verringern. 

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

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Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

In Illmitz und Neusiedl am See kommt ein anderes technisches Verfahren mit amphibischen Kleingeräten zum Einsatz. Das Ziel ist auch hier, die Schlammmenge am Seeboden zu verringern.

In Purbach soll ein weiterer Amphibienbagger die Hafenausfahrt von Schlamm befreien. Das vorrangige Ziel aller Maßnahmen sei, die Schifffahrt am See weiterhin gewährleisten zu können, erklärte Erich Gebhardt. 

Erste Hilfe für Neusiedler See: Schlamm und Schilf werden entfernt

In weiterer Folge sind auch Arbeiten in Oggau, Jois, Breitenbrunn und Mörbisch vorgesehen. In Rust, wo die Wassersäule im Hafenbereich heuer bereits um 20 Zentimeter erhöht werden konnte, soll als nächstes die "Ertüchtigung von Schilfkanälen" getestet werden.

Schlamm wird gesammelt und verteilt

Der abgesaugte Schlamm kommt in Auffangbecken und wird, wenn er abgetrocknet ist, im Labor untersucht. Danach wird er über die Landwirtschaftskammer an Bauern in der Umgebung verteilt. Die Forschung Burgenland soll darüber hinaus weitere Nutzungsformen finden und nachhaltige Produkte entwickeln.

Neben der Schlammentnahme steht für die Seemanagement GmbH nämlich auch Schilfschnitt auf dem Programm. Außerdem sollen im Schilfgürtel Schleusen installiert werden, um einen besseren Wasseraustausch zwischen dem Schilf und der Wasseroberfläche des Sees zu ermöglichen.

Der Wasserhaushalt  von Österreichs größtem stehenden Gewässer unterscheidet sich grundlegend von anderen Seen, denn es speist sich fast ausschließlich aus Niederschlägen. Zuflüsse, wie die Wulka oder Ortskanäle, machen nur einen geringen Teil aus.

Neben dem Wetter hat vor allem auch der Wind große Folgen für den Wasserhaushalt des Neusiedler Sees. Weht dieser kräftig, verlagert er gewaltige Wassermassen von einer Seite zur anderen und  spült  sie in den Schilfgürtel, der das kostbare Nass aufsaugt und speichert.

Der an manchen Stellen bis zu fünf Kilometer breite Schilfgürtel  ist mit seiner Gesamtfläche von rund 180  nach dem Donaudelta der zweitgrößte zusammenhängende Schilfbestand Europas. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur im Südosten und im Hanság größere Schilfflächen. Erst eine Reihe von Niedrigwasserständen, aber auch der Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft und den umliegenden Ortschaften haben zu einem vermehrten Wachstum des Schilfrohrs geführt.

Die Kosten und weitere Pläne

Die Kosten für dieses Pilotprojet belaufen sich laut Landesrat Dorner für dieses Jahr auf rund 1,1 Millionen Euro. Für nächstes Jahr sei eine finanzielle Beteiligung der See-Gemeinden vorgesehen. Auch an einer Wasserzufuhr aus der Donau werde weiterhin gearbeitet. Nachdem diesbezügliche Gespräche mit Ungarn ins Stocken gekommen sind, werde nun an einer "innerösterreichischen" Lösung gemeinsam mit Niederösterreich gearbeitet. 

Für Dorner steht fest: "Wir dürfen den Neusiedler See und die Salzlacken nicht sich selbst überlassen. Wir wollen dieses Naturjuwel erhalten". Für den Erhalt der Salzlacken im Seewinkel spiele auch die Bewässerung im Seewinkel eine entscheidende Rolle. Hier sei man in Abstimmung mit Vertretern der Landwirtschaft, um wasserschonende Kulturen und neue Bewässerungstechnologien zu forcieren. 

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