Maßnahmen werden ausgeweitet: See-Not am Neusiedler See

Maßnahmen werden ausgeweitet: See-Not am Neusiedler See
Maßnahmen gegen den sinkenden Wasserstand werden ausgeweitet, neue Varianten für eine Wasserzuleitung sind im Gespräch. Aber wird das alles reichen?

26 Zentimeter Wasserhöhe fehlen dem Neusiedler See auf den Stand des Vorjahres. 20 Zentimeter davon wurden unlängst aber wieder „gutgemacht“.

Allerdings nur in der Ruster Bucht und mit einem „Trick“: 11.000 Kubikmeter Schlamm wurden abgesaugt, um den Bootsverkehr aufrechtzuerhalten. 90.000 Euro hat das Projekt gekostet, im Oktober soll es an weiteren Standorten fortgeführt werden. „Die Kosten sind nichts in Relation zum möglichen Schaden“, betont der Ruster Bürgermeister Gerold Stagl (SPÖ).

Er und seine Amtskollegen rund um den See blicken in diesem heißen Sommer sorgenvoll auf den immer weiter sinkenden Wasserstand.

Auch das Land hat die Notwendigkeit zum raschen Handeln erkannt, noch heuer soll die Entscheidung über eine mögliche Wasserzuleitung fallen, sagte unlängst Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).

Wasser muss her

Wie genau diese erfolgen soll, ist allerdings unklar. Zwar gibt es eine unterzeichnete Absichtserklärung mit Ungarn über eine Zuleitung aus der Moson-Donau. Doskozil hat unlängst aber vor einer zu großen Abhängigkeit gewarnt und neue Varianten ins Spiel gebracht – eine Zuleitung von Wulka oder Leitha beziehungsweise aus der niederösterreichischen Donau.

Letzteres hätte vor allem auch deshalb Charme, weil das Land ohnehin eine Pipeline von Nickelsdorf nach Schwechat plant, um den ab 2026 dort produzierten Wasserstoff zur Industrie zu bringen.

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Und auch die Kosten dürften eine Rolle spielen, die ungarische Variante kostet rund 90 Millionen Euro.

„Katastrophale Folgen“

Während das Land darum kämpft, den „Naturraum Neusiedler See nachhaltig abzusichern“, wie am Donnerstag betont wurde, werden auch jene Stimmen lauter, die vor den Gefahren einer Wasserzuleitung warnen. Laut dem Biologen Bernhard Kohler vom WWF hätte das „katastrophale ökologische Folgen. Der See braucht Trockenphasen, in denen sich der angesammelte Schlamm in der Luft zersetzen kann“. Eine Zuleitung würde erst recht zur Verlandung führen.

Diskussionen gab es zuletzt auch über die Bewässerung, die sich negativ auf den Grundwasserspiegel auswirkt. Doskozil hatte kritisiert, dass diese meist um die Mittagszeit durchgeführt und außerdem hauptsächlich Saatmais bewässert werde – also ein Produkt, das nicht direkt als Lebensmittel verwendet wird, aber gute Preise am Markt erzielt. Laut Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich werde bereits an neuen Technologien gearbeitet bzw. auf trockenresistente Kulturen umgestellt.

Im September soll es einen runden Tisch mit allen Beteiligten geben, um die weitere Vorgangsweise abzustimmen.

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