Burgenland: Aus Wind und Sonne wird Wasserstoff für Österreich

Burgenland: Aus Wind und Sonne wird Wasserstoff für Österreich
Größter Elektrolyseur Österreichs mit 300 Megawatt Leistung in Nickelsdorf geplant. Bis 2030 sollen jährlich 40.000 Tonnen produziert werden, ein Drittel des Jahresbedarfs.

Das Burgenland steht vor einer paradoxen Situation. Denn demnächst wird im Norden dank der bereits vorhandenen Windräder und der geplanten Fotovoltaik-Anlagen (PV) mehr Energie produziert, als über das bestehende Leitungsnetz abtransportiert werden kann. 

Die Lösung des Problems wurde am Mittwoch von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender der Verbund AG, und Burgenland Energie Vorstandsvorsitzenden Stephan Sharma präsentiert.

In Nickelsdorf wird Österreichs größtes Elektrolyseurprojekts für "grünen Wasserstoff" umgesetzt. Bisher wird dieser mit Gas produziert, künftig aber mit erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne.

Mit einem Elektrolyseur wird mit Hilfe von Strom eine chemische Reaktion, also eine Stoffumwandlung, herbeigeführt. Dadurch findet eine Elektrolyse statt.

Elektrolyseure werden typischerweise bei fast allen "Power-to-X"-Technologien für die Erzeugung von Wasserstoff verwendet, idealerweise entsteht so rein grüner Wasserstoff. Daraus können in weiteren möglichen Stufen gasförmige oder flüssige Energieträger erzeugt werden.

Elektrolyseure können als regelbare Last zur Netzstabilisierung eingesetzt werden. (Quelle: Wikipedia)

Bis zum Endausbau 2030 sollen so 40.000 Tonnen jährlich produziert werden. Das entspricht etwa einem Drittel des österreichischen Jahresbedarfs. Kosten wird das Projekt rund 400 Millionen Euro. Wer welchen Anteil übernehmen wird, steht noch nicht fest.

Das von Burgenland Energie gemeinsam mit Verbund und Partnern initiierte Vorhaben ist auch im europäischen Vergleich eines der größten Wasserstoffprojekte.

Wasserstoff ist ein entscheidender Energieträger der Zukunft. Wir werden in recht kurzer Zeit Heizen und Mobilität von fossilen Energieträgern auf Strom umstellen.

von Stephan Sharma

Vorstandsvorsitzender Burgenland Energie

Konkret soll das so ablaufen: Der Strom fließt in einer Direktleitung zum Elektrolyseur, dort werden Wasserstoff und Sauerstoff abgespalten. Mit der dadurch entstehenden Wärme sollen Haushalte beheizt werden. Der produzierte Wasserstoff wird in einer Pipeline nach Schwechat geleitet und an die Industrie verteilt.

Burgenland: Aus Wind und Sonne wird Wasserstoff für Österreich

Michael Strugl, Leonore Gewessler, Hans Peter Doskozil und Stephan Sharma (v.li.) präsentierten das neue Projekt

Bisher wird der Wasserstoff in Österreich mit Gas produziert. Mit dem Wasserstoff aus Wind und Sonne sinkt die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von Russland, außerdem werden rund 400.000 Tonnen Emissionen eingespart. 

Umgesetzt wird das Projekt in Nickelsdorf, 2026 soll es mit einer Leistung von 60 Megawatt und einer Jahresproduktion von 9.000 Tonnen Wasserstoff in Betrieb gehen. Im Endausbau sind 300 Megawatt geplant.

Wasserstoff ist einer der wichtigsten Bausteine auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft. Der hochwertige Energieträger kann vielseitig eingesetzt werden und ermöglicht besonders in der Industrie, wo fossile Energieträger oft nicht direkt durch Strom ersetzt werden können, die Dekarbonisierung. Auch als Speicher kann er in Zukunft eine Rolle spielen, genauso wie in Nischenanwendungen der Mobilität.

Bis 2040 wird die Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Österreich das vier- bis fünffache des heutigen Gesamtbedarfs betragen.

Ein Projekt dieser Größenordnung ist in Europa derzeit einzigartig. Eine ähnliche Anlage in Portugal hat eine Leistung von nur 20 Megawatt.

Burgenland ist Vorreiter

Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ist das gemeinsame Projekt von Burgenland Energie und Verbund ein "zentrales Element auf dem Weg in die Energieunabhängigkeit". Der Weg dafür sei im Burgenland schon lange vor der Ukraine-Krise eingeschlagen worden, sagte Hans Peter Doskozil und erinnerte daran, dass das Burgenland bis 2030 klimaneutral sein will.

Burgenland Energie-Boss Stephan Sharma verwies auf die Anfänge der Windenergie vor 25 Jahren. Damals habe es "viel Mut" gebraucht, um auf Wind zu setzen. Heute gehe es vorrangig um den Ausbau der Fotovoltaik. "Auch Wasserstoff ist ein entscheidender Energieträger der Zukunft. Wir befinden uns heute in der größten Energietransformation seit der Erfindung der Dampfmaschine. Wir werden in recht kurzer Zeit Heizen und Mobilität von fossilen Energieträgern auf Strom umstellen."

"Der massive Ausbau der erneuerbaren Energie wie im Burgenland ist Maßstab für ganz Österreich", lobte Verbund-Chef Michael Strugl. Der künftig produzierte Wasserstoff habe viele Vorteile. Der Verbund produziert bereits seit dem Jahr 2019 Wasserstoff in einer Anlage mit einer Leistung von sechs Megawatt. Die dabei gewonnene Expertise wird in das aktuelle Projekt einfließen.

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