Sinkender Preis bei Öl und Gas: Ein erster Hoffnungsschimmer an den Börsen
Rohstoffpreise an den Börsen funktionieren wie Frühwarnsysteme. Sinkt die Konjunktur sinken die Preise, weil bald weniger produziert und konsumiert wird. Für viele Rohstoffe von Aluminium bis Eisenerz, aber auch Rohöl, Erdgas oder auch Weizen sinken deshalb u. a. die Preise. Es zeichnet sich eine Entspannung an der Preisfront ab.
Konsumenten werden das aber erst zu spüren bekommen, wenn dieser Trend länger anhält.
Denn das Preisniveau liegt insgesamt noch über dem Vorjahr bzw. dem Beginn des Ukraine-Krieges.
Das zeigt die Inflationsstatistik. Wifo-Experte Josef Baumgartner geht von einer Teuerung für heuer von 7,8 Prozent aus. 2023 dürfte die Inflation „nur noch“ 5,3 Prozent betragen. Der Anstieg der Preise verlangsamt sich, billiger wird deshalb (noch) nichts.
Hohe Nachfrage, hoher Preis
Dafür gibt es viele Gründe: Bei Produkten wie z. B. Autos werden günstigere Rohstoffe (z. B. Eisenerz für Stahl für die Karosserie) nicht weitergegeben, weil die Nachfrage groß genug ist und die Karosserie nur ein Teil von vielen ist. Schwerer wiegt wahrscheinlich, dass Chips fehlen oder die Energiekosten hoch sind.
Bei anderen Produkten werden Preisnachlässe nur sehr zögerlich an die Konsumenten weiter gegeben. Bei den Rohöl- und Spritpreisen ist das seit Jahren zu beobachten.
Vor dem Ukraine-Krieg pendelte der Weizenpreis um die 300 Dollar je Tonne. Mit dem Einmarsch der Russen schnellte der Preis auf 445 Dollar bis Mitte Mai hinauf. Es zeigte sich aber, dass offenbar große Teile der Ernte trotz des Krieges eingefahren werden können, aktuell kostet die Tonne deshalb 331 Dollar. Auch Mais und Sojabohnen verbilligten sich wieder. Zumindest der Anstieg der Lebensmittelpreise müsste dadurch gebremst werden, ein echter Preisrückgang ist für Baumgartner noch nicht in Sicht.
Auch beim Erdgas gibt es dieses Auf und Ab der Börsenpreise. In den letzten 3 Monaten verbilligte sich Erdgas um 11 Prozent, seit Jahresbeginn beträgt das Plus 100 Prozent. Wifo-Experte Baumgartner sagt, dass die Endkunden noch gar nicht die ganzen Preissteigerungen der Großhandelspreise gesehen haben, diese haben sich hierzulande auf 160 Euro verachtfacht „Ich erwarte im ersten Quartal 2023 noch einen Preisschub bei Strom und Gas. Da kommt noch etwas.“
Spannend ist auch Rohöl. Die für Europa maßgebliche Nordseesorte Brent kostet jetzt 103 Dollar je Fass. Der Preis lag Anfang März schon bei 128 Dollar. Gefühlt wurde Benzin und Diesel freilich immer nur teurer, jüngste Preisrückgänge spiegeln den geringeren Rohölpreises nicht wider. Auch hier gibt es zu viele andere Einflussfaktoren auf den Endverbraucherpreis.
Dasselbe Bild beim Heizölpreis. Er liegt bei 98,5 Dollar an der New Yorker Warenterminbörse NYMEX und damit deutlich unter dem Rekord von Ende April (135 Dollar). Im Vorjahr pendelte der Preis noch zwischen 50 und 75 Dollar. Vom Heizölpreis an dieser weltgrößten Spezialbörse über die Großhandelspreise in Europa bis zum Endkundenpreis in Österreich ist es ein freilich sehr langer Weg: Man muss Frachtkosten oder die Handelsspannen der Lieferanten berücksichtigen.
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