Doskozil tritt mit "großer Demut" wieder an
Hans Peter Doskozil wird nachgesagt, ein exzellentes Gespür für die Zugkraft bestimmter politischer Themen zu haben. Wenn es um ihn selbst geht, verlässt sich der burgenländische SPÖ-Landeshauptmann aber regelmäßig auf die Demoskopie.
Er wolle, so sprach Doskozil vor einigen Monaten, sein Antreten bei der Landtagswahl im Jänner 2025 davon abhängig machen, ob er „die Partei zieht“ – sprich: Ob er eine Wahlkampflokomotive ist oder bloß mittendrin mitgezogen wird.
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Obwohl das Ergebnis schon seit einiger Zeit vorliegt, wurde es erst nach dem SPÖ-Bundesparteitag veröffentlicht. Offenbar wollten sich die pannonischen Roten nicht wieder den Vorwurf einhandeln querzuschießen. Könnte der Landeshauptmann direkt gewählt werden, käme der seit 2019 amtierende Doskozil demnach auf 70 Prozent. Weit abgeschlagen seine Konkurrenten Christian Sagartz (ÖVP) mit 14, Alexander Petschnig (FPÖ) mit elf, sowie Anja Haider-Wallner von den Grünen mit vier Prozent. 2019 wurden bei einer ähnlichen Umfrage – ebenfalls von Peter Hajek durchgeführt – 57 Prozent für Doskozil ausgewiesen, die damaligen Mitbewerber lagen noch schlechter als die aktuellen.
„Ich bin unglaublich dankbar für das hohe Vertrauen, das die Burgenländerinnen und Burgenländer nicht nur in mich, sondern auch in mein Regierungsteam haben“, schreibt Doskozil in einem Facebook-Posting. Und weiter: „Ich werde mich 2025 mit großer Demut wieder um dieses Amt bewerben. Sollte ich dabei bestätigt werden, ist das auch ein klarer Auftrag, weitere fünf Jahre mit ganzer Kraft für das Burgenland zu arbeiten“.
Danach, also 2030, sei Schluss mit der Politik, sagte Doskozil vor wenigen Tagen bei anderer Gelegenheit. Dann sei er 60 und „man nützt sich ab.“
Die 70 Prozent sind zwar imposant und für die Herausforderer wenig schmeichelhaft, aber: In der Landesverfassung ist eine Direktwahl des Landeshauptmannes nicht vorgesehen. Wie viele Stimmen auf die Parteien entfallen würden, wurde nicht abgefragt, heißt es.
Teuerung ist Topthema
Man muss aber kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die SPÖ sehr deutlich unter den 70 Prozent liegt, die Doskozil für sich verbuchen kann. Bei der vergangenen Landtagswahl 2020 erreichte die Sozialdemokratie 49,9 Prozent – angetreten war man übrigens als „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“.
Abgefragt wurde bei der vom roten Landtagsklub beauftragten Telefon- und Online-Umfrage unter 1.000 Burgenländern ab 16 Jahren auch „die Stimmung auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene“: Während im Burgenland 50 Prozent der Befragten meinen, die Dinge entwickeln sich „in die richtige Richtung“, sehen das für Österreich nur 20 Prozent so und für Europa 17 Prozent. Schwankungsbreite der Umfrage: +- 3,1 Prozent.
Die Maßnahmen der Landesregierung gegen die Teuerung bewerten 22 Prozent als „sehr hilfreich“ und 42 Prozent als „eher hilfreich“. Die Teuerung steht auch bei den wichtigsten politischen Themen ganz oben; darauf folgen Zuwanderung/Flüchtlinge; Klimaschutz sowie Arbeitsplätze/Mindestlohn. Ganz unten Bildung und Kinderbetreuung.
Doskozil versichert zwar im Burgenland zu bleiben, aber er wird sich nicht darauf beschränken: Er werde sich „auch weiterhin immer dann fürs Burgenland einsetzen, wenn das notwendig ist“, lässt er wissen.
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