Die Narren werden heuer nicht geweckt

Die Narren werden heuer nicht geweckt
Der Faschingsauftakt fällt heuer ins Wasser, die Kultureinrichtungen planen für 2021 und verlegen Veranstaltungen ins Netz.

Von der Feuerwehr, über den Sport- bis zu den Schüler-, Senioren- und Pensionistenvereinen: Alle mussten ihre geplanten Ballvergnügungen absagen. Das Tanzbein schwingen, das geht derzeit nur noch in den eigenen vier Wänden. Auch die Narren befinden sich dieses Jahr im Winterschlaf, obwohl sie heute, am 11.11 um 11.11 Uhr traditionellerweise geweckt würden. In Oberpullendorf wird das Narrenwecken seit 1986 jedes Jahr unter großem Aufsehen von der Faschingsgilde „Die Krebsler“ zelebriert. „Heuer mussten wir alles absagen“, sagt Gilden-Präsidentin Beatrix Fischer-Pochtler.

Geplant war – wie gewohnt – die Inthronisierung des neuen (Faschings-)Prinzenpaares im Gasthaus Domschitz . „Jetzt hätten wir auch schon mit den Proben für unsere Kapplsitzungen begonnen“, sagt Fischer-Pochtler. Die Faschingskabarett-Sitzungen gehen in Oberpullendorf seit 1989 über die Bühne. 2021 hätten „Die Krebsler“ – bedingt durch die „Narrenzahl 11“ – auch ein spezielles Jubiläum gefeiert: Da sollte die 33. Kapplsitzung für Unterhaltung sorgen. „Die Krebsler“ hatten mit ihrem Kapplsitzungen immer wieder Auftritte beim ORF-Faschingshighlight „Narrisch guat“. Die gute Laune wolle man sich trotz widriger Umstände nicht verderben lassen, sagt Fischer-Pochtler. Im kommenden Jahr wolle man wieder für gute Unterhaltung sorgen.

Die Narren werden heuer nicht geweckt

In Güssing ist der Fasching abgesagt und auf Herbst 2021 verlegt

Faschingseröffnung und Faschingsumzug sind für den kommenden Fasching auch in Güssing abgesagt. „Wir haben intern beschlossen, dass heuer nichts stattfindet, wir müssten jetzt mit den Vorbereitungen beginnen und es ist uns zu unsicher“, sagt Johannes Hofbauer, Obmann der Güssinger Faschingsgilde. 2022 wollen die Narren dann wieder einen Umzug veranstalten, „dann werden wir was Größeres angehen“, sagt der Obmann.

Die Narren werden heuer nicht geweckt

OHO-Obmann Wolfgang Horwath: "Es wird schon am Programm für 2021 gearbeitet"

Ausweichen ins Internet und Hoffen

Das Offene Haus Oberwart hat geschlossen, wie alle anderen Kultureinrichtungen im Land. „Wir arbeiten schon am Programm 2021 und Veranstaltungen von November haben wir auf den Dezember verschoben“, sagt OHO-Obmann Wolfgang Horwath im KURIER-Gespräch.  

Was stattfinden kann und zu welchem Zeitpunkt, sei allerdings völlig unklar. „Wir planen eine Ausstellung mit Werken von Künstlern aus der Region, die auch gekauft werden können ab 6. Dezember“, sagt Horwath. Mit der Aktion sollen die regionalen Künstler in dieser schwierigen Zeit auch finanziell unterstützt werden. „Mit dem Kulturgutschein des Landes können Interessierte dann die Ausstellung anschauen und etwas kaufen“, sagt Horwath. Sollte es wegen der Corona-Maßnahmen nicht stattfinden können, „werden wir alles ins Internet verlegen“. 

Online-Veranstaltungen

Virtuelle Veranstaltungen bietet auch die KUGA in Großwarasdorf an. „Heuer ist die Saison meiner Meinung nach im Live-Bereich gelaufen.  Trotzdem wollen wir einen kleinen Teil online anbieten“, erklärt Geschäftsführer Manuel Bintinger.   
„Mü“ trifft richtigen TonSo ist am 14. November ein Konzert mit dem „ftm-Trio geplant“. Am 6. Dezember wird das 40-jährige Jubiläum der Kultband „Bruji“  statt des  „langen Krowodnrockabends“  mit einer  Buchpräsentation zelebriert. Die Events können   durch den eigenen YouTube-Kanal mitverfolgt werden.

In der Cselley „Mü“ in Oslip versucht man, Ersatztermine für die  Events zu finden, sagt  Geschäftsführerin Eveline Lehner. Um das junge Publikum bei Laune zu halten,  sollen Musikabende mit DJs gestreamt werden.  In St. Margarethen laufen  derweil die Vorbereitungen für die Neuinszenierung der Passionsspiele 2021 weiter. Der Regisseur – Militärpfarrer Alexander Wesely –  führt  Online-Leseproben mit den Darstellern durch.
 

Die Narren werden heuer nicht geweckt

Ein "Gans" anderer Martini-Gansl-Tag

Brauchtum. Der heutige 11. November ist im Burgenland ein ganz besonderer Tag. Da wird des Heiligen Martin von Tours gedacht, des pannonischen Landespatrons.  Schüler und Lehrer haben schulfrei, auch in den Ämtern herrscht zum Teil eingeschränkter Betrieb. Zum Feiern gibt es heuer aber  wenig.

 Das Martiniloben ist in Pannonien  in den vergangenen Jahren ein immer wichtigerer Faktor auch für Gastronomie und Hotellerie  geworden. Dieses Jahr  mussten Corona-bedingt sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden, auch der Genuss des knusprigen Gansl-Menüs im Lokal ist nicht möglich. Laut einer Schätzung der Wirtschaftskammer (WK) Burgenland wurden 2019 etwa 40.000 Portionen mit dem Martinigansl in den Gastronomiebetrieben im Land serviert. 

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Gansl to go steht bei vielen Burgenländern am Speiseplan

Die Möglichkeit, die Speisen von den Gasthöfen und Restaurants abzuholen, werde aber  „überraschend gut“ in Anspruch genommen, sagt Franz Perner von der WK Burgenland. „Das, was die Wirte für Martini auf Vorrat haben, werden sie vermutlich verkaufen können – und es gibt teilweise auch Nachfrage nach mehr“, sagt Perner. Dennoch hätten die Gastronomen durch die Lokalsperren Verluste im Geschäft rund um Martini. Perner rechnet damit, dass dieses Jahr etwa 30 Prozent der Gansl-Portionen im Vergleich zum Vorjahr verkauft werden.

Keine LaternenumzügeNicht nur Kulinarisches, auch jede Menge Brauchtum wird traditionellerweise beim Martinikirtag in der mittelburgenländischen Gemeinde Markt St. Martin geboten. Neben dem „Besuch des Landespatrons“, des Heiligen Martins, hoch zu Ross marschieren die Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen durchs Dorf.  Doch heuer ist alles „Gans anders“. Der Martiniverein musste die Veranstaltung aufgrund der Pandemie auf 2021 verschieben.

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