Wie die Corona-Situation rund um Martini sein wird und ob das jährliche Ganslessen stattfinden kann, ist noch unklar. Die Wirte sind jedenfalls verunsichert, weiß der Besitzer der Gänseschar, Jürgen Resch: „Wegen der Corona-Maßnahmen haben einige Wirte ihr Ganslessen bereits komplett abgesagt und keine Weidegänse bestellt.“ Er verzeichnet bei seinen Kunden in der Gastronomie zwischen 20 und 100 Prozent Rückgang bei den Bestellungen. Die privaten Kunden haben ihre Gänse meist schon geordert. Damit niemand auf sein gebratenes Gansl zu Martini verzichten muss, geht der Landwirt einen neuen Weg in der Vermarktung. „Wir bieten ,Martini in the box‘ an“, sagt Resch. Gemeinsam mit dem Gastwirt Martin Fandl und dem Winzer Matthias Jalits hat er das Gansl-Set für zu Hause kreiert.
Die Gans kommt fertig gebraten und mit Sauce ins Glas, dazu gibt es Uhudler-Apfel-Rotkraut und Serviettenknödel – ebenfalls im Glas haltbar gemacht. Zusätzlich beinhaltet die Box noch eine Flasche Eisenberg DAC Reserve Ried Szapary vom Weingut Jalits, damit auch der passende Wein zum Gänsemenü parat ist.
„Wer nicht ins Wirtshaus gehen will oder kann, kann bei uns das komplette Menü für zwei Personen bestellen und zu Hause genießen“, sagt Resch. 58 Euro kostet die Weidegans samt Beilagen und Wein für zuhause. „Es werden nur regionale Produkte verarbeitet und die Wertschöpfung bleibt im Land“, versichert Resch und hofft auf viele Bestellungen.
Gekocht werden Weidegans und Beilagen von Fandl in seinem Lokal in Steinfurt, Bezirk Güssing. „Wir machen die Gans wie früher haltbar und rexen sie im Glas ein“, sagt Fandl. Er will auch ein klassisches Ganslessen in seinem Lokal anbieten. „Wenn es wegen der Corona-Situation möglich ist“, sagt der Gastwirt. Falls Gänse übrig bleiben oder das Lokal geschlossen werden muss, kommen die Vögel gebraten ins Glas und werden zu den Gästen nach Hause geschickt. „So haben wir Sicherheit und es wird nichts übrig bleiben“, meint Fandl.
Landwirt Andreas Knor aus Güttenbach (Bezirk Güssing) hat kein Absatzproblem, seine rund 180 Weidegänse gingen an Privatkunden. „Wir haben schon alle verkauft“, sagt Knor. Bei seinen 15 Weidegans-Kollegen im Südburgenland gibt es laut Landwirtschaftskammer aber noch einige Gänse, für jene, die sie selber zubereiten wollen. Somit werden die insgesamt rund 5.000 burgenländischen Weidegänse trotz Corona heuer auf den Tellern landen und nicht auf der Weide überwintern.
„Martini in the Box“ wird österreichweit zugestellt und kann unter office@guessing.lk-bgld.at oder 0664/531 68 43 bestellt werden.
Rund 270 Bauern von Vorarlberg bis ins Burgenland halten jedes Jahr Weidegänse. Die Idee wurde 1992 im Mühlviertel geboren. Die Vögel haben besonders viel Auslauf und Zugang zu Wasserstellen und fressen vor allem das Gras auf den Weiden und Getreide aus eigener Produktion der Bauern. Die Weidegans erfreut sich großer Beliebtheit.
„Unsere Mitglieder halten im Schnitt 170 bis 180 Gänse und es ist schön, dass man mittlerweile die Gansln in ganz Österreich herumrennen sieht“, sagt die Obfrau der Weidegans-Halter in Österreich Heidi Hebesberger aus Nussbach in Oberösterreich.
Der Durchschnittsverbrauch von Gänsefleisch in Österreich liegt bei 0,24 Kilogramm pro Person und Jahr. „Über den Daumen isst jeder Österreicher einmal im Jahr Gansl“, sagt Hebesberger. Die heimischen Landwirte können Österreich nur mit 26 Prozent der benötigten Gänse versorgen. Die Restlichen kommen vor allem aus dem Osten.
Auch Daunen beliebt
Rund 40 Prozent der österreichischen Weidegänse werden biologisch gehalten. Da die Weidegans 28 Wochen aufgezogen wird und eine normale Mastgans nur zwölf Wochen gehalten wird, ist auch die Fleischqualität besser. „Es bleibt mehr Gans in der Pfanne, davon profitieren Konsumenten und Gastronomen“, erklärt Hebesberger.
Neben dem Fleisch werden auch die Daunen immer beliebter. „Wir veredeln sie zu Decken und Kissen. Die Nachfrage steigt, bei den Weidegänsen sind die Daunen ausgereift“, sagt Hebesberger. www.weidegans.at
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