Die ersten Zugvögel kehren aus ihren Winterquartieren zurück
Der Kiebitz hat das Rennen gemacht. Er war der erste Zugvogel, der heuer im Burgenland eingetroffen ist. Ihm folgten mittlerweile andere Kollegen aus dem Süden nach: Stare, Feldlerchen, Rotschenkel und vereinzelte Singdrosseln sind aus dem Mittelmeerraum in heimische Gefilde zurückgekehrt.
Im Seewinkel ist mit dem Eintreffen der ersten Zugvögel Mitte Februar die Hochsaison der Birdwatcher angebrochen. Der Nationalpark mit seinen Salzlacken und dem Neusiedler See ist so etwas wie ein internationaler Vogelflughafen. Hier lässt sich auch beobachten, wie der Klimawandel das Zugverhalten der gefiederten Reisenden verändert hat.
Gewohnheiten geändert
Einige Zugvögel wollen sich in den zunehmend milden Wintermonaten nicht mehr an alte Gewohnheiten halten. Die „Ranger“ des Nationalparks haben im heurigen Winter etwa durchgehend kleine Schwärme von Alpenstrandläufern und auch zwei Kampfläufer gesichtet – dabei handelt es sich um Vogelarten, die üblicherweise in Südeuropa oder Nordafrika überwintern.
„Die Lehren aus unserer Kindheit, dass die Zugvögel im Winter nach Afrika fliegen, stimmen nur mehr teilweise“, sagt Elke Schmelzer, Nationalpark-Rangerin und Leiterin der Abteilung für tiergestützte Ökopädagogik in der St. Martins Therme & Lodge. Immer öfter würden sich in der Vogelwelt Phänomene zeigen, die noch in junger Vergangenheit undenkbar schienen: „Während meiner Ausbildung zum Nationalpark-Ranger vor rund 20 Jahren habe ich noch gelernt, dass die Graugänse im Hochwinter in Tunesien überwintern. Mittlerweile sind unsere Breiten das Überwinterungsgebiet der Gänse“, berichtet Schmelzer.
Ziesel halten kürzeren Winterschlaf
Auf die klimatischen Veränderungen hat sich auch eine andere im Seewinkel heimische Tierart eingestellt: das Ziesel. „In der Literatur findet man viele Angaben, dass das Europäische Ziesel erst im April aus dem Winterschlaf erwacht. In den vergangenen Jahren konnten wir die ersten Ziesel der Saison immer schon im Februar beobachten“, erzählt die Nationalpark-Rangerin von ihren Erfahrungen in den vergangenen Wintern.
Vogelfreundlich
Tipps zu Nistkästen und Gestaltung vogelfreundlicher Gärten gibt es in den Gratisbroschüren von „Bird Life Österreich“: „Vögel auf Wohnungssuche“, „Gefiederte Gäste im Hausgarten“ und „Finkenschutz im Siedlungsraum“. Die Broschüren können via eMail bestellt werden: office@birdlife.at
App
Die kostenlose Smartphone-App „Bird-List Neusiedler See“ hilft dabei, im „Birdwatcher-El Dorado“ alle hier bekannten Vogelarten zu identifizieren
350 verschiedene Vogelarten
wurden rund um den Neusiedler See schon beobachtet. 120 von ihnen brüten in der Region, die anderen sind Zugvögel auf der Durchreise
Interessante Beobachtungen lassen sich aber nicht nur im Welterbegebiet, sondern mitunter auch im eigenen Garten machen. Der Gesang der kürzlich eingetroffenen Hausrotschwanz-Männchen – er wird von Vogelkundlern als „gepresst-perlend“ beschrieben – ist mitunter auch in städtischen Gebieten zu vernehmen.
Mit den steigenden Temperaturen im Februar wurden bei den meisten Vogelarten die Frühlingsgefühle geweckt: Meisen, Amseln und Spechte locken mit ihren Melodien Partner an oder grenzen ihre Reviere ab.
Bei manchen Vögeln hat sogar schon die Paarungszeit begonnen, weshalb eifrig an den Kinderstuben gebastelt wird. Besonders früh dran mit dem Nestbau ist laut der Vogelschutzorganisation „Bird Life“ der Kolkrabe; und auch Österreichs Wappentier, der Seeadler, sichert sich schon früh im Jahr seinen Horstplatz.
Wer kleineren Gartenvögeln bei der Wohnungssuche unter die Flügel greifen möchte, kann das übrigens mit einfachen Mitteln tun. Eva Karner-Ranner von „Bird Life“ erklärt, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um einen Nistkasten aufzuhängen. Damit die Gäste dann auch genug Nahrung für den Nachwuchs finden, sei eine dementsprechende Gartengestaltung zu empfehlen: „Spätestens wenn die jungen Meisen laut nach Futter betteln, müssen die Eltern unermüdlich Raupen und andere Insekten heranschaffen. Naturnah gestaltete, vogelfreundliche Gärten, bieten Nahrung für Meisen und viele andere gefiederte Gäste“, erklärt Karner-Ranner.
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