Dass das Thema Pflege im Burgenland ein Dauerbrenner ist, hat gute Gründe: Im Bundesland leben 87.000 Menschen, die älter als 60 Jahre sind. Bei rund 300.000 Einwohnern sind das rund 29 Prozent. Das jüngste Bundesland ist auch das älteste - mit entsprechendem Pflegebedarf.
Die Organisation der Pflege ist zur politischen Fahnenfrage geworden, seit LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) 2019 den Pflegeplan präsentiert hat. Seither macht das Land nicht nur die Regeln, sondern wurde auch zum Pflegeanbieter.
Von Anfang an mit der Anstellung pflegender Angehöriger. Mit der Pflegeservice Burgenland GmbH wurde dafür im Herbst 2019 eine eigene Tochter der Landesholding gegründet - eine von drei Pflegegesellschaften unterm Dach der Holding. Ursprünglich wurde mit bis zu 600 Interessenten und jährlichen Kosten von 13 Millionen Euro kalkuliert.
Aktuell sind 350 Burgenländerinnen und Burgenländer angestellt, um in den eigenen vier Wänden eine(n) Angehörige(n) zu betreuen. In Summe waren es in den vergangenen fünf Jahren 630 Personen, die zum MIndestlohn des Landes Betreuungsarbeit geleistet haben, sagt Johannes Zsifkovits am Dienstag in Eisenstadt.
Der Geschäftsführer der Pflegeservice und der übergeordneten Sozialen Dienste Gmbh gab gemeinsam mit Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ), der die Agenden im Sommer 2020 von Christian Illedits übernommen hat, einen Überblick über "Zahlen, Daten und Fakten" des Anstellungsmodells.
2019 lag der Mindestlohn des Landes bei 1.700 Euro netto, mittlerweile sind es mehr als 2.200 Euro netto.
Etwa ein Drittel des Mindestlohns für die pflegenden Angehörigen zahlen die Betreuten über Pension und Pflegegeld selbst, zwei Drittel übernimmt das Land.
Für 2025 hat das Land dafür rund zehn Millionen Euro budgetiert, seit 2019 sind etwa 30 Millionen Euro in das Modell geflossen, schätzt Schneemann.
Was überrascht: 34 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Mütter oder Väter, die ihre Kinder betreuen. Und 18 Prozent der Angestellten bei der Pflegeservice Burgenland sind Männer - meist betreuen sie ihre Frauen.
Anstellen lassen können sich mittlerweile auch "Vertrauenspersonen" (Freunde, Nachbarn etc.), die in keinem Verwandtschaftsverhältnis zur betreuten Person stehen.
Bisher haben nur sieben Personen davon Gebrauch gemacht, Landesrat Schneemann ist aber überzeugt, dass diese Zahl schon bald steigt, wenn sich die Möglichkeit herumgesprochen hat.
Pflegestützpunkte: 3 von 71
Ebenfalls neu ist eine "Härtefallklausel", die es erlaubt, zusätzlich zur pflegenden Angehörigen eine weitere Kraft zu beschäftigen, etwa eine 24-Stunden-Betreuung.
Neben der Pflege daheim hat das Land auch die Betreuung in Heimen ("gemeinnützig") und die mobile Pflege stärker an sich gezogen.
71 Pflegestützpunkte aufs ganze Land verteilt will das Land von einer eigenen Landesgesellschaft errichten lassen. Erst hieß es bis Ende 2024 sollten alle fertig sein, dann Ende 2025.
Bisher ist nur Schattendorf in Betrieb, Stinatz kommt heuer noch dazu. In Großpetersdorf gibt es zwar bereits das Angebot, der Stützpunkt fehlt aber noch.
Dennoch sieht Schneemann die Umsetzung nach einigen Nachjustierungen im Plan, im Schnitt gebe es jede Woche zwei Spatenstiche für neue Stützpunkte.
Was auch unter Nachjustierung fällt: Gegen die Ausschreibung für den Betrieb der geplanten Pflegestützpunkte gab es beim Landesverwaltungsgericht eine Anfechtung.
Das Land zog zurück, die Neuausschreibung soll aber noch heuer erfolgen, hieß es am Dienstag aus dem Büro des Soziallandesrates.
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