Zeit für die geplanten 70 Pflegestützpunkte wird knapp

Im jüngsten Rechenschaftsbericht der SPÖ-Regierung findet sich auf Seite 9 ein kühner Satz: „Einen Meilenstein der Pflegepolitik des Landes stellen die Pflegestützpunkte dar.“
Kühn, weil von den 71 geplanten Stützpunkten für rund 7.000 betroffene Menschen erst einer – in Schattendorf – in Betrieb ist. Die 70 restlichen sollen bis Ende 2025 errichtet sein und von Hauskrankenpflege über betreutes Wohnen und Seniorentagesbetreuung bis zu Pflege- und Sozialberatung ein breites Spektrum anbieten. „Das wäre das Ziel“, heißt es am Donnerstag aus dem Büro von Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ).
Einen genauen Zeitplan gibt es nicht.
Ein sehr sportliches Ziel, betrachtet man den Stand der Dinge: Ende des Vorjahres gab es Spatenstiche in Deutsch Jahrndorf, Minihof-Liebau und Unterkohlstätten. In diesen Wochen folgen einige weitere Gemeinden.
Dass der Bau, wenn er einmal begonnen wurde, nicht von heute auf morgen steht, zeigt sich im roten Deutsch Jahrndorf: Spatenstich war im vergangenen November, Baubeginn im heurigen Februar, fertig ist der Stützpunkt im kommenden November.
Etwas einfacher wird‘s, weil nicht alle 71 Stützpunkte neu gebaut, sondern in einigen Orten bestehende Gebäude adaptiert werden. In wie vielen, war gestern von der Landesimmobiliengesellschaft nicht zu erfahren.
Neben dem Haus braucht es für die Pflegestützpunkte auch Herz und Hirn, sprich professionelle Betreiber – die sich zur „Gemeinnützigkeit“ verpflichten müssen.
Die Betreiber werden seit Herbst per europaweiter Ausschreibung auf der Vergabeplattform der Schiefer Rechtsanwälte GmbH gesucht. Die erste Phase, in der Pflegedienstleister ihr grundsätzliches Interesse bekunden konnten, ist abgeschlossen. Die zweite Phase läuft noch, nach Ostern sollten die Betreiber für die Pflegestützpunkte feststehen.
Weil im Vergabeverfahren strengste Verschwiegenheit herrscht, darf auch keine der aktuell im Land aktiven Pflegeorganisationen von Caritas über Hilfswerk, Rotes Kreuz bis zur Volkshilfe sagen, ob sie mitmacht.
Beim Landesverwaltungsgericht liegt derzeit eine Anfechtung der Ausschreibung – von wem, war nicht zu erfahren. Im Vorfeld haben etablierte Pflegeorganisationen die Pläne des Landes aber scharf kritisiert. Im Schneemann-Büro erwartet man durch die Anfechtung keine nennenswerte Verzögerung.
Die 71 Pflegestützpunkte werden auf 28 Regionen aufgeteilt. Jede Region soll nur einen Betreiber haben. Vier der 28 Regionen – darunter Schattendorf und Großpetersdorf – führt die landeseigene Betreuung und Pflege Burgenland GmbH (BPB).
In Großpetersdorf bedient sie sich dazu der 1992 von Privaten gegründeten Sozialinitiative. Sie ist mit ihren 20 Mitarbeitern ab 1. April Teil der BPB in der Landesholding.
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