Coronavirus: Neueste Meldungen aus dem Burgenland

Coronavirus: Neueste Meldungen aus dem Burgenland
Aktuelle Nachrichten zu den Auswirkungen des Coronavirus im Burgenland. Spitäler sagen Ambulanztermine ab.

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus haben ab Montag konkrete Auswirkungen auf das Burgenland. Der KURIER berichtet hier laufend über aktuelle Änderungen.

Der Artikel wird laufend ergänzt, neue Meldungen finden Sie ganz oben.

 

Sorge um medizinisches Personal

Die Schließung der ungarischen Grenze für den Personenverkehr könnte sich im Burgenland nachteilig auf die medizinische Versorgung auswirken: In vielen Gesundheitsberufen sind Mitarbeiter aus dem Nachbarland beschäftigt, die gerade in schwierigen Zeiten besonders fehlen würden. Seitens der Spitalsbetreiber gibt es deshalb Bestrebungen, die ungarischen Arbeitskräfte in Österreich zu halten.

Die Burgenländische Krankenanstalten-Gesellschaft m.b.h. (Krages) beschäftigt in ihren Spitälern rund 2.000 Mitarbeiter, davon etwa 1.000 im Krankenhaus Oberwart. Der Anteil der Mitarbeiter mit Hauptwohnsitz in Ungarn beträgt im Spital in Güssing laut Unternehmensangaben vier Prozent, in Oberpullendorf und Oberwart liege er bei drei Prozent. Bei den Ärzten ist der Anteil höher: 23 Prozent der im KH Güssing beschäftigten Ärzte wohnen in Ungarn, in Oberpullendorf sind es elf Prozent und in Oberwart liege der Anteil der Spitalsärzte mit Hauptwohnsitz im Nachbarland bei 15 Prozent. „Wir haben uns seit Tagen auf so ein Szenario vorbereitet“, schildert ein Krages-Sprecher. „Wir ersuchen auch alle, in Österreich zu bleiben. Wir stellen allen, die wollen, in der Zeit eine Unterkunft zur Verfügung - auch der Familie, wenn das hilft.“ Die Unterbringungskosten würden übernommen.

Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt laufen ebenfalls Vorbereitungen, um den ungarischen Mitarbeitern und ihren Familien Unterkünfte zur Verfügung zu stellen.

Durch die Absage nicht dringlicher Termine im Ambulanzbetrieb und planbarer Operationen erwartet man seitens der Krages eine Entlastung der Personalsituation. Auch ob Ausnahmen für Gesundheitspersonal bezüglich der Grenzschließungen möglich seien, bleibe abzuwarten.

 

Landtagssitzung noch nicht fix abgesagt

Das Coronavirus hat zwar Auswirkungen auf den Politikbetrieb im Burgenland, die für 2. April geplante Landtagssitzung ist aber noch nicht endgültig abgesagt, wie eine Sprecherin von Landtagspräsidentin Verena Dunst am Montag bekannt gab. Man werde die Situation weiter beobachten, der Termin bleibe vorerst aufrecht. Die Sitzung könnte abgehalten werden, wenn dringende Beschlüsse anstehen.

Die für Mittwoch geplante konstituierende Sitzung der Ausschüsse wurde unterdessen verschoben. „Oberste Priorität ist, dass der Landtag handlungsfähig bleibt. Daher gilt es, die Abgeordneten und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Haus bestmöglich zu schützen“, sagte Dunst.

Hilfe für Gewaltopfer

Das Gewaltschutzzentrum Burgenland befürchtet, dass durch das erzwungene, enge Zusammenleben gewalttätige Übergriffe in Familien mit der Zeit zunehmen könnten. „Wir stehen trotz der aktuellen Krisensituation  weiterhin telefonisch und per E-Mail für gewaltbetroffene Menschen zur Verfügung“, versprach daher Geschäftsführerin Karin Gölly am Montag. „Wenn ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wird, erarbeiten wir mit den Betroffenen die notwendigen Anträge ans Bezirksgericht.“ Betroffene sollen sich aber nach wie vor unbedingt an die Polizei wenden. Das Gewaltschutzzentrum Burgenland ist erreichbar unter der Telefonnummer 03352/ 31 420; E-Mail: burgenland@gewaltschutz.at 

 

Landwirtschaft: Regionale Versorgung

Auf die "hochwertigen, regionalen und vor allem sicheren Lebensmittel" der burgenländischen Bauern verweist Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich. "Die Leistungen der heimischen Landwirtschaft sind gerade in dieser Ausnahmesituation unverzichtbar", sagte Berlakovich am Montag.

Lebensmittelproduzenten, Direktvermarkter, Bauernläden und der Ab-Hof-Verkauf sind als Versorgungseinrichtungen definiert. Für sie gelten daher auch aktuell keine Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.

Bauernmärkte gelten als Lebensmittelversorger und dürfen auch weiterhin abgehalten werden.

Betriebsmittel, Futtermittel und Saatgut für die landwirtschaftliche Produktion sind ausreichend vorrätig. Für Agrarhandel (Lagerhäuser) gelten die Einschränkungen der Öffnungszeiten nicht.

Für Heurigen und Buschenschänke gelten die gleichen Regeln, wie für die Gastronomie. Das heißt, sie sind bis auf Weiteres geschlossen.

Arbeitspflicht bei produzierenden Unternehmen

Auch die Industriellenvereinigung Burgenland unterstütze die Empfehlungen der Bundesregierung, dass möglichst viele Berufstätige ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen sollen, sagte Präsident Manfred Gerger am Montag. „Allerdings ist dies in vielen Bereichen der industriellen und gewerblichen Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die zur Aufrechterhaltung der Versorgungskette bzw. der strategischen Lieferketten unverzichtbar sind, nicht möglich und es kann deshalb hier zu keinen Werkschließungen oder Produktionsstopps kommen“, stellte Gerger klar. "Trotz der geltenden Ausgangsbeschränkungen ist den Mitarbeitern dieser Bereiche der produzierenden Unternehmen der Weg in die Arbeit erlaubt. Hier herrscht Arbeitspflicht.“

Kaum Kinder in Schulen

Am ersten Tag ohne regulären Unterricht aufgrund des Coronavirus sind nur wenige Kinder in die Schulen gekommen. An den Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen, wo Betreuung angeboten wird, geht man laut Bildungsministerium davon aus, dass nur rund fünf bis sieben Prozent der Schüler anwesend waren.

Im Burgenland erschienen in 35 der 46 von der Bildungsdirektion abgefragten Standorte der Mittelstufe (10- bis 15-Jährige) gar keine Schüler. In elf Schulen waren wenige Kinder. In den Volksschulen dürfte es ähnlich sein, hieß es auf Anfrage.

Absagen in Oberwart

In Oberwart wurde der Wochenmarkt am Mittwoch für diese und kommende Woche abgesagt. Der Bauernmarkt am Samstag finde weiterhin statt, gab Bürgermeister Georg Rosner am Montagnachmittag bekannt. Kunden werden jedoch aufgerufen, sich am Markt so zu verhalten, wie es die Coronavirus-Schutzmaßnahmen vorsehen.

Der Parteienverkehr im Rathaus und im Wirtschaftshof wurde bis auf weiteres ausgesetzt. In dringenden Fällen ist eine Kontaktaufnahme telefonisch (03352/38055-0) oder per E-Mail (post@oberwart.bgld.gv.at) möglich. Alle Bauverhandlungen für die kommenden Tage wurden ebenso abgesagt, wie sämtliche Veranstaltungen im Rathaus sowie auch die geplanten Flurreinigungen in St. Martin/Wart und in Oberwart. Vorübergehend eingestellt wird außerdem die Abholung der Abfälle von den Abfallsammelstellen der Gemeinden, die Problemstoffsammelstelle in der Rechten Bachgasse/Grazerstraße wird bis auf weiteres schließen. Die reguläre Hausmüllabholung von Restmüll, Biomüll, Altpapier und Gelber Sack bleibt jedoch aufrecht.

Eingeschränkter Betrieb im Tierschutzhaus

Auch auf das Tierschutzhaus Sonnenhof in Eisenstadt gebe es einen eingeschränkten Betrieb, sagt der Leiter des Sonnenhofes, Wolfgang Böck. „Schweren Herzens sind auch wir gezwungen, Vorsichtsmaßnahmen zur Sicherheit unserer Mitarbeiter und zur Sicherstellung des Tierheimbetriebes zu ergreifen. Aus diesem Grund soll der Besucherverkehr bis auf Weiteres auf das notwendige Maß beschränkt werden“, ist auf der Homepage zu lesen.
Im Moment sei nur ein Teil der Mitarbeiter im Haus, man arbeite im Zwei-Schicht-Betrieb, um die Versorgung der Tiere zu gewährleisten und die Ansteckungsgefahr unter den Mitarbeitern hintanzuhalten.

Abgaben von Tieren aufgrund des Coronavirus gebe es nicht, sagt Sonnenhof-Leiter Böck. Es gebe aber immer wieder Anfragen besorgter Tierhalter, die wissen wollen, was mit ihren Tieren passieren würde, wenn sie erkranken oder sich in Quarantäne begeben müssen.
Im Sonnenhof werden derzeit jedenfalls nur Fundtiere, oder solche, die von Behörden beschlagnahmt wurde, aufgenommen.

Und Böck, selbst Tierarzt, beruhigt: „Nach derzeitigen wissenschaftlichen Informationen gibt es keinen Hinweis, dass Tiere das Virus auf den Menschen übertragen, oder umgekehrt.“
Sonnenhof: 02687/48149.

Pensionistenverband bittet, zu Hause zu bleiben

Der Pensionistenverband Burgenland appelliert an die Angehörigen der älteren Generation, tunlichst zu Hause zu bleiben. Landespräsident Helmut Bieler: "Gerade wir Älteren, die wir besonders gefährdet sind, müssen selbst einen Beitrag leisten und uns schützen. Alles was nicht unbedingt notwendig auswärts erledigt werden muss, sollte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden."

Gleichzeitig sei er "überwältigt von der Welle an Hilfsbereitschaft, Wertschätzung und Solidarität gegenüber älteren Menschen im Burgenland", so Bieler. Er nehme Bezug auf die vielen spontanen Initiativen junger Menschen, die in den Stiegenhäusern der Wohnanlagen in den Städten und auch in den Gemeinden ihre Hilfsdienste anbieten: "Beispielsweise Einkäufe und Medikamente zu besorgen."

Polizei erhöht Streifendienste und löst "Corona-Party" auf

Die Polizei im Burgenland hat nun die Streifenpräsenz erhöht – vor allem in der Landeshauptstadt und den Bezirksvororten sind Streifen unterwegs. Meist sei es ruhig, die Menschen im Burgenland würden sich in den allermeisten Fällen an die Auflagen der Bundesregierung halten, sagt Polizeisprecher Johannes Kollmann.

Am Sonntag habe es etwa in Oggau (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) einen Einsatz gegeben. Etwa 25 Personen hätten sich neben einem Radweg versammelt, um einen Geburtstag zu feiern. In den sozialen Medien schrieb eine verärgerte Userin von einer „Corona-Party“. „Eine Streife war vor Ort, die Beamten haben mit den Anwesenden gesprochen. Die waren sehr verständnisvoll und die Versammlung hat sich bald aufgelöst“, sagt der Polizeisprecher. Das sei aber bislang der einzige nennenswerte Vorfall im Burgenland gewesen, so Kollmann.  „Die Leute wissen um die Ernsthaftigkeit der Lage.“

Ungarn schließt Grenzen für Personenverkehr

Staus hatte es am Wochenende  vor allem am Grenzübergang Nickelsdorf gegeben. Aber auch in Deutschkreutz  habe es eine Kolonne vor dem Grenzübergang gegeben, schildert Bürgermeister Kölly. Am Samstag hatte es laut Polizei 217 Zurückweisungen von Personen gegeben, die nach Ungarn einreisen wollten. Bei diesen Personen seien aber keine Verdachtsmomente in Bezug auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus vorgelegen, betont Kollmann. „Die Rückweisungen von Seiten Ungarn seien erfolgt, weil die Übertritte der Personen – bei etlichen handelte es sich um rumänische Staatsbürger– auf den nationalen Grenzübergängen wie Deutschkreutz erfolgen hätte sollen.“

Ungarn wird die Grenzen für den Personenverkehr komplett schließen. Das sagte der ungarische Premier Viktor Orban am Montagvormittag bei der Plenarsitzung des ungarischen Parlaments, nannte aber keinen genauen Zeitpunkt.

Land sucht Epidemieärzte

Praktische Ärzte werden ersucht, sich als Epidemieärzte zur Verfügung zu stellen. Sie werden zwar derzeit nicht benötigt, sollen aber als Reserve zur Verfügung stehen. Mediziner, die Interesse haben, werden gebeten, sich im Amt der Landesregierung melden.

Kurzparkzone in Eisenstadt wird nicht mehr überwacht

Auf Grund der aktuellen Situation werden die gebührenpflichtigen Kurzparkzonen inklusive der städtischen Tagesparkplätze in Eisenstadt nicht kontrolliert, gab Bürgermeister Thomas Steiner bekannt. Die Kurzparkzone in der Landeshauptstadt bleibt weiterhin aufrecht, die Parkraumüberwachung wird jedoch bis auf Widerruf ausgesetzt. „Dies geschieht im Sinne jener, die derzeit unterwegs sein müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen oder notwendige Erledigungen zu machen“, so Bürgermeister Steiner.

Versorgungsdienste

Die Landeshauptstadt hat seit Montag, 10 Uhr, ein ganz besonderes Service für ihre Bewohner eingeführt: Mitarbeiter der Stadtgemeinde Eisenstadt werden für die ältere Bevölkerung und Personen mit Vorerkrankungen den Einkauf erledigen. Getränke, Lebensmittel, Dinge des täglichen Bedarfs sowie rezeptpflichtige Medikamente werden besorgt und nach Hause geliefert, heißt es aus dem Rathaus.

Medikamente

Rezeptpflichtige Medikamente werden „nach telefonischer Rücksprache der betroffenen Bürger mit dem Arzt von diesem elektronisch an eine der drei Eisenstädter Apotheken weitergeleitet. Hat die Apotheke die Bestellung zusammengestellt, holt ein städtischer Mitarbeiter diese ab und liefert sie den betroffenen Personen“.

Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) bat eindringlich darum, „dieses Service nur im wirklichen Bedarf in Anspruch zu nehmen und so die Versorgung von Risikogruppen nicht zu gefährden“.

Kostenlos

Die Kosten für die Besorgungen streckt die Stadt vor. Die Verrechnung erfolgt im Nachhinein mittels Zahlschein und kann auch per Telebanking erledigt werden. Der Versorgungsdienst erfolgt kostenlos durch die Stadtgemeinde.
Infos unter  02682/62328 oder per E-Mail: bauhof@eisenstadt.at.

Weiteres Einkaufsservice

Auch die Stadtgemeinde Neusiedl am See unterstützt ab Montag mit einem Einkaufsservice jene Stadtbewohner, die zur  Risikogruppe zählen und die die Versorgung nicht mit Freunden oder Verwandten regeln können.

In Deutschkreutz bietet die Gemeinde ab sofort ein Einkaufsservice, sagt Bürgermeister Manfred Kölly: Mitarbeiter der Gemeinde werden auf Wunsch Einkäufe erledigen, die Abrechnungen erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt.

Auch in Deutschkreutz können Bürger, die gefährdet sind, das Service kostenlos in Anspruch nehmen.

Informationen unter der Telefonnummer 0664/8333299 (Bürgerbus) und unter 0664/1000066 (Bgm. Kölly).

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