Commerzialbank: Millionen in Blumenerde versenkt
"Wenn die Sache etwas wird, dann ist es eine größere Nummer als Red Bull." Jahrelang wussten enge Vertraute Martin Puchers nicht, was der gefallene Bankenchef mit diesen kryptischen Worten meinte. Die Antwort darauf findet sich unter anderem im Patent WO2013090967A3 – einem Verfahren zur Energiegewinnung aus organikhaltigen Abfällen. Was furchtbar technisch klingt, ist laut dem deutschen Erfinder Franz Joseph Philipp die "Energiequelle der Zukunft". "Die Umwandlung von CO2 zu sauberer Energie", so Philipp.
Doch wie sich der Fall nun darstellt, hat Pucher mit dem Geld der Sparer über 20 Jahre lang vermutlich auf das falsche Pferd gesetzt. Seine Investitionen in die angeblich revolutionären Ideen dürften zum Untergang der Bank beigetragen haben.
Davon ist auch sein Anwalt Norbert Wess überzeugt. Die erworbenen Patentrechte, die sich die Commerzialbank vor Jahren als Sicherheit für Millionenkredite einverleibt hat, sind bis heute keinen Cent wert. Traut man den Aussagen des deutschen Tüftlers, hat Martin Pucher in Hoffnung auf den großen Wurf und aus Enthusiasmus Abermillionen in die Erfindungen gesteckt. Bis heute glaubt der Banker aber ebenso wie Philipp, dass die Patente so viele hundert Millionen einspielen, dass alle Gläubigerinteressen befriedigt werden könnten.
Klärschlamm zu Erde gemacht
Bereits Anfang der 2000er-Jahre war Pucher geschäftlich mit der "Westerhouse Recycling" verbandelt. In einem Werk in Sollenau bei Wiener Neustadt wurde aus Klärschlamm-Abfällen Blumenerde erzeugt. Doch die Produktzulassung soll gescheitert sein und damit war ein Millionenkredit der Bank in den Sand gesetzt. Die gesicherten Patente spielten bis heute keinen Cent ein.
Ebenso verhielt es sich mit Erfindungen der Firma "Polamar" in Wiener Neustadt, die an einem speziellen, wasserabweisenden Beton arbeitete. Letztenendes mussten nach Angaben von Philipp 30.000 Tonnen produzierter Beton-Sondermüll teuer entsorgt werden. Einen Millionensegen erwartete sich Pucher aber vor allem von "Macom Fix". Den Namen trägt das Mittel von "Ma" für Mattersburg und "Com" für Commerzialbank. Hinter dem Patent steckt ein Verfahren zum Abbau von toxischen organischen Verbindungen zum Entgiften kontaminierter Böden. "Eine Art Bindemittel bei Ölkatastrophen", erklärt Franz Josef Philipp.
Nationalbank prüfte
All diese Patentrechte hat sich Pucher als alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer über die "Macom GmbH" gesichert. Die Commerzialbank hält 24 Prozent der Firmenanteile. "Bisher sind an die besagten beiden Firmen aber nur uneinbringbare Kredite vergeben worden, einmal sieben und einmal zehn Millionen Euro", so Wess. Die verdächtigen Transaktionen waren auch Gegenstand der Prüfung durch die Nationalbank 2015.
Laut Philipp sind die Kredite nur die Spitze des Eisberges. Pucher habe demnach ein Vielfaches investiert. In Abu Dhabi und Katar soll er auf der anderen Seite Investoren gefunden haben, die bereit gewesen sein sollten, an die 200 Millionen Dollar in die Umweltentwicklungen zu investieren. Von dem Geld wurde aber bisher nichts gesehen.
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