Commerzialbank: "Geldgeschenke" für weitere Beschuldigte?
Das Ermittlungsverfahren rund die Causa Commerzialbank Mattersburg wurde nun von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ausgeweitet. Neben Martin Pucher und Franziska Klikovits, seiner rechten Hand, gibt es sieben weitere Beschuldigte.
Die WKStA hat nicht nur das Eisenstädter Finanzstrafverfahren gegen den Dachdeckerei-Betreiber und Ex-Commerzialbank-Aufsichtsrat Ernst Zimmermann (Viertbeschuldigter) und seine Zimmermann GmbH (Neuntbeschuldigte) in das Hauptverfahren einbezogen.
Gegen Zimmermann und drei weitere Beschuldigte wird wegen des Verdachts der Geldwäscherei ermittelt.
"Geldgeschenke" auf die Hand
Laut Aktenlage handelt es sich bei diesen vier Beschuldigten um Personen, die von Pucher „Geldgeschenke“ auf die Hand erhalten haben sollen. "Diese Kreditnehmer haben die Bargeldbeträge dafür verwendet, um ihre notleidenden Betriebe zu finanzieren, denen die Commerzialbank Kredit gegeben hat. Ich habe ihnen dieses Geld gegeben, damit (…) die Bank nicht die Kredite infolge eines Konkurses verliert", sagte Pucher Ende Juli aus. "Den Kreditnehmern habe ich das Geld meist bar gegeben. Bei diesen Bargeldübergaben habe ich dazu nur gesagt: Wir, die Bank, verdiene gut und die Bank hilft dir. Was sich die Kreditnehmer gedacht haben, kann ich nicht sagen."
Pucher will den Kreditnehmern die „Geldgeschenke“ zu 90 Prozent in der Bank, zu Hause, auf einem Parkplatz oder in deren Firmen ausgefolgt haben.
"Wichtige Sponsoren" des SV Mattersburg
Bereits in einer anonymen Anzeige vom Februar 2020 werden drei der betroffenen Unternehmen als "wichtige Sponsoren" des Fußballklubs SV Mattersburg angeführt, "die hohe Verbindlichkeiten bei der Commerzialbank aufweisen", wobei die regelmäßigen Verlängerungen der Kreditlinien laut Anzeiger "aufgrund der mangelnden Deckung aus kaufmännischer Sicht zu hinterfragen sind".
Indes steht die Siebentbeschuldigte im Verdacht der Beitragstäterschaft zum schweren Betrug. Und beim Achtbeschuldigten handelt sich um einen (derzeit noch) unbekannten Täter.
Die WKStA will allerdings die Ausweitung so noch nicht bestätigen.
„Ich kann nur sagen, dass es nach wie vor zwei Beschuldigte gibt, die wir namentlich nicht erwähnt haben, und wir haben ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Eisenstadt einbezogen. Wodurch sich naturgemäß die Anzahl der Beschuldigten erhöht“, sagt Oberstaatsanwältin Elisabeth Täubl zum KURIER. Es gebe unterschiedliche Ermittlungsstränge, bei den Geldgeschenken werde der Anfangsverdacht geprüft.
Fingierte Rechnungen
Wie berichtet, ist der Finanzstrafakt Zimmermann umfangreich. Seit 2018 ermittelt die Steuerfahndung wegen des Verdachts der Abgabenhinterziehung gegen Ernst Zimmermann.
Laut Aktenlage soll er von 2013 bis 2018 insgesamt 424 fingierte Rechnungen mit einer Gesamtsumme in Höhe von 10,52 Millionen Euro ausgestellt haben. Auffällig war, dass die Rechnungen mangelhaft waren. Die Namen der „Kunden“ stammten aus dem Telefonbuch, Telefonnummern und eMail-Adressen fehlten. Zimmermann hatte dafür eine Erklärung.
„Über Vermittlung von langjährigen Geschäftspartnern haben wir mit gesellschaftspolitischen, aber auch parteipolitischen Personen Geschäftsbeziehungen, unter der Voraussetzung, dass die Kunden offiziell nicht aufscheinen“, teilt er der Finanz mit. Die Aufträge sollen lukrativ gewesen sein, die Zahlungen will er in bar erhalten haben. Zimmermann will die Umsätze mit den fingierten Kunden in der Buchhaltung erfasst und versteuert haben.
Zum laufenden Verfahren will Ernst Zimmermann keine Stellungnahme abgeben.
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