Causa Commerzialbank: Whistleblower verriet Illedits-Geschenk

Konstituierende Sitzung des Burgenländischen Landtages
Nach Christian Illedits Rücktritt will Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die Nachfolge in der Landesregierung rasch klären

Wie geht es nach dem Rücktritt von Wirtschafts- und Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) am Samstag weiter? Zunächst übernimmt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil interimistisch die Agenden des 62-Jährigen. Die definitive Nachfolge soll aber rasch geregelt werden.

Gerade in Zeiten der Covid-19-Krise sind Illedits bisherige Agenden – Arbeitsmarkt, Pflege und Unternehmen – Schwerpunkte der Landesregierung. Ob die Entscheidung schon am Montag fällt, wenn Doskozil zu Mittag vor die Medien tritt, ist aber fraglich. Am Sonntag kursierten in politischen Zirkeln der Landeshauptstadt etliche Namen. Nach alter, sozialdemokratischer Tradition müsste der Nachfolger des über ein Tausende Euro teures Geburtstagsgeschenk des SV Mattersburg (Hauptsponsor: Martin Puchers Commerzialbank) gestolperten Illedits ebenfalls aus dem Bezirk Mattersburg kommen.

Einige Köpfe sind im Rennen

Demnach hätten Landtagsabgeordneten Roland Fürst, ein Sozialexperte, und der Unternehmer Gerhard Hutter gute Chancen auf den Landesratsposten. Genannt wurden darüber hinaus auch Georg Pehm, früher SPÖ-Landesgeschäftsführer und nunmehr Chef der FH Burgenland (aus dem Bezirk Mattersburg), und Energie-Burgenland-Vorstand Michael Gerbavsits aus dem Bezirk Güssing. Und es tauchte auch ein Name auf, der zuletzt für Furore gesorgt hatte – Herbert Oschep, der vom Pressesprecher zum Büroleiter Doskozils aufgestiegene gebürtige Salzburger. Er wurde zu Zeiten von SPÖ-Kurzzeitkanzler Christian Kern als Kanzler-Sprecher gehandelt, heuer wurde er von einem Wiener Medienmagazin zu Österreichs Kommunikator des Jahres gekürt.

Doskozil könnte die Neubesetzung aber auch nutzen, um einen Experten von außen zu holen, der in seinem Berufsleben Soziales und Wirtschaft abgedeckt hat. Der Mehrwert: Der oder die Neue wäre nur Doskozil verpflichtet, nicht der Partei. Diese Variante könnte für den 50-jährigen Landeschef den „größten Charme“ haben, hört man.

"Das ist ein No-Go"

Wie berichtet, hatte Illedits am Samstag eingestanden, zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 2018 ein mit einer persönlichen Widmung versehenes 100-Gramm-Goldblatt im Wert von heute 5.400 Euro angenommen zu haben. Bekommen habe er das Präsent in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratschef der Fußballakademie Burgenland vom SV Mattersburg, dessen Präsident Commerzialbank-Gründer Martin Pucher war, der auch im Akademie-Aufsichtsrat saß.

In deren Betriebsgesellschaft sind Land (45 Prozent) und SV Mattersburg (35 Prozent) die wichtigsten Player. Mittlerweile ist der 64-jährige Pucher Beschuldigter im Bilanzskandal rund um die Commerzialbank Mattersburg und noch ist offen, ob nicht Gelder aus der Bank ins Fußballsponsoring verschoben wurden. Ans Licht kam das Midas-Geschenk durch die Anzeige eines Whistleblowers. Doskozil erhielt davon Donnerstagnachmittag Kenntnis und konfrontierte Illedits damit. Die Botschaft des Chefs: „Das ist ein No-Go“. Illedits konnte einmal darüber schlafen und räumte Freitagnachmittag ein, dass sein Rücktritt alternativlos sei.

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