Bankskandal im Burgenland: Auf der Suche nach Hunderten Millionen

Geschlossen. Der Hauptsitz der Commerzialbank in der Mattersburger Judengasse
Der Chef der Commerzialbank mit neun Filialen im Bezirk Mattersburg will „schonungslos alles erzählen“, kündigt sein Anwalt an. Wie hoch der Schaden ist, steht noch nicht fest, das Geld sei aber „nicht weg“.

Letztendlich ging Vorstandsdirektor Martin Pucher mit einer Selbstanzeige in die Offensive und trat am Dienstag gemeinsam mit seiner Vorstandskollegin Franziska Klikovits zurück. Hinter den Kulissen hatte die Finanzmarktaufsicht (FMA) da aber schon längst die massiven Ungereimtheiten in der Commerzialbank Mattersburg offen gelegt. Die Kontrollore sollen bereits seit Februar in der Bank jeden Beleg umgedreht haben. Am Dienstag, kurz vor Mitternacht, gab die FMA dann offiziell die umgehende Schließung der Bank bekannt.

Für die Banken-Branche kam das offenbar nicht überraschend, wie der KURIER erfahren hat. Man habe sich eher gewundert, „warum es so lange gedauert hat“, so ein Banker. Schon seit Längerem sei gemunkelt worden, dass bei der kleinen Regionalbank „nicht alles mit rechten Dingen“ zugehe.

Bilanzen frisiert

Wegen „Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen eines Kreditinstitutes gegenüber seinen Gläubigern, insbesondere für die Sicherheit der ihm anvertrauten Vermögenswerte“, wie die FMA in einer Aussendung bekannt gab, wurde der Commerzialbank der weitere Geschäftsbetrieb untersagt. Im Zuge der Prüfung waren Puchers mutmaßliche Manipulationen aufgeflogen – es gilt die Unschuldsvermutung.

Offenbar wurden die Bilanzen der Bank künstlich durch fingierte Guthaben und Kredite aufgeblasen. In der Bilanz sollen fiktive Vermögenswerte von bis zu 500 Millionen Euro ausgewiesen sein – wird seit dem Auffliegen des Skandals in Insiderkreisen kolportiert.

„Die Bilanz wird im Ausmaß von Hunderten Millionen Euro nicht stimmen“, sagte Puchers Verteidiger Norbert Wess zum KURIER.

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