Bald ist Feuer am Dach: Neusiedler See kratzt am Tiefststand
Bleiben Niederschläge weiter aus, wird der Neusiedler See in den kommenden Tagen den historischen Tiefststand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1965 erreicht haben.
Am Mittwoch lag der Pegel bei 115,24 Meter über Adria und damit gerade noch einen einzigen Zentimeter über dem Negativrekord. Im Vorjahr stand das Wasser Anfang März noch um 26 Zentimeter höher als aktuell.
Das lässt sich auf den vergleichsweise niederschlagsarmen Winter zurückführen. Und auch in den kommenden zehn Tagen sind keine ergiebigen Regenfälle in Sicht. Die wären aber gerade in der kalten Jahreszeit dringend notwendig, weil sich der Neusiedler See fast zur Gänze aus Niederschlägen speist.
Regnet es hingegen im Sommer, ist das quasi nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, weil pro Tag mehr Wasser verdunstet, als zugeführt wird.
Dürreperioden
Die Dürre begleitet einige Regionen des Landes schon über einen längeren Zeitraum. Während der vergangene Winter in den Nordalpen ausreichend nass war, gab es im Süden und Osten des Landes meist weniger Niederschlag als üblich. Die Trockenheit verschärft sich vorerst jedenfalls. In manchen Orten Österreichs hat es seit Dezember nur 40 Liter pro Quadratmeter geregnet, berichtet ORF-Meteorologe Daniel Schrott auf Twitter.
Massive Trockenheit am Übergang zwischen Winter und Frühling war in den vergangenen Jahren in Österreich keine Ausnahme. „Das hat seit 2011 zugenommen. Man kann noch nicht sagen, ob das ein klarer Trend ist“, sagt Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann. Zu beobachten sei jedenfalls, „dass es sehr häufig im Frühjahr blockierte Wetterlagen gibt und die Tiefdruckgebiete dann einen weiten Bogen um Europa machen“.
Der Herbst 2021 war nahezu landesweit zu trocken und im Süden sowie Südosten selbst der Sommer 2021. In diesen Regionen gab es im vergangenen Jahr also mehrfache Dürreperioden, weshalb man regional von einer hydrologischen Dürreperiode sprechen kann. Das habe ein Absinken des Grundwasserspiegels unter den langjährigen Durchschnitt zur Folge.
Wasser? Bitte warten
Genau auf dieses Problem zielt auch das gemeinsame Projekt des Landes mit Ungarn ab. Die geplante Zuleitung von Wasser aus einem Arm der ungarischen Donau in den Seewinkel soll einerseits den Grundwasserspiegel in der Region langfristig absichern und andererseits auch den See dotieren, um ihn als „Landschaftselement zu erhalten“, heißt es in der Zielsetzung des Landes.
Derzeit sind die Planungen allerdings etwas ins Stocken geraten. Die Gründe dafür liegen in der noch immer offenen Finanzierung des Kanals auf ungarischer Seite sowie zu einem großen Teil auch in den bevorstehenden Wahlen im Nachbarland.
Das Burgenland hält jedenfalls weiter an den im Vorjahr präsentierten Plänen fest. Bereits Ende März soll eine Machbarkeitsstudie veröffentlicht werden, die sich mit dem Thema „Wasserzuleitung in den Seewinkel“ auseinandersetzt.
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